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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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lassen, dass sie sich selbst verriet.

    »Im Leben gilt es viele Lektionen zu lernen.« Sie war stolz auf diese unverfängliche Antwort.
    Er ließ seinen Blick über sie gleiten und furchte die Stirn. »Tragt ihr den Dolch, der sich in de Dolans Grab befand?«, fragte er mit einer gewissen Schärfe im Ton.
    »Ja.« Sie berührte die in einer Scheide steckende Klinge an ihrem Gürtel. »Ich muss ihn Lord de Courtenay zurückgeben.«
    »Ich dachte, Ihr hättet gesagt, er sei mit de Dolan begraben worden.«
    »Die Möglichkeit einer Antwort hatte ich nicht, wie Ihr gewiss noch wisst.«
    Lord Weirtons Lächeln zeigte sich wieder. »Richtig. Hoffentlich ergibt sich auf dem Ritt nach Lincoln Gelegenheit zu ungestörten Gesprächen. Ich muss sagen, dass Ihr gut ausgeruht ausseht. Odette fand letzte Nacht nur wenig Schlaf.«
    »Fürchtet sie den Ritt nach Lincoln?«
    »Unter anderem.«
    Isabella wandte ihren Blick ab und streichelte das Gesicht des Rappen. Wollte der Baron sie mit seinem geheimnisvollen Lächeln aus der Ruhe bringen?
    »Sobald wir unterwegs sind«, sagte sie, »wird Lady Odette sehen, dass sie keinen Grund zur Sorge hat. Sie ist in guter Hut.«
    »Das weiß sie, aber …« Er seufzte. »Verzeiht mir. Ich sollte lieber unerwähnt lassen, wie sehr le Courtenay sich verändert hat. Er ist nicht mehr derselbe, der er einst war.«
    Sie starrte den Baron mit offenem Mund an. Sie hatte nicht geahnt, dass er das Gespräch in diese Richtung lenken würde.

    »Ihr scheint erschrocken, Mylady.«
    »Das bin ich«, gab sie zu.
    »Über die Veränderungen an le Courtenay? Ich dachte, Ihr hättet ihn nicht gekannt, ehe er zu seinem letzten Einsatz nach Aquitanien aufbrach.«
    »Nein, wir kannten uns nicht.«
    »Dann könnt Ihr nicht wissen, wie freudig er König Henry oder einem der Prinzen folgte, wenn diese ihre Gefolgsleute zur Verteidigung des Königreiches aufriefen. Nun aber scheint er jeden Kampf zu scheuen.« Er ergriff die Zügel eines dunklen Braunen, den ihm ein anderer Stallbursche zuführte. »Auch wenn es darum geht, eine holde Dame zu retten.«
    »Wenn Ihr den Zwischenfall mit dem Sheriff meint, kann ich Euch versichern, dass er die Situation keineswegs als gefährlich einschätzte. Ich war diejenige, die sich irrte.«
    »Das meinte ich nicht, ich dachte vielmehr an das, was an dem Abend Eurer Ankunft in La Tour geschah.«
    Sie schaute den Baron an und las nur aufrichtige Neugierde in seiner Miene. »Er tat alles in seiner Macht Stehende, um mein Leben zu retten, konnte den Eindringling aber nicht daran hindern, sich das Leben zu nehmen. Hätte einer von uns nicht rasch reagiert, hätte es uns beide das Leben kosten können.«
    »Deshalb habt Ihr reagiert.«
    »Wie gesagt, geschah alles sehr schnell. Wäre es mir nicht gelungen, den Mann zu entwaffnen, würde Jordan …« Sie bemerkte, dass der Baron an ihr vorüberblickte.
    Ein Blick über die Schulter zeigte ihr Jordan und Lady Odette. Die Lady hielt in einer Hand den Käfig mit ihrem zahmen Eichhörnchen, die andere lag in Jordans Armbeuge.
Sie lächelte triumphierend, während Jordans Miene Anspannung verriet.
    »Lasst Euch nicht unterbrechen«, sagte er. »Man hört nicht oft, dass eine Dame Heldin ihrer eigenen Geschichte ist.«
    »Mehr gibt es nicht zu sagen.« Sie betrachtete ihn so kühl wie er sie. »Die Situation nahm ein trauriges Ende.«
    Lady Odette schwenkte ihre Hand vor dem Gesicht und schnappte nach Luft. »Sollte mir jemals dergleichen zustoßen, müsste mich ein wackerer Mann retten.«
    »Ihr würdet anders denken«, erwiderte Isabella, als sie sah, dass Lord Weirton zu den Worten seiner Schwester nickte, »wenn Ihr wüsstet, dass Euch niemand zu Hilfe kommen kann. Jede Bewegung Lord le Courtenays hätte meinen Tod bedeutet. Das wusste ich so gut wie er. Und deshalb musste ich mich selbst retten.«
    »Stünde mir kein Retter bei, ich müsste sterben.«
    »Ohne auch nur den Versuch zu machen, Euch selbst zu retten?«
    »Was könnte ich denn tun, das ein tapferer Mann nicht könnte?« Sie strich mit den Fingern über Jordans Arm. »Gern stürbe ich, wäre dieses hübsche Gesicht der letzte Anblick, der sich mir bietet.«
    Isabella lachte laut über diese lächerliche Bemerkung der Dame.
    Lady Odette wich zurück. Sie schürzte die Lippen, während sie Jordan ansah, der sie so ausdruckslos anschaute, wie er Isabella angeschaut hatte. Wieder war Isabella nach Lachen zumute. Erwartete Lady Odette etwa, er würde Isabella dafür rügen, dass

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