Die Lady mit der Feder - Roman
Wäldchen hallten.
Ein Dutzend Männer brach zwischen den Bäumen hervor, in den Händen Messer und Lanzen, die sie gegen die Reiter schwangen. Lady Odette schrie vor Angst laut auf.
»Los!«, rief Isabella ihrem Pferd zu, als sie ihren Kräutersack vom Sattel löste und ihn über die Schulter schwang. Hoffentlich würde sie ihn nicht brauchen. Mit einer Hand die Zügel haltend griff sie mit der anderen nach ihrer Peitsche.
Sie ließ sie unter lautem Schnalzen über ihrem Kopf kreisen.
Ein Mann stieß einen Schmerzensschrei aus. Wer es war, konnte sie nicht sehen, da ihr Pferd sich von der Peitsche erschreckt aufbäumte und sie Mühe hatte, das angstvoll wiehernde Tier zu zügeln. Zwei Männer schlugen mit den langen Lanzen auf das Pferd ein. Mit einem Fluch, von dem sie nie geahnt hatte, dass sie ihn in den Mund nehmen würde, schwang sie die Peitsche. Die Männer wichen vor der Peitsche und den wirbelnden Hufen des Pferdes zurück, das sich wieder verängstigt aufbäumte.
Lady Odettes Hilferufe übertönten das Durcheinander von Geräuschen und Lauten.
»Los!«, rief Isabella wieder.
Diesmal gehorchte das Pferd. Sie lenkte es zu der Stelle, wo Lady Odette von Männern umzingelt war, die an ihrem Kleid zerrten und versuchten, sie vom Pferd zu ziehen.
Isabella zögerte nicht. Sie sprang aus dem Sattel und ließ die Peitsche auf die Angreifer der Lady niedersausen. Sie stoben auseinander wie die anderen Strolche. Nun stürzte sie vor und schlug mit der Hand fest auf die Kruppe des Wallachs. Das Pferd sprengte mit der sich verzweifelt anklammernden Lady Odette davon. Sie sah, dass Weirton die Verfolgung aufnahm.
Die anderen …
Sie fuhr herum, als sie wieder eine Frau vor Angst schreien hörte. Die Dienerin! Isabella rannte dorthin, wo die Frau von ihrem Pferd gezerrt wurde. Ihr Fuß verfing sich, sie stolperte und stürzte. Ihre Peitsche fiel in das kurze Gras am Straßenrand. Schmerz durchschoss ihren Fuß, sie spürte heißes Blut.
Ein Blick nach unten zeigte ihr, dass ihr linker Stiefel oben durchgeschnitten war, ihre Haut darunter ebenso … Auf der Erde lag ein Schwert.
Sie griff danach und sprang auf. Ihr linkes Bein knickte unter ihr fast zusammen, doch schaffte sie es, ihr Knie zu festigen, indem sie ihr Gewicht auf das andere Bein verlagerte. Das Schwert lag nicht gut in ihrer Hand, da eine kleine Auswölbung auf dem Griff sie störte.
Ehe sie sich entscheiden konnte, in welchen Kampf sie sich stürzen sollte, packte Jordan ihren Arm und zog sie an den Straßenrand. Sie versuchte hinter ihm her zu taumeln, fiel aber auf ein Knie.
»Seid Ihr verletzt?«, rief er.
Sie stand auf und hob das Schwert. »Hinter mir, Jordan!«
»Was?«
»Wir geben uns gegenseitig Rückendeckung!«
Er erwiderte etwas, doch hörte sie nichts, da ihr Schwert ein anderes traf. Sie musste sich auf jeden Hieb konzentrieren. Wieder in der Abtei, würde sie mit Nariko eifriger trainieren müssen.
Ihr Gegner war noch ungeschickter als sie, und sie wandte einen der wenigen Tricks an, die sie beherrschte, und ließ sein Schwert im Gebüsch am Straßenrand landen. Als er um seine Waffe lief, ging ein anderer mit seinem Schwert auf sie los. Sie versuchte ihn abzuwehren, während sie ihren Rücken an jenen Jordans drückte, doch musste sie einen Schritt zur Seite machen, um dem Messer auszuweichen, das fast so lang war wie ein Schwert. Jeder Versuch, wieder zu Jordan zu gelangen, wurde vereitelt, als der Mann auf sie einstach. Blut entströmte dem Schnitt an ihrem Fuß. Sie glitt aus und fiel
auf ein Knie. Stoff zerriss, wieder schoss Schmerz von ihrem Knie aus durch ihr Bein.
Plötzlich drehte der Mann sein Messer, und ihr Schwert flog ihr aus der Hand und hinterließ einen Kratzer, da die Unebenheit auf dem Griff sie aufschürfte. Der Mann kam näher und leckte sich die Lippen.
»Isabella!«, rief Jordan.
Sie warf ihren Sack auf den Boden und riss ihn auf. Ihre Finger fanden das gesuchte Päckchen und öffneten es, um seinen Inhalt auf die Handfläche rieseln zu lassen. Dann hielt sie die Hand hoch und blies hinein. Eine schwarze Wolke erhob sich und traf den Mann.
Ein Niesreiz packte ihn. Er rieb sich die Augen und brüllte vor Schmerz wie ein Tier. Seine Kumpane konnten es nicht fassen. Wieder hob sie die Hände, und die Männer ergriffen die Flucht.
Jordan und Emery hieben auf die Männer ein, die unter Warnrufen, die sie einander zuschrien, so rasch im Wald verschwanden, wie sie aufgetaucht waren. Emery rief laut zur
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