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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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mischten.
    »Wie geht es Guy?«, fragte sie.
    »Trotz seines Gejammers geht es ihm gut. Er hat zu seinen alten Wunden nur ein paar Kratzer abbekommen.«
    »Baldwin ist verwundet.«
    »Wie das? Ich schickte ihn mit dem Pferd fort.«
    Sie wickelte den Rest des Fadens auf und steckte ihn in den Beutel, den sie an ihren eigenen Gürtel hängte. »Er ließ das Pferd bei deinem Bruder und ging zurück, um dir beizustehen.«
    »Ich sagte, er solle beim Pferd bleiben. Er …« Christian schüttelte seufzend den Kopf. »Nein, ich sagte nicht, er solle dortbleiben. Ich dachte, er hätte genug Verstand in seinem jungen Schädel, um sich nicht wieder in den Kampf zu stürzen.«
    »Er ist ein Lovell.«
    »Was meinst du damit?«
    Seine aufgebrachte Frage ließ sie einen Schritt zurückweichen. Dann hielt sie inne. Sie hatte sich von Pyt nicht einschüchtern lassen. Auch Christian würde es nicht gelingen.
    »Ich meine damit«, sagte sie in ähnlich kaltem Ton, »dass ihm sein Kampfesmut wichtiger ist als sein Leben. Er ist genau wie du, Christian. Nicht wie dein Bruder. Wenn es dich wurmt, dass Guy sich versteckte, dann lass deinen Ärger an ihm aus.«
    Damit ging sie, auch als er ihren Namen rief. Aus dem Augenwinkel sah sie das Erstaunen der anderen Männer, als sie ihren Schritt nicht verlangsamte. Sollten sie doch glauben, was sie wollten.
     
    Avisa hielt ihr Pferd im inneren Burghof an. Als sie Schnee von ihrem Umhang streifte und vor Schmerz zusammenzuckte, las sie Besorgnis in Christians Blick. Er stand da und hielt mit einer Hand Baldwin, der quer über dem Sattel lag. Christians Mantel war über ihn gebreitet, so dass sie nicht sehen konnte, ob der Junge bei Bewusstsein war oder nicht.
    Christian rief einer Gruppe von Männern zu, die an der Grundmauer eines Turmes an der Arbeit waren. Hellere Steine ließen erkennen, wo neue Türme und ein lang gestreckter dreistöckiger Flügel an den Haupttrakt angebaut worden waren. Auf den mit Zinnen gekrönten Türmen hielten Bogenschützen Wache. Ein Stall war voller Pferde, sie hörte Kühe muhen.
    Zwei Männer kamen gelaufen.
    Einer rief: »Ist der Junge krank? Wir wollen keine Krankheit in diesen Mauern.«
    »Er wurde verwundet«, antwortete Avisa. »Wir wurden überfallen. Gibt es hier eine Heilkundige?«
    »Martha kennt sich mit Kräutern aus.«
    »Wo finde ich sie?«
    Er zeigte nach links »Der Vorratsraum ist hinter der Küche.«
    Christian trat vor. »Wer ist Herr in diesen Mauern?«
    »Lord de Sommeville«, gab der Mann zurück.
    Avisa erschrak. Sie zählte rasch nach und atmete auf. Sie hatte Christian und die anderen lange genug durch die Gegend geschleppt. Jetzt war es Zeit, dass Beistand vom Kloster eintraf und die Geschichte von ihrer von einem ruchlosen Lord geraubten Schwester bestätigte. Ihre Aufgabe würde allerdings schwieriger, da Christian sicher erwartete, seine unterbrochene Reise fortzusetzen, sobald er sicher sein konnte, dass der Baron ihr Zuflucht bot. Sie musste einen Weg finden, ihn zum Bleiben zu bewegen.
    Es gab einen einfachen Weg. Sie konnte ihn in ihr Bett lassen. Ein Frösteln, das nichts mit dem kalten Wind zu tun hatte, überlief sie, als sie sich vorstellte, wie er lächelnd auf sie herunterblickte, ehe ihre Lippen sich trafen. Der Gedanke, seine Haut an sich zu spüren, erzeugte ein Schwindelgefühl und tief in ihrem Inneren ein Beben.
    Du gehörst St. Jude’s Abbey. Du bist eine Schwester der Klostergemeinschaft. Es ist nicht recht, wenn du mit ihm zusammen bist . Auch diese erbarmungslose Stimme vermochte die Sehnsucht in ihr nicht zu mindern. Sie streckte die Arme nach ihm aus, ehe sie sich zurückhalten konnte.
    Christian sah sie fragend an, als sie über seinen Arm strich. Er musste sie für verrückt halten, weil sie inmitten eines Schneesturmes in einer fremden Burg seine Berührung suchte, doch das vertraute Verlangen glättete die strengen Linien seines Antlitzes.
    »Ich bin so froh, dass wir endlich am Ziel sind«, sagte sie, wieder einmal erleichtert, dass sie die Wahrheit sagen konnte. »Wenn du Baldwin vom Pferd hebst, können wir ihn ins Haus bringen und seine Wunden versorgen lassen.«
    Seine Miene verhärtete sich wieder, und sie wollte sich entschuldigen, weil sie ihn von seiner Sorge um seinen Pagen abgelenkt hatte. Sie sagte nichts, als Christian den Männern ein Zeichen gab und einer vortrat, um ihm zu helfen.
    Christian zog den Mantel von dem Jungen und breitete ihn auf den Boden. Zu zweit hoben sie Baldwin vom Pferd,

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