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Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Titel: Die Lady von Milkweed Manor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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stieß und drückte gegen den Unterbauch der Frau. Inzwischen lief auch ihm der Schweiß über das Gesicht. »Ich kann nicht … ganz …«
    »Thomas kann helfen«, sagte Charlotte. »Thomas!«, rief sie, ohne nachzudenken.
    Thomas stürzte ins Zimmer, das Baby auf dem Arm.
    »Geben Sie sie mir«, befahl sie. »Der Doktor braucht Ihre Hilfe.«
    Als Dr. Kendall Thomas ansah und zögerte, sagte Mrs Henning: »Er ist gut, wirklich. Er kann uns helfen.«
    »Sagen Sie mir, was ich machen soll«, sagte Thomas.
    »Sie können auf ihren Bauch drücken, hier, wenn ich es sage.«
    Die beiden Männer versuchten es gemeinsam. Betsy schrie und stöhnte.
    »Mach weiter, Betsy«, sagte Thomas. Er war blass, als er in das gequälte Gesicht seiner Cousine blickte.
    Dr. Kendall schaute unter das Laken. Er fluchte leise. »Ich werde die Zange nehmen müssen.«
    »Nein! Bitte, nein …«, stöhnte Betsy und begann zu schluchzen. Sie kannten alle die Gefahren für Mutter und Kind, die das gefürchtete Instrument barg.
    »Mrs Henning …«, flehte Betsy.
    Die ältere Frau schüttelte ernst den Kopf. »Ich kann nichts tun, meine Liebe.«
    Betsy wandte sich an ihren Cousin. »Thomas, bitte. Tu etwas«, bat sie.
    Thomas nickte und sagte zu Dr. Kendall: »Darf ich es versuchen?«
    Bevor Dr. Kendall antworten konnte, war er bereits an das Fußende des Bettes gegangen, sodass Dr. Kendall ihm Platz machen musste.
    »So, Betsy, entspann dich. Alles wird gut werden. Entspann dich einfach – lass diese Muskeln locker.«
    Er ging in die Hocke. Eine Hand hatte er auf das Bett gestützt, die andere war unter den Laken. Sein Gesicht war angespannt vor Konzentration.
    »Tut mir leid, Betsy, aber es dauert nicht lange. Versuch, dich zu entspannen.«
    »Schon gut, Thomas, es geht«, japste Betsy.
    »Da ist das Kleine. Ich fühle seinen Kopf und den Hals. Komm, Kleines, komm …«
    Sein Gesicht spannte sich an bei dem Versuch, das richtige Maß an Kraft zu finden.
    Betsy schrie auf.
    »Noch nicht, noch nicht … jetzt, press!«
    Betsy biss die Zähne zusammen und presste.
    »Es kommt. Es kommt.«
    Charlotte, die mitdachte, zog die unterste Schublade von Betsys Kommode heraus und legte das erste Baby hinein. Dann sprang sie vor, um Thomas ein sauberes Laken zu geben, das bereitlag.
    »Genau das brauche ich … nehmen Sie es, wenn es kommt, Miss Charlotte.«
    Betsy presste noch einmal mit aller Kraft, Thomas zog seinen Arm zurück und zusammen fingen er und Charlotte das glitschige Kind in dem Laken auf.
    Erleichtert und von neuer Tatkraft beflügelt eilte Mrs Henning herbei und half Charlotte, das Kleine trocken zu reiben und ihm Mund und Nase zu säubern. Dann reichte sie es Dr. Kendall.
    »Noch ein Mädchen, Betsy«, verkündete Mrs Henning.
    »Ist alles in Ordnung mit ihr? Ich höre nichts – atmet sie?«
    Dr. Kendall drehte das Kind vorsichtig mit dem Kopf nach unten. Als es nicht reagierte, klopfte er ihm sanft auf den Po, dann noch einmal, etwas stärker. Das Baby greinte erst, dann kam ein zorniger Schrei. Dr. Kendall legte Betsy das Kind in den Arm und aus ihren Tränen wurden Freudentränen.
    »Oh danke, ich danke euch allen.«
    Charlotte drehte sich um und sah Thomas an. Dr. Kendall starrte ihn ebenfalls an; er war sichtlich beeindruckt. »Wie haben Sie das gemacht?«, wollte er wissen.
    Thomas zuckte die Achseln. »Arbeit mit Schafen.«
    »Wirklich?«
    »Ich werde Betsy einen Schafgarbentee kochen«, sagte Thomas schnell und verließ das Zimmer.
    Dr. Kendall blickte ihm staunend nach.
    »Wer ist dieser junge Mann?«
    »Er heißt Thomas Cox.«
    »Ah ja … ich habe von ihm gehört. Ist er ein Freund von Ihnen?«
    »Ja.«
    »Hat er je in Erwägung gezogen, Arzt zu werden?«
    »Ich glaube schon.«
    »Ich frage mich, ob er Interesse an einer Lehrstelle hat.«
    »Ich glaube, das fragt Dr. Taylor sich auch.«

    Zwei Stunden später kehrte Charlotte nach Lloyd Lodge zurück. Noch bevor sie an der Tür war, hörte sie das Baby schon durchdringend schreien. Sie lief rasch hinein. Mrs Taylor ging im Wohnzimmer auf und ab und wiegte ihr Kind in dem vergeblichen Versuch, es zu beruhigen. Lizettes Gesicht war dunkelrot. Zweifellos hatten Mutter und Kind schon eine ganze Zeit lang geweint.
    » Ici . Nehmen Sie sie.« Mrs Taylor warf Charlotte das Kind beinahe zu. »Ich schaffe es nicht, dass sie aufhört zu schreien. Diese Macht haben offenbar nur Sie.«
    »Nicht Macht, Madame«, sagte Charlotte freundlich und nahm ihr das Kind ab. »Nur Milch.«
    » Non .

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