Die Lady mit der Feder - Roman
auf Euer Handgelenk tun.«
Er hielt ihren Arm fest. »Es reicht, Isabella. Immerhin bin ich ein Mann.«
»Vergebt, wenn ich Euch beleidigte.«
»Mich beleidigt?« Er lachte. »Ihr habt zu lange unter Frauen gelebt.«
»Ich verstehe wohl nicht …«
Er drehte ihre Hand um und drückte seinen Mund auf die Innenfläche. Empfindungen durchzuckten sie. Sein dichtes Haar fiel nach vorne und streifte ihren Arm - hundert einzelne Liebkosungen, und jede eine Köstlichkeit.
»Süß«, flüsterte er.
»Ich sagte ja, dass die Salbe Honig enthält.«
»Ich meine den Duft, den Ihr verströmt.«
Sie schloss die Augen und gab sich der Wonne hin, als er ihre Handfläche wieder küsste. Als seine Zunge eine Spur bis zu ihrem Handgelenk zog, wünschte sie sich alle Lust, die er ihr geben konnte. Alles, alles, was sie sich vorstellen konnte, und alles, was ihre Phantasie überstieg.
Ein Stöhnen glitt über ihre Lippen, als er ihren langen Ärmel zurückschob, um sanft an der Innenseite ihres Ellbogens zu knabbern. Sie lehnte sich gegen ihn, mit jedem keuchenden Atemzug seine Männlichkeit einsaugend. So viel nackter männlicher Körper harrte der Entdeckung. Sie strich mit der Hand über die Mitte seiner breiten Brust. Unter ihrer Berührung
beschleunigte sich sein Herzschlag wie ein durchgehendes Pferd.
Sie vermeinte zu hören, wie er ihren Namen flüsterte, als sein Arm hinter sie glitt und sie an sich zog. Was immer er sagte, verflüchtigte sich in einem Aufstöhnen, als ihr Ärmel seine wunde Haut streifte.
Isabella schob ihn weg. »Ihr solltet es besser wissen, als solche Sachen zu versuchen, wenn Ihr verwundet seid.«
»Ich?« Er lachte, doch hörte sie den Schmerz durch. »Ihr solltet es besser wissen. Ihr seid heilkundig.«
»Ich weiß es besser. Ich konnte nicht klar denken. Das heißt …«
Sie wandte den Blick ab, ehe sie noch etwas ähnlich Dummes sagen konnte. »Ihr sollt Euch nicht anstrengen, bis die Haut verheilt ist.«
»Und dann?«
»Dann müssen wir finden, was die Königin haben möchte, und es ihr bringen.«
Jordan lachte wieder leise, als er einen Finger unter ihr Kinn schob und ihr Blick wieder auf ihn fiel. »Vermutlich habt Ihr während der Ausbildung mit fester Hand über das Spital geherrscht.«
Ihre Hand war alles andere als ruhig, als er sie berührte. Ihre Finger zitterten so heftig, dass ihre Vorräte ins Wasser zu fallen drohten. Bei diesem Gedanken drehte sie sich nach ihrer Nadel um. Sie tauchte sie ins Wasser, um sie vom Blut zu säubern, ehe sie sie wieder in den Glasbehälter tat. Als sie diesen einwickelte, sagte sie: »Wenn wir abends ein Feuer machen, werde ich sie richtig säubern.«
»Säubern? Wie denn?«
»Hält man sie ins Feuer, werden alle Keime aus Eurem Blut vernichtet. Es sind Keime, die Euch nicht krank machen, die aber, wenn sie in die Wunde eines anderen Menschen gelangen, tödlich sein können.« Sie hob ihre Beutel auf, befestigte sie an ihrem Gürtel und stellte einen Fuß auf einen der Stützsteine. Es zog sie mit jeder Faser in seine Nähe, deshalb musste sie Abstand wahren. »Das alles weiß ich aus Schriften, die vor fast hundert Jahren in Italien von einer Ärztin namens Trotula verfasst wurden. Sie schrieb über Krankheiten und Leiden von Frauen, doch fand ich heraus, dass ihre Lehren im Grunde ebenso für Männer gelten.«
»Ihr habt also große Erfahrung mit Männern?«
»Warum dreht Ihr mir die Worte im Mund um?« Sie runzelte die Stirn. »Eure Tante nannte Euch einen Ehrenmann, doch finde ich nichts Ehrenhaftes an der Art, wie Ihr mich bloßstellt, nachdem ich Eure vielen Fragen beantwortete und Eure Wunde versorgte.«
Damit entfernte sie sich. Sollte er doch die Pferde durch den Bach führen. Sie war von dem irrationalen Wunsch erfüllt, ihn zu erwürgen. Ein Gedanke, der sie schockierte. Als Heilkundige hatte sie gelobt, einem Menschen, den sie behandelte, niemals mit Absicht Schaden zuzufügen. Freilich hatte sie dieses Gelöbnis abgelegt, ehe sie Jordan le Courtenay begegnet war.
Eine breite Hand packte ihren Arm, sie wurde zu Jordan umgedreht. Ihr Fuß glitt zwischen zwei Steinen aus, sie kämpfte um ihr Gleichgewicht, doch hielt er sie fest. Als sie sicher war, nicht im Wasser zu landen, schob sie seine Finger von ihrem Arm.
Sein Gesicht war so hart und ausdruckslos wie die Steine
zu ihren Füßen. Als er eine Hand auf sein Schwert legte, sah sie ihn ebenso eisig und finster an wie er sie. Dennoch baute sich Hitze zwischen ihnen auf.
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