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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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Spitzen waren zu Weiß
verblasst, in der Mitte aber hatte sich sein lebendiges Purpur erhalten. »Das kann helfen.«
    Die Dame sah sie empört an. »Der Stein ist scharf. Er wird mich schneiden.«
    »Wenn Ihr ihn lieber selbst platziert, dann tut es.«
    »Ich verstehe nichts von Heilkunde.« Lady Odette schmollte, dann zuckte sie zusammen.
    Isabella legte ihr den Stein mitten auf die Stirn. »Schließt die Augen und denkt an das, was Euch Freude bereitet.«
    »Etwa an Lord de Courtenay?«
    »Wenn er Euch Freude macht.« Sie war erleichtert, dass die Dame ihre Augen geschlossen hielt.
    »Wenn er mir Freude bereiten würde, müsste ich vielleicht nicht an meinem monatlichen Fluch leiden.« Sie öffnete ein Auge. »Habt Ihr etwas in diesem Beutel, das bewirken könnte, dass er vor Verlangen nach mir verrückt wird?«
    »Mein Fach ist die Arzneikunde und nicht die Zauberei.«
    Isabella war unsicher, ob Lady Odette sie gehört hatte oder nicht, da die Dame keine Antwort gab. Sie nahm ihren Beutel und bedeutete der Dienerin, mit ihr zu kommen. Sie schloss die Tür, als sie auf dem Gang vor dem Gemach standen.
    »Soll ich etwas für Mylady tun?«, fragte die Dienerin mit verquollenen Lippen.
    Isabella hakte einen zweiten Beutel von ihrem Gürtel und schüttete ein paar Blätter in die Hand der Frau. »Nimm das.«
    »Petersilie? Um Öl für Mylady zu machen?«
    Sie fragte sich, warum die Dienerin einer Frau so treu ergeben war, die sie misshandelt hatte. »Nein, lege diese Blätter auf dein Gesicht, damit die Schwellung zurückgeht.«

    »Danke, Mylady. Ihr seid sehr gütig.«
    Die Tür zum Gemach wurde so jäh geöffnet, dass sie gegen die Wand knallte.
    »Was geht da vor?«, wollte Lady Odette wissen, die im nächsten Moment rücklings taumelnd aufs Bett sank, als hätte das Stehen sie überanstrengt. »Ich leide hier drinnen grässliche Schmerzen, und ihr beide lungert vor meiner Tür herum.«
    Isabella duckte sich, als die Dame die Steine nach ihr warf, die klappernd hinter ihr auf den Boden fielen. Sie hörte, dass einer zerschellte. Der Amethyst, den sie sich mit viel Mühe beschafft hatte, war nun zu nutzlosen Splittern zerbrochen.
    »Vielleicht«, sagte Isabella und machte dem Zorn Luft, der sich in ihr aufgestaut hatte, seitdem die Dame auf La Tour so verächtlich zu ihr gesprochen hatte, »würde man sich mehr um Euch sorgen, wenn Ihr Eurer Umgebung mit so viel Güte begegnen würdet, wie es sich für eine Dame ziemt.«
    »Was wisst Ihr über richtige Damen?« Mit verächtlicher Miene musterte Lady Odette sie von oben bis unten. »Ihr habt Eure Abkunft verleugnet, als Ihr ins Kloster gegangen seid, um Heilkunde zu studieren. Das tut eine Lady nicht.« Sie streckte die Hand nach der Peitsche aus, die an Isabellas Hüfte hing, und ließ sie ausschwingen. »Wie eine Hirtin seht Ihr aus.«
    »Nie gab ich vor, etwas anderes zu sein als das, was ich bin.«
    »Eine Hure, die versuchte, Jordan le Courtenay in ihr Bett zu locken.« Wieder rümpfte sie die Nase. »Sein Geschmack ist darüber erhaben.«
    Isabella lachte. Sie konnte nicht anders.
    Lady Odette stampfte mit dem Fuß auf und stürmte an ihr
vorüber die Treppe hinauf, wobei sie schwor, sie würde alles ihrem Bruder sagen. Isabella wollte schon erwidern, dass sie damit warten müsste, da Jordan und Lord Weirton das Haus verlassen hätten, zögerte aber nachdenklich.
    Woher war dieses sonderbar hohle Geräusch unter dem Steinboden gekommen?
    Sie ging ins Schlafgemach und versuchte den genauen Punkt zu finden, wo Lady Odette mit ihrem Absatz aufgestampft hatte. Sie probierte es selbst an mehreren Stellen, hörte aber nur ein dumpfes Poltern. Sie bewegte sich von der Wand weg zur Mitte und versuchte es abermals.
    »Hier!«
    Sie schob die Schilfmatten weg. Zwischen den Steinen war in einem Quadrat von etwa zwei Fuß Seitenlänge der Mörtel weggemeißelt. Die entstandenen Fugen ließen darauf schlie ßen, dass sich der Stein bewegen ließ.
    Aber wie?
    Sie strich mit den Fingern den Stein entlang und spürte eine Vertiefung an der Fuge, daumengroß und rund. In der Hoffnung, auf einen Riegelmechanismus gestoßen zu sein, der es ihr ermöglichen würde, den Stein zu bewegen, drückte sie darauf. Kleine Metallstifte, die in die flache Öffnung ragten, zeigten an, dass es etwas gab, das hier hineinpassen und von den Stiften festgehalten werden musste.
    Sie griff nach ihrem Sack und tastete nach dem Beutel mit den Heilsteinen. Sie furchte die Stirn, als sie merkte, dass er

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