Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
Mann, den sie so mühelos bezwungen hatte, waren sofort von Bauern umringt, die sich frohlockend die bevorstehende öffentliche Hinrichtung in allen Einzelheiten ausmalten. Die Gesetzlosen flehten um ihr Leben, bekamen aber nur zu hören, dass ihnen so viel Mitleid zuteilwürde, wie sie selbst für die geplagten Bauern und deren Familien aufgebracht hatten.
Einer der Bauern reichte Avisa mit ehrfürchtiger Miene ihr Schwert und sagte mit einer Verbeugung: »Euch gebührt unser Dank. Ihr habt getan, was Ihr versprochen habt und noch mehr, Mylady.«
Wortlos fasste sie nach dem Griff, während sie zusah, wie die Männer ihre Gefangenen aufrichteten und fortführten. Als Christian einen Schritt auf sie zuging, fuhr sie mit erhobenem Schwert herum. In ihren Augen loderten eisige Flammen. Diese Gefühle in ihrem schönen Gesicht waren ein schrecklicher Anblick.
»Sie sind geschlagen«, sagte er.
Die Kampflust schwand aus Avisas Augen. Ihr Antlitz ging von der wilden Maske zu den sanften, ihm bekannten Zügen über. Sie senkte das Schwert, Blut tropfte von der Klinge und mischte sich mit jenem auf dem Boden. Ihre Brust hob und senkte sich, doch sie hielt den Kopf hoch, als sie die Schwertspitze in das trockene Laub stieß.
»Ihr seid freigekauft, Christian Lovell«, sagte sie leise.
»Wo habt Ihr gelernt, einen Mann so zu Fall zu bringen? Sagt nicht, Euer Vater hätte es Euch gelehrt. Finten wie diese sah ich noch nie. Was habt Ihr mir verschwiegen?«
»Gern geschehen.« Sie wollte sich umdrehen.
Er packte ihren Arm, ließ sie aber los, als sie zusammenzuckte.
»Verzeiht, Avisa, ich hätte mich erst bedanken sollen, doch Ihr müsst zugeben, dass Eure Geschicklichkeit höchst merkwürdig ist.«
»Nicht für mich. Ich musste fleißig üben, um sie zu erlangen.«
»Wer brachte Euch bei, einen Gegner so leicht zu entwaffnen?«
»Dazu habe ich nichts zu sagen.« Wieder wollte sie sich umdrehen, diesmal aber hielt sie inne. »Wie geht es Euch?«
»Dank Euch bin ich am Leben.« Er schüttelte seine linke Hand und ließ vorsichtig den Blick ringsum wandern. Die Lichtung war leer bis auf sie und einige von Avisas Verbündeten. Sie standen beisammen und bejubelten ihren Sieg. »Meine Gelenke sind von den Fesseln steif.«
Sie steckte ihr Schwert ein, ehe sie seine Hand ergriff. Sie drehte sie um und strich mit ihren Daumen über seine Handflächen und bis zu den Gelenken. Er schrie leise auf, als sie sich tief in seine Haut grub.
»Wenn es schmerzt«, sagte sie, »so ist der Schaden nicht von Dauer.«
»Ihr könnt sehr kaltherzig sein, Avisa.« Er entzog ihr seine Hand, legte den Arm um ihre Taille und zog sie an sich. »Doch Ihr brennt wie Glut in meinem Arm.«
Er ließ ihr nicht die Chance zur Antwort, indem er ihre Lippen in Besitz nahm. Ihr rascher Atem beschleunigte sich noch mehr, und seine Zunge spürte ihren Puls in ihrem Mund, der so hold war, wie er ihn in Erinnerung hatte, so dass er kein Ende finden konnte. Ihre Arme legten sich um ihn, und sie erbebte, als er mit seiner Zunge über ihren Hals glitt, ehe er ihr Ohrläppchen liebkoste.
Alle Gedanken an die Schurken schwanden aus seinem erhitzten Bewusstsein, als er ihren Rücken gegen einen Baum drückte. Seine Hände glitten hoch, um ihre Brüste zu umfassen, und ihr Seufzen stieg ihm zu Kopf wie ein volles Glas Met. Ihre Finger, die sich in seinen Rücken gruben, wirkten berauschend und belebend. Er wollte tief von ihrer noch unerprobten Leidenschaft trinken. Als er ein schmerzliches Stöhnen vernahm, gab er sie widerstrebend frei und sah aufblickend seinen Bruder hinkend auf sie zukommen.
Sie lehnte den Kopf an den Kettenpanzer auf seiner Brust. »Ich fürchtete schon, ich würde nie wieder deinen Herzschlag hören.«
»Du hast etwas befürchtet? Nach allem, was ich sah, hätte ich geschworen, dass du keine Furcht kennst.«
Sie legte den Kopf zurück und lächelte. »In einer meiner ersten Lektionen lernte ich, dass die Menschen glauben, was sie sehen. Lesen sie Angst in deiner Miene, greifen sie an. Ein entschlossener Ausdruck aber weckt im Gegner Zweifel an seinem Sieg.«
»Und wer war dein Lehrer?«
»Mylady!«, rief da jemand.
Sie folgte diesem Ruf, ehe er auf Antwort drängen konnte. Was hatte sie zu verbergen? Er war entschlossen, es herauszufinden.
16
Als sie Stimmen hörte, fasste Avisa nach ihrem Schwert. Sie zog die Finger zurück, als sie Guys Stimme darunter erkannte. Er stand neben einem Strauch und zupfte Dornen aus seinem
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