Die Lady mit der Feder - Roman
Verfolgung auf.
»Lass sie laufen«, sagte Jordan, sein Schwert senkend. »Wir können die anderen nicht schutzlos zurücklassen.«
»Sie sind nicht schutzlos.« Der Junge fuhr sich mit einer Hand über seine blutige Wange und zuckte zusammen. »Lady Isabella kann sie beschützen.« Seine Stimme sank zum Flüsterton herab. »Wie hat sie die Kerle nur in die Flucht geschlagen?«
»Ich weiß es nicht, werde es aber herausfinden. Suche die anderen zusammen und sieh, wie es ihnen geht.« Jordan steckte sein Schwert ein, als er zurück zu Isabella ging, die auf dem
Weg saß. Ihr zerfetzter Rock war um sie gebreitet und ließ sie aussehen wie eine vom Unwetter ramponierte Blume.
Sie hob den Kopf und begegnete seinem Blick. »Sind sie fort?«
»Ja.«
»Wurde jemand ernsthaft verletzt?« Ihr Antlitz war bleicher, als er es an ihr jemals gesehen hatte.
»Emery sieht nach ihnen.«
»Er wird ein hübsches Stück laufen müssen, um Lady Odette und den Baron zu finden.«
Auf ihre unausgesprochene Anschuldigung hin kniff er die Lippen zusammen. »Weirton musste sich vergewissern, dass seine Schwester in Sicherheit ist.«
»Ich verstehe.« Sie verschob ihre Stellung und zuckte zusammen. »Wir hätten sein Schwert im Kampf gut gebrauchen können.«
»Dank Euch haben wir uns gut geschlagen.« Er hob das Schwert auf, das ihr aus der Hand geschlagen worden war. Als er eine Verwünschung hervorstieß, fragte sie, was los sei. Er antwortete: »Dies.«
Sie nahm das Schwert und strich mit dem Finger über das kleine runde Wappen auf dem Griff. Es war das vertraute Symbol der zwei Männer - einer zu Pferd, der zweite, der es am Zügel führt.
»Waren sie Mitglieder der Bruderschaft?«, fragte sie. »War es ein Irrtum anzunehmen, die Bruderschaft bestünde nur aus Rittern und Lords?«
»Diese Wappen zeigen Reiter und Nichtberittene, vielleicht Symbole für zwei Schichten von Mitgliedern innerhalb der Bruderschaft. Wessen Schwert das ist, werden wir wohl nie
erfahren.« Er schloss die Finger um den Griff. »Es gehört Euch, Isabella … ehrlich im Kampf errungen.«
»Ehrlich wohl kaum. Ich stolperte darüber, als ich Lady Odette zu Hilfe eilen wollte.« Sie reichte es ihm zurück. »Ich habe mit Schwertern wenig Übung.«
Emery, der hinter Jordan stand, warf ein. »Dafür habt Ihr andere Fertigkeiten. Was habt Ihr gegen diesen Mann angewendet, Mylady? War es Zauberei?«
»Zauberei?« Lachend legte sie eine Hand auf ihr Herz.
Jordan konnte seinen Blick nicht abwenden, als Isabellas Brüste sich rasch hoben und senkten, während ihr melodisches Lachen ihn gefangen nahm. Sie sah wundervoll aus mit ihrem Haar, das ihr halb geflochten, halb offen um die Schultern fiel. Es juckte ihn in den Fingern, über ihre köstlichen Rundungen zu streichen und ihren Mund und die Freude in ihrem Lachen zu kosten.
Emery beugte sich zu ihm. »Ist sie vor Angst verrückt geworden?«
»Wohl kaum.« Er sah, wie sein Knappe unter seinem barschen Ton zusammenzuckte, doch war ihm eine Entschuldigung unmöglich.
»Sie glaubten, ich wäre eine Zauberin?«, fragte Isabella, als sie sich beruhigt hatte.
Der Knappe nickte so heftig, dass sein Kinn fast seine Brust berührte. »Als wir ihnen nachsetzten, sah ich, dass sie die Zeichen gegen Zauberei machten.« Er grinste. »Die dachten wohl, wir wären die Häscher Satans, erschienen, um sie zu holen, damit sie in alle Ewigkeit im Höllenfeuer schmoren. Wie habt Ihr das gemacht, Mylady?«
Sie holte zwischen den Falten ihres Rockes ein Lederpäckchen
hervor und wies auf die schwarzen Punkte, die darauf zu sehen waren. »Pfeffer. Ich blies ihm Pfeffer ins Gesicht. Es brennt in den Augen und kitzelt die Nase. Von Zauber keine Spur.«
»Nur das Wissen, wie man den Gegner ins Bockshorn jagt.« Emery lachte leise. »Gut gemacht, Mylady.«
»Emery«, sagte Jordan und stand auf. »Deine Pflichten warten.«
Sein Knappe wurde ernst und machte sich daran, die Waffen einzusammeln, die vom Angriff zurückgeblieben waren.
Isabella blieb auf dem Boden sitzen. »Warum habt Ihr ihn zurechtgewiesen? Er fand die Dummheit lustig.«
»Die Anschuldigung der Zauberei ist keine Dummheit.«
»Wenn man gewöhnliche Kräuter benutzt, schon.«
Er packte ihre Schultern und beugte sich zu ihr hinunter. »Herrgott, Isabella! Wie willst du sie jemals von der Wahrheit überzeugen, wenn sie so einfältig sind, dass sie eine Prise Pfeffer für Zauberei halten? Dummköpfe klammern sich an ihre Einfalt, selbst wenn sie mit der
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