Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)
Entbindungsliege zu springen.
»Wo ist mein Baby? Gebt mir mein Baby! Charles! Gott sei Dank, dass du da bist! Sie haben mir unser Kind weggenommen, Charles! Sie haben unser Kind genommen!«
Harris eilte an die Seite seiner Frau und Daniel sah sich im Zimmer um. Die Schwester nickte zu einem Tisch neben der Tür hinüber. Daniel ging hinüber und legte sein Ohr auf die Brust des fest gewickelten Säuglings. Die Haut war warm, aber er hörte keinen Herzschlag. Er schlug auf die Fußsohlen des Kindes, um es zum Schreien zu animieren, aber es kam nichts. Er begann, kleine Luftmengen in den winzigen Mund und die Lungen des Kindes zu blasen. Dann legte er seine Hand auf den Bauch des Babys und übte in regelmäßigen Abständen sanften Druck aus, um das Ausatmen nachzuahmen.
»Was macht er da? Ist das mein Baby? Was macht er mit ihm?«
»Still, Katherine. Leg dich wieder hin. Das ist Dr. Taylor. Er ist ein ausgezeichneter Arzt. Es wird alles gut werden.«
Daniel bezweifelte es.
Die Schwester trat zu ihm und schlug ruhig vor, das Kind ins Nebenzimmer zu bringen, sodass die Lady es nicht mehr sah. Daniel war einverstanden.
»Der Arzt wird das Kind in dem anderen Zimmer untersuchen, M'lady«, beschwichtigte sie Katherine. »Er wird gleich zurück sein.«
Daniel trug das Neugeborene in den Salon. Er legte es auf einen Stuhl neben dem Feuer, um es warm zu halten. Dann setzte er seine Wiederbelebungsversuche fort. Es bestand wenig Hoffnung, aber er musste es versuchen. Um der verzweifelten Mutter, um Harris' und um seiner selbst willen. Voller Bitterkeit bemerkte er, dass der Geburtshelfer verschwunden war, außer Reichweite für den Zorn des Vaters und das Elend der Mutter. Er fragte sich, ob der Mann überhaupt eine medizinische Ausbildung hatte. Accoucheurs waren der letzte Schrei in der Aristokratie. Daniel sah in ihnen, wie die meisten Ärzte, eine Bedrohung – für seine eigene Praxis, aber auch für die medizinische Hierarchie und den ärztlichen Versorgungsstandard an sich.
Die Schwester blieb in der Tür stehen. »Soll ich ihr ein wenig Laudanum geben, Sir?«
Daniel unterbrach seine Tätigkeit einen Augenblick und seufzte. »Ja, bitte. Und seien Sie nicht knauserig.«
Die Schwester verschwand in dem anderen Zimmer und kurze Zeit später verwandelten sich Lady Katherines herzzerreißende Schreie in ein leises, mitleiderregendes Schluchzen.
Harris trat zu ihm. »Geht es ihm besser?«
Daniel schüttelte den Kopf. »Der Herzschlag ist nur ganz schwach. Ich fürchte, wir werden ihn verlieren.«
Harris starrte ihn mit leerem Ausdruck an. »Guter Gott, nein!«
Der Accoucheur erschien in der Tür, eine Ledertasche in der Hand. »Da war nichts zu machen. Meiner Erfahrung nach haben Frauen, die in Luxus und Überfluss leben, sehr viel größere Schwierigkeiten bei der Geburt als die Frauen der unteren Schichten.«
»Wie können Sie es wagen …?«
Harris sprang nach vorn und erhob seinen Arm, um den Mann zu schlagen, doch Daniel rief: »Harris, nicht!«
Langsam ließ Harris die Faust sinken und senkte auch die Stimme. »Verlassen Sie augenblicklich dieses Haus«, knurrte er.
Der junge Mann senkte den Blick, machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer.
Daniel setzte seine Bemühungen um das Kind fort. »Wenn wir in der Entbindungsklinik wären, wo ich mein Wärmebett und Medikamente habe, hätten wir vielleicht eine Chance, aber hier kann ich wenig tun.«
»Los dann, in meine Kutsche. Oder wir schicken meinen Diener nach was auch immer Sie brauchen. Scheuen Sie keine Kosten.«
Als Daniel keine Anstalten machte, aktiv zu werden, rief Harris aus: »Guter Gott, Mann, warum sitzen Sie noch hier herum?«
Die Schwester kam zurück. »Ihre Ladyschaft wird bis morgen schlafen. Ich habe ihr eine recht starke Dosis gegeben. Armes Lämmchen.«
Charles Harris sah zu Daniel hinüber, stahlharte Entschlossenheit und Verzweiflung im Blick. »Bringen Sie meinen Sohn in Ihr Hospital, Taylor. Bringen Sie uns beide hin.«
13
Wenn die Begattung vollzogen ist, fliegen die Schmetterlinge fort,
in Gebiete mit reichlichem Seidenblumen-Vorkommen …
Morgan Coffey, Coronado Butterfly Preserve
Charlotte setzte sich im Bett auf. Sie hatte einen Laut gehört, ein Stöhnen. Es war nicht das Stöhnen der französischen Frau im oberen Stockwerk, es war zweifelsfrei eine Männerstimme. Der Laut bebte förmlich vor Qual und hatte etwas tief innerlich in ihr angerührt, als habe sie genau diesen Ton schon einmal gehört. Aber
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