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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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jetzt musste er darum kämpfen, seine Gedanken zu sammeln.
    Nein, das stimmte nicht. Sie konzentrierten sich nur allzu gut auf diesen rothaarigen kleinen Kobold. Es fiel ihm schwer, nicht ihre Lippen anzustarren, wenn sie ein Wort formten. Wie würden sie unter seinen schmecken? Unterschied sich der Kuss einer Normannin von jenem einer Waliserin? Er verdrängte diese Gedanken, ehe er dem Verlangen nachgeben konnte, es herauszufinden.
    »Warum reist Ihr allein?«, fragte er.
    »Ich fand niemanden, der in dieselbe Richtung musste.«
    »Ihr seid nicht dumm. Ihr wisst, wie viele Gefahren auf einen Reisenden lauern, zumal auf eine Frau.«
    »Ich weiß.« Sie lächelte, doch war in ihrer Miene nichts Warmes. Sie erinnerte ihn an Heliwrs intensiv starren Blick, wenn er hochgeworfen wurde und davonflog, auf Beute aus.
    »Und Ihr habt keine Angst?«
    »Ich bin sehr wachsam, Fürst Tarran. Das ist ein großer Unterschied.« Sie zog eine Braue hoch. »Wie Eure Männer erlebt haben.«
    Er war an ihren Klagen über seine Männer nicht interessiert. Mit ihnen würde er sich später befassen. Nun aber … »Auch Wachsamkeit schützt nicht vor Angriffen.«
    »Ihr sagt nur, was ich schon weiß. Wir Ihr seht, langte ich wohlbehalten auf Kastell Glyn Niwl an.«
    »Woher?«
    Sie senkte den Blick. Bis jetzt hatte sie ihn offen angesehen. Warum zögerte sie, ihm zu sagen, woher sie kam? Vielleicht wurde sie verfolgt und wollte keine Spur hinterlassen. Oder sie war von dem normannischen Gut fortgelaufen, das ihr Zuhause war. Vielleicht war sie verrückt.
    Nein, Letzteres konnte er nicht glauben. Sie reagierte mit einer Klarheit und Kühnheit, die keinem umnachteten Verstand entspringen konnte.
    »Wohin wollt Ihr?«, fragte sie.
    »Wir reisen südwärts nach Tyddewi. Falls Ihr in diese Richtung wollt, könnte ich Eure Hilfe gebrauchen.«
    Sie blickte an ihm vorbei, dann sah sie ihn wieder an. Er hätte sich gern umgedreht, um festzustellen, was sie sah. Er tat es nicht. Seine Männer waren zur Stelle, und de la Rochelle war kein Feind.
    Das war Bradwr ap Glew auch nicht gewesen .
    »Warum bittet Ihr mich um Hilfe, wo doch Eure Männer klarmachten, dass sie mich dorthin wünschen, wo der Pfeffer wächst?«, fragte sie.
    »Ich denke an Vala. Ich weiß, dass sie gern weibliche Gesellschaft auf der Reise hätte.«
    »Wie gütig, ihre Bedürfnisse zu bedenken.«
    »Ich stehe tief in ihrer Schuld. Wenn Ihr Euch uns anschließen wollt, wir brechen mit Sonnenaufgang auf.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich dachte, Ihr wollt Valas Belange über die Euren stellen.«
    »Das tue ich, aber …«
    Sie drohte ihm mit dem Finger, als hätte sie einen Grünschnabel vor sich. »Ihr sprecht von Eurer Sorge um sie, und im nächsten Atemzug redet Ihr von einem frühen Aufbruch. Sie braucht Ruhe. Nicht nur heute Abend, sondern einen ganzen Tag oder gar zwei. Wollt Ihr ihr diese Frist gönnen?«
    Er sah zu Vala hin. Sie saß am Tisch, den Kopf in der Hand, die Ellbogen aufgestützt, und kämpfte schwankend gegen den Schlaf an. Niemals würde sie ihn bitten, auf der Burg länger zu verweilen.
    »Ja, die gönne ich ihr«, sagte er leise.
    Elspeth lächelte, und er kämpfte die Erregung nieder, die ihn durchströmte. Ihr Lächeln bewirkte, dass sich ein Mann wie ein Held fühlte, auch wenn er dessen unwürdig war. »Ich danke Euch, dass Ihr meine Worte in Erwägung zieht«, erwiderte sie. »Ich will Euer Angebot auch erwägen und Euch vor dem Aufbruch Bescheid geben, wie ich mich entschied, Fürst Tarran.«
    Er wollte hören, warum sie ihre Antwort hinauszögerte, hatte aber keine Chance.
    De la Rochelle trat zu ihnen. »Ach, hier seid Ihr«, sagte er.
    Tarran glaubte ein Aufatmen Elspeths zu vernehmen, war aber seiner Sache nicht sicher, da der Fürst sie mit einem warmen Händedruck begrüßte. Falls sie zögerte, seine Hand zu ergreifen, konnte Tarran nichts davon bemerken.
    De la Rochelle beugte sich über ihre Hand. »Kommt und nehmt an meinem Tisch Platz. Es kommt so selten vor, dass mich ein so reizender Gast beehrt.«
    Tarran stand ebenso wie Elspeth auf. Sie lächelte, als ihr Gastgeber sie zu der erhöhten Tafel geleitete. Ihre Schritte verrieten Erregung. Ob sie die Gesellschaft des Grenzmark-Lords jener Tarrans vorzog? Da de la Rochelle wie sie Normanne war, fühlte sie sich bei ihm vielleicht wohler.
    Als der Baron sich neben sie in seinen prächtig verzierten Stuhl setzte, verriet der Blick, den er Elspeth zuwarf, dass Wohlgefühl nicht das war, was de la

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