Die Lady mit der Lanze
dieses Land. Das tun wir.«
»Ihr seid nicht Diener des Königs?«
Elspeth umfasste ihren Stock fester, als sie hörte, dass Tarrans Leute ihre Schwerter zogen. Sie behielt Druces Männer im Auge, diese aber verharrten im Dunkel. Waren sie immer so gehorsam?
»Wir dienen keinem Menschen«, sagte Druce.
»Welchem Gott dient Ihr dann?«
Wieder lachte Druce. »Falls Ihr hofft, mir Antworten zu entlocken, von denen Ihr glaubt, ich enthielte sie Euch vor, dann lasst Euch gesagt sein, dass Ihr Eure Zeit vergeudet. Wir sind, wer wir sind.«
»Ich möchte nur die Antwort auf eine Frage«, erwiderte Tarran. »Ich möchte wissen, warum Ihr uns überfallen habt.«
»Weil Ihr ohne meine Erlaubnis auf meiner Straße und in meinen Hügeln reist.«
»Und wie erlangt man Eure Erlaubnis? Wir wollen nach Tyddewi, um eine alte Frau zu ihrer Enkelin zu bringen. Wir reisen in friedlicher Absicht.«
Er sah zu, als der Mann namens Orwig sich vorbeugte und Druce etwas zuflüsterte. Wie waren diese Menschen der Aufmerksamkeit der Obrigkeit entgangen? König Henry würde erbarmungslos gegen jeden vorgehen, der sich zu viel Macht anmaßte. Sein Vorstoß nach Irland, um Strongbows Unterwerfung zu erzwingen, war der Beweis dafür.
Druce hörte sich an, was Orwig zu sagen hatte. Dann ging er ums Feuer herum und blieb vor Tarran stehen. Druce starrte ihn an und sagte etwas, das weder Normannisch noch Walisisch war. Aus der Dunkelheit gaben seine Männer Antwort. Ein einziges Wort, das in Tarrans Ohren keinen Sinn ergab.
»Was sagen sie?«, flüsterte Elspeth hinter ihm.
Er mahnte sie zur Ruhe, wiewohl er ihre Ungeduld spürte. Weil sie der seinen glich oder weil er sie in den vergangenen fünf Tagen gut kennen gelernt hatte?
»Ihr habt meine Erlaubnis, durch meine Lande zu reisen«, sagte Druce mit dem Edelmut eines Großkönigs, der mit seinem geringsten Untertan spricht. Seine großzügige Geste ließ den Ring an seiner Linken im Feuerschein aufblitzen. »Orwig und ich werden Euch begleiten.«
»Das ist nicht nötig.«
»Es ist nötig. In meinem Land lauern Gefahren, auf die auch ein Fürst vielleicht nicht vorbereitet ist.«
Falls Druce und seine Leute eine Reaktion seinerseits erwarteten, weil sie wussten, dass ihm der Titel Fürst gebührte, hoffte Tarran, sie mit seiner unverändert gelassenen Miene zu enttäuschen. Er würde ihnen nicht die Chance geben, ihn noch einmal zu überraschen.
»Dann soll uns Euer Beistand willkommen sein«, sagte Tarran.
»Ja, das sollte er.«
Die Arroganz des Mannes war ein Affront, doch konnte Tarran sich den Luxus des Beleidigtseins nicht leisten. Er hatte gesehen, wie viele Leute Druce befehligte. In der Dunkelheit mussten mindestens vierzig Mann auf der Lauer liegen. Gab Druce den Befehl zum Angriff, würde Tarrans kleine Schar überwältigt werden. Elspeth würde sich zur Wehr setzen können, aber weder Vala noch Iau waren dazu imstande. Auch wenn sie es schaffte, den beiden auf den Karren zu helfen, würden Druces Bogenschützen die Ochsen töten, ehe sie auch nur ein Stück weit gekommen waren. Und was die Räder des Karrens anging …
Tarran wusste, wann er sich geschlagen geben musste. Er verspürte einen bitteren Geschmack im Mund. Er und seine Männer mussten am Leben bleiben, um Vergeltung an Bradwr ap Glew üben zu können. Zudem durfte er nicht jene gefährden, die zu beschützen er geschworen hatte.
»Gut.« Auf einen Wink Druces hin kamen seine Männer näher zum Feuer. Ihre Bogen waren nicht gespannt, ihre Schwerter eingesteckt, doch war jede Waffe eine Mahnung, dass Tarran die einzig mögliche Entscheidung getroffen hatte. »Wir lagern heute hier. Morgen …«
»Das rechte Vorderrad des Wagens muss repariert werden, ehe wir weiterfahren.«
Wieder gab sich Druce als wohlwollender Despot. »Ich habe Leute, die das können. Ihr werdet auf dem Weg sein, ehe die Sonne im Zenith steht.«
Elspeth murmelte: »Kann man in Wales keinen anderen Zeitpunkt wählen?«
Tarran staunte, als er unerwartet den Drang zu lachen verspürte. Lachen? Seit dem Tod seiner Frau hatte er nicht mehr aufrichtig belustigt gelacht. Warum musste er ausgerechnet jetzt lachen, während er sich einem gefährlichen Gegner gegenübersah? Wieder bedeutete er Elspeth zu schweigen.
»Morgen«, sagte er.
Druce ging nach hinten zu seinen Männern. Der Mann, der sein Gesicht nicht gezeigt hatte, trottete hinterher wie ein gehorsamer Hund.
»Wir müssen ausruhen«, sagte Tarran zu seinen Gefährten. »Vala,
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