Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)
viel geschlafen.«
Ich weiß, wie du dich fühlst . »Das tut mir leid zu hören«, sagte Daniel, doch sein fröhlicher Tonfall passte nicht so ganz zu seinen Worten.
»Die Missus hat es also geschafft?«
»Ja, es scheint tatsächlich so. Gott sei Dank. Aber wir müssen trotzdem immer noch aufpassen.«
»Das ist eine gute Nachricht, Sir. Ihr Freund hat es schon gesagt, aber ich traute mich gar nicht recht, es zu glauben.«
»Das verstehe ich.«
»Ich habe es auch Charlotte erzählt. Sie war schwer erleichtert, das kann ich Ihnen sagen.«
»Charlotte?«
»Ja, sie kam heute Morgen ins Gasthaus.«
»Wirklich? Ist sie nicht nach Crawley zurückgekehrt?«
»Nee. Sie bleibt noch eine Zeit lang in Shoreham.«
»Tatsächlich?«
Sie nickte. »Es hat mit Dr. Kendall zu tun, aber ich weiß nichts Genaues. Es war zu laut, ich habe sie kaum verstanden.«
Daniel schluckte. »Ah ja.«
Er holte tief Luft und wechselte das Thema. »Mrs Taylor schläft noch. Endlich wieder einmal friedlich. Versuchen Sie, Anne ruhig zu halten, damit sie nicht gestört wird. Ich fahre nur kurz in die Stadt und schicke meinem Vater eine Nachricht. Es wird nicht lange dauern.«
»In Ordnung, Sir.«
Als Daniel eine Stunde später zurückkam, öffnete er ein wenig zaghaft die Tür und war dann erleichtert über den Frieden und die Ruhe, die ihn empfingen. Er legte seinen Hut ab und machte sich auf die Suche nach seiner Frau. Im Wohn- und im Esszimmer war niemand. Aber sie schlief bestimmt nicht mehr, obwohl sie beide bis in die frühen Morgenstunden wach gewesen waren.
Oben fand er ihr Schlafzimmer leer, das Bett war gemacht. Auch das Kinderzimmer im dritten Stock war leer. Er ging den Flur hinunter und klopfte leicht an Sallys Tür, weil er wissen wollte, wie es Anne ging. Sally kam schlaftrunken an die Tür, den Mund zu einem Gähnen geöffnet. »Ich muss eingeschlafen sein«, entschuldigte sie sich.
»Ist Anne wach?«
»Ich nehme es an.«
»Sie ist nicht bei Ihnen?«
»Mrs Taylor wollte sie haben. Die Arme sagte, sie hätte das Gefühl, ihr kleines Mädchen eine Ewigkeit nicht mehr im Arm gehabt zu haben.«
Daniel lächelte. Waren jetzt vielleicht auch Lizettes mütterliche Gefühle zurückgekehrt, zusammen mit der Liebe zu ihrem Mann und dem Verlangen nach ihm? Doch genauso schnell, wie es gekommen war, verschwand sein Lächeln wieder.
»Wo sind die beiden denn? Ich habe unten niemand gesehen.«
»Ich glaube, sie sagte, sie wollte mit ihr rausgehen, an die frische Luft. Oje, habe ich was Falsches getan?« Plötzlich wirkte Sally ängstlich. »Sie meinte, ich solle mich ein bisschen ausruhen. Und nach letzter Nacht habe ich das nur zu gern getan.«
»Ich bin sicher, es ist alles in Ordnung«, murmelte Daniel. Er war bereits auf dem Weg zur Treppe. Aber er war alles andere als sicher.
»Soll ich schon mal packen, Sir?«, rief Sally ihm nach.
»Packen? Wieso?« Er blieb mitten auf der Treppe stehen.
»Mrs Taylor sagte etwas von nach Hause gehen.«
Er erstarrte. »Nach Hause?« Er hatte ihr doch versprochen, dass er sie noch nicht ins Manor House zurückbringen würde.
»Ja. Gehen wir zurück nach London?«
»Ich … ich weiß noch nicht«, rief er über die Schulter zurück, während er die Treppe in großen Sprüngen nahm.
Er fand Mrs Beebe in der Küche.
»Haben Sie Mrs Taylor gesehen?«
»Ja, Sir. Sie ist mit der Kleinen rausgegangen.«
»Wann war das?«
»Oh, vielleicht vor einer Viertelstunde.«
»Wo wollten sie hin?«
»Ans Meer, glaube ich. Es ist aber auch wirklich ein schöner Tag für einen Spaziergang.«
Ans Meer? Panik überfiel ihn. Oh, lieber Gott …
Er rannte hinaus, über den breiten Rasen, den felsigen Abhang hinunter an den Kieselstrand. Wild blickte er um sich, die Küste hinauf und hinunter. Plötzlich entdeckte er draußen auf dem Wasser eine einsame, dunkelhaarige Gestalt, die unbeholfene Schwimmstöße machte. Dann war sie auf einmal verschwunden.
»Lizette!«, schrie er. Lieber Gott, bitte hilf mir!
Er streifte hastig seine Schuhe ab, rannte über die Steine ins Wasser und schwamm zu ihr hinaus. Es war schwer zu beurteilen, wo er sie hatte untergehen sehen. Jedenfalls dachte – oder fürchtete – er, dass sie es gewesen war.
Als er den Punkt erreichte, tauchte er und durchsuchte panisch das dunkle, kalte Wasser. Seine Lungen zwangen ihn schließlich aufzutauchen. Er sog keuchend die Luft ein und suchte dabei verzweifelt die Wasseroberfläche ab.
Als er einen Schrei hörte, fuhr er
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