Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)
nun schon so lange für ihn, ich nahm an … aber … besteht eine Abmachung zwischen euch?«
Charlottes Gesicht brannte. Sie konnte kaum atmen. Sie konnte nicht den Kopf heben, geschweige denn einen der beiden Männer ansehen. Sie hatte nicht das Recht, als Erste zu sprechen, doch Daniel schwieg. Endlich hob sie den Blick und sah ihn an. Er schaute ihr einen Augenblick lang in die Augen, seine Brust hob und senkte sich heftig. Und obwohl er Mr Harris' Frage beantwortete, blieben seine Augen doch fest auf sie gerichtet, als er sagte: »Nein. Es besteht keine Abmachung.«
Sie blickten einander noch einen Augenblick lang an. Dann nickte Daniel Harris höflich zu, sagte einfach: »Ich wünsche Ihnen beiden das Beste«, verbeugte sich und verließ das Zimmer.
Als er fort war, sagte Charles: »Verzeih mir. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Ich fürchte, da ist doch etwas zwischen euch.«
»Da ist sehr viel zwischen uns«, seufzte Charlotte. Sie trat ans Fenster und beobachtete, wie Dr. Taylor aus dem Haus trat und die Straße entlangging. »Wir sind fast so lange Freunde wie Sie und ich. Ich war bei ihm, als seine Frau starb, ich habe seine Tochter gestillt und sorge jetzt seit fast drei Jahren für sie. Trotzdem hat er die Wahrheit gesagt. Es besteht keine Abmachung zwischen uns.«
»Aber es könnte eines Tages eine bestehen?«
Sie zögerte nur kurz. »Ja.«
»Gut denn, Charlotte. Du hast die Wahl. Ich mache dir einen Heiratsantrag. Ich bitte dich, meine Frau und Edmunds Mutter zu werden.«
Sie sah ihn an.
»Ich nehme an, das Letzte klingt etwas ironisch. Du bist immer seine Mutter gewesen.«
»Nein. Das war Katherines Vorrecht, in jeder wirklich wichtigen Hinsicht. Jedenfalls für Edmund.«
»Ja. Dazu noch ein Wort. Ich fürchte, ich muss dich bitten, deine Beziehung zu Edmund weiterhin geheim zu halten.«
Der Satz war wie eine Messerklinge, die ihr in die Brust gestoßen wurde, aber natürlich hatte er recht.
»Ich meine nicht, dass wir es ihm niemals sagen können, aber … aus Achtung vor Katherine und Rücksicht auf Edmunds Ruf und Gefühle …«
»Natürlich. Ich verstehe vollkommen. Ich kann nicht so tun, als ob es mir nicht wehtut, aber Sie wissen, dass ich immer nur das Beste für Edmund will.«
»Ja, das weiß ich. Das hast du wiederholt bewiesen. Wenn nur Bea sehen könnte …«
»Bea?«
»Ja. Sie hat ebenfalls große Anteilnahme an Edmund gezeigt. Obwohl ich nicht glaube, dass ihre Gefühle nur mütterliche waren.«
»Es würde ihr wohl kaum gefallen, dass Sie hier sind.«
»Da hast du recht. Sie weiß es nicht, aber sie weiß Bescheid über uns.«
»Wirklich?«
»Ja. Ich konnte ihre abfälligen Bemerkungen über dich und die gehässigen Mutmaßungen über den ungebildeten Schuft, der dich ruiniert hat, nicht mehr mitanhören. Ich habe ihr gesagt, dass ich es war. Schuft – ja, vielleicht, aber nicht ungebildet.«
»Das haben Sie nicht.«
»Doch, ich habe es ihr gesagt.«
»Sind Sie deshalb hier? Hat sie Sie abgewiesen?«
»Bea mich abgewiesen? Ich habe sie gar nicht gefragt. Ich frage dich, Charlotte. Dich.«
»Haben Sie ihr … alles … gesagt?«
»Ich habe ihr nichts von Edmund gesagt, aus den oben genannten Gründen. Sie glaubt noch immer, dass dein Kind gestorben ist.«
Sie berührte seinen Arm. »Als Ihr eigener Sohn gestorben ist – Ihrer und Katherines – muss es sehr schwer für Sie gewesen sein, ganz allein zu trauern.«
Er nickte. »Das weißt du selbst am besten.« Er fasste ihre Ellbogen. »Lass uns der ganzen Sache ein Ende machen, Charlotte. Wir sollten beide nicht mehr alleine sein.«
Sie blickte in das Gesicht von Charles Harris auf, das sie so lange geliebt hatte. Er sah noch immer sehr gut aus. Und nun bot er ihr endlich seinen Namen, seinen Schutz an. Vielleicht sogar seine Liebe. Ihr wurde bewusst, dass er davon nicht gesprochen hatte. Doch was erwartete sie? Romantische Ergüsse, wo seine Frau erst so kurz begraben war? Aber sie wusste, dass er sie einmal gern gehabt hatte. Dass er sie immer noch gern hatte. Und – in Edmunds Nähe zu sein! Ihr eigener Sohn. Seine Mutter zu sein, ob er es nun wusste oder nicht.
Doch was war mit Daniel? Sie bewunderte und achtete ihn. Vielleicht liebte sie ihn sogar, und seine Tochter ebenfalls. Sie hatten zwar keine formelle Abmachung, doch er hatte seinen Wunsch klar zum Ausdruck gebracht. Wenigstens vor dem, was heute geschehen war. Warum hatte er nichts gesagt? Sie konnte nur raten. Er wusste, wie sehr
Weitere Kostenlose Bücher