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Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Titel: Die Lady von Milkweed Manor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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der sich in sprachlosem Erstaunen geöffnet hatte, schloss sie noch schnell. Vor ihr stand Mr Charles Harris, wie gewohnt höchst elegant gekleidet, doch seine Augen, die sonst immer so heiter-ironisch dreinblickten, sahen diesmal erschreckend ernst aus. Er nahm den Hut ab und lächelte sie an, doch sein Lächeln fiel sehr kurz aus und veränderte seinen Ausdruck nicht wirklich.
    »Miss Lamb.«
    »Mr Harris.« Sie starrte ihn einfältig an, doch dann wurde ihr plötzlich klar, dass er mit Sicherheit nicht ihretwegen gekommen war, und die Tatsache, dass sie das gedacht hatte, beschämte sie. »Sie möchten sicher Dr. Taylor sehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Charlotte, ich möchte Sie sehen.«
    Sie presste die Hand auf die Brust. »Ist etwas mit Edmund?«
    »Nein. Es geht ihm gut. Natürlich vermisst er seine Mutter.«
    Charlotte schluckte. »Natürlich.«
    »Verzeihen Sie mir. Ich fange das Ganze sehr ungeschickt an.«
    »Kommen Sie doch herein.«
    Er folgte ihr die Treppe hinauf ins Wohnzimmer. »Bitte, setzen Sie sich.«
    »Danke.«
    Sie setzte sich in den Sessel ihm gegenüber. Er schlug die Beine übereinander, doch gleich darauf entfaltete er sie wieder und stellte die Füße nebeneinander auf den Teppich. Er legte die Ellbogen auf seine Knie und spielte mit seinem Hut. »Ich wollte Sie eigentlich nur ganz formell besuchen. Aber …«
    Er lehnte sich zurück und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Doch jetzt, wo ich Sie sehe, kann ich nicht so tun, als sei dies nur ein zufälliger Besuch.«
    »Mr Harris, Sie machen mir Angst. Ist ganz bestimmt nichts mit Edmund?«
    »Nein, er ist gesund an Geist und Körper. Und trotzdem fehlt ihm etwas. Er braucht … er braucht die Hand einer Frau.«
    »Er hat eine Gouvernante. Ich bin ihr einmal begegnet. Sie schien mir sehr fähig zu sein.«
    »Sie wissen, dass ich nicht das gemeint habe.«
    Wusste sie es wirklich? Er konnte doch nicht meinen – ihr Mund wurde trocken. »Mr Harris, ich weiß nicht, ob meine Anwesenheit in Ihrem Haus gut für Edmund wäre. Ich fürchte, dass Gerüchte über mich in Umlauf sind. Viele Ihrer Bekannten achten mich nicht mehr so wie früher.«
    »Sie glauben doch nicht, dass das meiner Achtung für Sie Abbruch tut?«
    Sie senkte den Kopf. »Nein, aber es würde ein schlechtes Licht auf Edmund werfen. Und auf Sie auch.«
    »Dann mag es so sein. Ich mache mich nicht mehr abhängig von der Meinung anderer. Sie haben ja keine Ahnung, wie oft ich an Sie gedacht habe, wie leid Sie mir getan haben. Gezwungen, in einer Stellung zu arbeiten, die Ihnen so ganz und gar nicht entspricht. Ihrer Familie und Ihren Freunden und – was das Schlimmste ist – Ihrem Kind entfremdet. Das Wissen, dass ich die Ursache all dessen war, war eine solche Last für mich. Glauben Sie, dass Sie mir jemals vergeben können?«
    Charlotte antwortete ruhig: »Ich habe Ihnen vergeben, schon lange.«
    »Dann ist das meine Chance, meinen Sie nicht auch? Jetzt kann ich mein Unrecht wiedergutmachen.«
    »Sie brauchen sich mir nicht verpflichtet zu fühlen. Ich habe es hier sehr gut.«
    »Charlotte, es geht mir nicht um eine Verpflichtung.«
    Sie stand rasch auf, faltete die Hände und entfernte sich ein Stück von ihm. Sie zitterte vor Aufregung, vor Angst, sich womöglich einer falschen Hoffnung hinzugeben.
    »Bitten Sie mich, Edmunds Gouvernante zu werden?«
    Sie hörte, wie er sich hinter ihr erhob. »Verdammte Gouvernante. Edmund hat eine Gouvernante, Charlotte. Er braucht …«
    Sie drehte sich um und sah ihn an.
    »Er braucht dich.«
    Ihr Herz tat weh bei diesen Worten.
    Er trat näher. »Und nicht nur Edmund braucht dich. Ich …«
    Die Wohnzimmertür ging auf und Daniel kam herein. Er zog sich im Gehen einen Handschuh über. »Charlotte, haben Sie meinen anderen – oh …« Er blickte auf, blieb abrupt stehen und sah von Mr Harris zu Charlotte und wieder zu Harris.
    Als er mehrere verlegene Sekunden lang stumm blieb, sagte Mr Harris bemüht munter: »Hallo, Taylor.«
    Daniel atmete einmal tief, bevor er antwortete: »Harris.«
    »Entschuldigen Sie mein Eindringen, alter Junge.« Mr Harris lächelte und fügte leicht hinzu: »Ich versuche gerade, Miss Lamb zu überreden, den kleinen Edmund und mich zu den glücklichsten Männern auf Erden zu machen.« Sein Lächeln erlosch plötzlich und jetzt war es an ihm, von Charlotte zu dem anderen zu blicken. »Das heißt, wenn Sie nicht …« Er blickte zurück zu Charlotte. »Sie beide sind doch nicht … du arbeitest

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