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Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Titel: Die Lady von Milkweed Manor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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herum. Am Strand sah er Thomas und Dr. Kendall. Daniel erinnerte sich, dass Kendall nicht schwimmen konnte. Er tauchte wieder. Die beiden Männer beachtete er kaum. Er tauchte tiefer und tiefer, streckte die langen Arme weit aus, durchkämmte mit den Fingern das Wasser. Da! Er bekam ein Gewebe zu fassen. Er packte es, so fest er konnte, zog es dichter zu sich heran, schlang einen Arm um die Gestalt und versuchte, sie an die Oberfläche zu ziehen. Zuerst konnte er sie kaum bewegen, doch dann begannen sie aufzusteigen. Er stieß und trat Wasser und mobilisierte noch einmal alle seine Kräfte. Plötzlich fühlte er, wie sie sich bewegte. Freude durchströmte ihn. Sie lebte!
    Er kam an die Oberfläche und füllte seine brennenden Lungen mit Luft. Erst jetzt merkte er, dass Thomas da war. Er war zu ihm herausgeschwommen und hatte ihm geholfen, Lizette heraufzuziehen. Seine Dankbarkeit wich rasch der Erkenntnis, dass es Thomas' Bewegungen waren, die er gespürt hatte, nicht Lizettes.
    Das lange Kleid, das Lizette trug, war wie ein schwerer Anker, der sie alle drei unter Wasser zu ziehen drohte. Langsam und schwerfällig, Wasser tretend und paddelnd, kehrten die beiden Männer ans Land zurück. Sie schleppten Lizette auf den Strand. Richard Kendall watete hinaus, um ihnen zu helfen, und zusammen legten sie sie vorsichtig auf den Kies.
    Richard beugte sich über sie und horchte auf ihren Atem. Dann drehte er sie auf die Seite und drückte auf ihren Brustkorb. Ein Schwall Wasser kam aus ihrem Mund.
    »Ich muss Anne finden!« Daniel rannte wieder in die Wellen hinaus und tauchte zurück ins Wasser. Thomas lief hinter ihm her.
    Sie schwammen auf und ab, tauchten tief hinab ins dunkle Wasser und kamen stets nur mit Händen voller Kiesel und Unrat herauf. Nach einer endlosen Zeit, nach unzähligen, ermüdenden Tauchgängen brach Daniel schließlich keuchend auf dem Strand zusammen. Thomas kam ebenfalls zurück.
    »Sie ist tot«, sagte Richard.
    »Ich weiß. Wir konnten sie einfach nicht finden.«
    »Ich meine deine Frau. Sie ist tot. Ich konnte sie nicht wiederbeleben.«
    Daniel ballte die Hände zu Fäusten und presste sie gegen seine Stirn und seine Augen. Dann zwang er sich auf Hände und Knie und kroch über den Kies zum leblosen Körper seiner Frau.
    Er legte den Kopf auf ihre Brust, sah in ihr Gesicht und strich ihr zärtlich über die nassen Wangen.
    »Es tut mir leid, Daniel«, sagte Kendall ruhig.
    »Sie wollte nach Hause. Nach Frankreich. Sie hat versucht, hinüberzuschwimmen.«
    Daniels Stimme brach.
    Richard legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Daniel stöhnte und setzte sich hin. Er zog Lizette auf seinen Schoß und nahm sie in die Arme. »Ich konnte Anne nicht finden. Ich weiß, dass du das nicht wolltest. Ich habe es versucht, ich habe es wirklich versucht …«

    Kendall schickte Thomas zum Cottage, um ein paar Decken zu holen. Eine war gedacht, ihn zu wärmen, vermutete Daniel. Und mit der anderen wollten sie seine Frau zudecken. Er konnte gar nicht mehr aufhören zu zittern, seine Muskeln waren völlig verkrampft. Das Wasser des Kanals war kalt, auch in dieser Jahreszeit. Hatte die Kälte ihr das Bewusstsein geraubt, bevor sie ertrank?
    Einen Augenblick lang packte ihn der Wunsch, wieder ins Meer hinauszugehen, das ihm seine Frau, seine Tochter und sein ungeborenes Kind genommen hatte. Sollte es ihn doch auch haben. Wenn nur der schreckliche Schmerz aufhörte.
    Doch noch während er das dachte, fiel ihm ein, was er zu Lizette gesagt hatte: » Du bist nicht Gott .«
    »Oh Gott …« Er stöhnte und begann zu schluchzen. Wie sollte er weiterleben? Es war alles seine Schuld. Wie konnte er sich das je verzeihen?
    »Mr Taylor«, sagte eine Stimme leise hinter ihm. Oder vielleicht hatte er es sich auch nur eingebildet.
    »Gütiger Himmel!«, rief Kendall neben ihm aus. »Ist das Anne?«
    Daniel wandte sich um. Da stand Charlotte, die Sonne im Rücken, die einen goldenen Schein um ihr Haar wob. Er stöhnte wieder auf. Jetzt hatte er auch noch Halluzinationen.
    »Ja«, sagte das Charlotte-Bild. »Ich fand sie schlafend am Ufer. Mitten zwischen Steinen und Treibholz.«
    »Gott sei Dank«, sagte Kendall. »Daniel! Anne geht es gut. Sie lebt. Hörst du mich?«
    Daniel saß schweigend da. Charlotte ging zu ihm. Tränen liefen ihr über das Gesicht, als ihre Augen erst auf Lizettes stille Gestalt fielen und sich dann abwandten.
    Sie kniete neben ihm nieder und legte ihm Anne in die Arme. Dann stand sie wieder auf und trat

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