Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)
irdisches Kleid.
Grant us the pow'r of quick'ning grace,
To fit our souls to fly;
Then, when we drop this dying flesh,
We'll rise above the sky.
Isaac Watts, A Funeral Thought
Die Monate vergingen. Charles und Edmund trauerten. Sie verbrachten die Weihnachtsferien auf Fawnwell und kehrten danach nach London zurück, wo sie sich an die traurige Aufgabe machten, Katherines Sachen durchzusehen und alles, was keinen persönlichen Wert für sie hatte, zusammenzupacken. Als sie im Frühjahr wieder nach Fawnwell kamen, brachte Charles mehrere Koffer voll Kleidung mit, die er der Gemeinde von Doddington spenden wollte. Er ließ Edmund in der Obhut seiner Großmutter und fuhr zusammen mit einem Diener zur Pfarrei hinüber.
Bea erwartete ihn am Südportal der Kirche und half in ihrer nüchternen, praktischen Art beim Abladen. »Das ist sehr freundlich von dir, Charles. Ich werde dafür sorgen, dass jedes einzelne Stück einem guten Zweck zugeführt wird.«
Während sein Kutscher wieder zum Wagen ging, um ein weiteres Gepäckstück zu holen, stellte Charles einen zweiten Koffer auf den ersten. Bea schlug den Deckel auf und zog mehrere Kleider heraus – eines mit einem kostbaren Spitzenoberteil und zwei andere, die in der Taille sehr weit waren.
»Diese hier muss Katherine während ihrer Schwangerschaft getragen haben.«
»Ja … ich denke, den Rest schaffst du allein.«
»Natürlich, Charles. Das alles ist sicher sehr schwer für dich. Komm mit ins Pfarrhaus und trink mit uns Tee. Das hier kann ich auch später noch tun. Ich weiß, dass Vater sich freuen wird, dich zu sehen.«
»Gern, danke.«
Er wies den Mann noch kurz an, fertig auszuladen, und folgte ihr dann über den Kirchhof ins Pfarrhaus hinein. Gareth Lamb war nirgends zu sehen.
»Wo er wohl ist? Ich werde Tibbets sagen, dass sie ihm ausrichtet, er möge zu uns kommen, wenn er auftaucht.«
Sie setzten sich im Salon auf zwei Sessel und Bea bestellte Tee.
Während sie warteten, überlegte Bea: »Ein ganzer Koffer voller Schwangerschaftskleider. Vielleicht sollte ich sie einer Wöchnerinnenklinik stiften. Zu Ehren von Charlotte«, fügte sie süffisant hinzu.
»Beatrice …«
Tibbets kam mit einem Tablett. Als sie das Zimmer wieder verlassen hatte, schenkte Bea Tee ein. »Ich hoffe, sie ist seit der Beerdigung nicht noch einmal aufgetaucht, Charles.«
»Nein.«
»Gott sei Dank. Ich will nicht, dass sie dich und Edmund belästigt, vor allem nicht während der Trauerzeit.«
»Charlotte belästigt uns nicht, Beatrice.« Er zögerte einen Augenblick und wandte sich dann mit ernstem Gesicht an sie. »Was hat deine Schwester dir getan, dass du sie so verachtest?«
»Ich denke, das liegt auf der Hand. Sie … hat auch meine Chancen ruiniert, als sie sich selbst ruiniert hat.«
»Aber, aber, Bea. Du hast sie schon lange davor verachtet.«
Beatrice hob die schmalen Schultern.
»Man könnte fast denken, du bist eifersüchtig auf Charlotte.«
»Eifersüchtig? Wohl kaum.«
»Aber warum?«, fragte Charles sich laut, als hätte er ihre Antwort nicht gehört.
»Im klassischen Sinn bist du schöner als sie. Dein Vater hat dich immer lieber gemocht als Charlotte. William hat dich ebenfalls vorgezogen, obwohl die Meinung des Jungen natürlich weit weniger zählt, als er selber sich einbildet. Warum bist du also neidisch auf sie?«
Beas Kinn zitterte.
»Was hatte sie dir voraus?«
Bea starrte auf ihre Hände und hob dann den Blick. »Deine Bewunderung.«
Er sog scharf die Luft ein. »Beatrice.« Er seufzte. »Du hast schon immer viel zu viel von mir gehalten. Und viel zu wenig von deiner Schwester.«
»Ich glaube nicht, dass ich unrecht hatte. Sie hat den Namen des Schuftes, der ihr ein Kind angehängt hat, nie genannt. Müssen wir da nicht davon ausgehen, dass er zur Unterschicht gehört? Auf jeden Fall kann er kein Gentleman sein.«
»Kann er das wirklich nicht? Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass sie einen anderen Grund haben könnte, warum sie seinen Namen nicht nennt?«
»Nein.«
»Beatrice, ich weiß, dass du die Vorstellung einer künftigen Verbindung zwischen uns beiden hegst.«
Sie schnappte nach Luft. »Ich habe nie gesagt …«
»Hör schon auf. Ich habe dieses Spiel endgültig satt. Du hättest keine Einwände gegen eine Ehe mit mir, oder?«
»Theoretisch hätte ich keine Einwände.«
»Nun, ich habe welche. Und du solltest sie ebenfalls haben.«
»Was meinst du damit?«
»Du verachtest Charlotte. Ich bewundere sie. Du verurteilst den
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