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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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- vermutlich hatte Tarran ihm bedeutet, er solle schweigen. Sie sagte nichts, während sie den Kapuzenmann betrachtete. Ihm folgte ein anderer, etwas kleinerer, dessen breite Kapuze ihm vorne fast bis zum Kragen reichte.
    Die Gewänder erinnern an Mönchskutten, dachte sie, nachdenklich an ihrer Unterlippe nagend. Sie ähnelten jenen der Sänger auf Lord de la Rochelles Burg. Gehörten diese Männer zu den Getreuen des Lords? Unmöglich! Niemals würde der Lord als Bettelmönche verkleidete Krieger nach ihnen ausschicken.
    Wer waren diese Männer? Weder wandernde Sänger noch bettelnde Mönche überfielen Reisende.
    Der Größere, der den Befehl zur Einstellung des Kampfes gegeben hatte, überließ seinen Stab dem Kleineren, ehe er seine Kapuze zurückschob. Er ließ sie auf die Schultern fallen, als sei es seine gewohnte Art, sie so zu tragen. Seine Bewegung enthüllte eine einer Tonsur ähnliche Stelle am Hinterkopf, ob rasiert oder auf Kahlheit zurückzuführen, war nicht zu unterscheiden. Als Mann des Friedens würde kein Mönch eine kleine Armee befehligen, zumal kein Bettelmönch, der von frommen Spenden lebte, während er Gottes Wort predigte.
    Ihr Blick fiel auf einen Anhänger über seinem Gewand, mit Perlen verziert, die aus Glas gefertigt schienen. In der Dunkelheit war ihre Farbe nicht zu erkennen. Anders als der Mann auf Lord de la Rochelles Burg schien es ihn nicht zu kümmern, dass jemand die Perlen sah. Eine ähnliche Perle trug er an einem Ring an seiner Linken. Wieder konnte sie die Farbe nicht erkennen, doch glänzte der Ring silbern. Eine flüchtige Erinnerung streifte sie. Etwas Ähnliches hatte sie schon gesehen, konnte sich aber nicht besinnen, wo oder wann.
    Als der Mann näherkam, sah er sie an und hielt mitten im Schritt so unvermittelt inne, dass der Kleinere in ihn stieß. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, dann neigte er den Kopf. Als er sich aufrichtete, las sie Neugierde in seinen Augen, die so hell waren, dass sie farblos wirkten.
    Auch Tarran musste es bemerkt haben, weil er sich zwischen sie und die zwei Männer drängte. »Ich bin Tarran ap Llyr. Meine Begleiter sind Familienmitglieder und Gefolgsleute. Warum habt Ihr uns angegriffen?«
    »Ihr zieht ohne meine Erlaubnis durch mein Land.«
    »Dieses Gebiet gehört Lord Rhys, Fürst Deheubarth.«
    Um die Lippen des Mannes zuckte es. »Er hat es vom normannischen König als Lehen, weil er sein Geburtsrecht dem Fremdling überließ.«
    »Ein Fehler, da muss ich Euch recht geben.«
    Elspeth verschluckte einen Ausruf. Warum hatte sie nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, Tarran und die Seinen würden es begrüßen, wenn König Henry aus Wales verschwände? Dass seine Männer ihn »Fürst« nannten, war ein deutliches Zeichen dafür, dass sie sich mit der Normannenherrschaft nicht abgefunden hatten.
    Tarran, würdest du meine Versuche, König Henry zu retten, zu vereiteln trachten, wenn du wüsstest, was mein Vorhaben ist? Wäre es in deinem Sinn, wenn nach seinem Tod die Normannen aus Wales vertrieben würden ?
    »Es ist unwichtig«, fuhr der Mann fort, »da die Menschen in den Bergen und an der Küste wissen, dass dieses Land mein ist.«
    »Mit welchem Recht erhebt Ihr Anspruch darauf?«
    »Ich beanspruche es, weil ich Druce bin.«
    Tarrans Miene ließ nicht erkennen, dass der Name oder Titel oder was immer es sein mochte, ihm etwas bedeutete. Seine Männer schienen ebenso ratlos wie er.
    Druce deutete auf den Kapuzenmann hinter sich. »Das ist Orwig, mein Helfer. Auch er ist bewandert in den Sitten Cymrus, als es noch keinem fremden König untertan war.«
    Der kleinere Mann schob seine Kapuze nicht zurück.
    »Wer seid Ihr?«, fuhr der Mann namens Druce fort und deutete auf sie.
    »Ich bin Elspeth Braybrooke.« Sie trat vor. »Ich …«
    Tarran packte ihren Arm und schob sie hinter sich. Sie schrie leise auf, als seine Finger sich in ihre Haut gruben. Sein finsterer Blick ermahnte sie zum Schweigen, doch hätte sie sich nicht gefügt, wenn Vala nicht sanft nach Elspeths Arm gegriffen und den Kopf geschüttelt hätte.
    »Ich nannte meinen Namen«, sagte Tarran. »Wir sind auf dem Weg nach Tyddewi. Ihr glaubt, einen Anspruch auf dieses Gebiet zu haben, doch müsst Ihr noch erklären, warum Ihr uns auf einem Gebiet angreift, das König Henry und Lord Rhys, Fürst von Deheubarth, gehört.«
    Druce lachte leise, ein Geräusch, so eisig wie Schneeregen, der auf gefrorenes Gras fällt. »Weder der König noch seine Vasallen schützen

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