Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)
… Du würdest verhindern, dass deine Cousine im Wahnsinn, an gebrochenem Herzen, stirbt.«
»Wenn hier einer wahnsinnig ist, dann du! Glaubst du wirklich, ich würde dir einfach so mein Kind geben? Wie kannst du es wagen, so etwas auch nur zu denken? Er ist mein Sohn!«
»Er ist auch meiner.«
»Er ist nicht mehr deiner. Du hast ihn aufgegeben, als du meine Cousine geheiratet hast.« Sie riss ihm das Kind aus den Armen und hielt es fest an sich gepresst.
»Ich hatte keine andere Wahl.«
»Du hattest sehr wohl eine Wahl. Und du hast sie getroffen. Jetzt lass uns allein. Raus hier, sofort!«
Daniel trat einen Schritt vor, bereit, Harris aus dem Zimmer zu eskortieren. Jetzt, da Charlotte Charles' Ansinnen abgelehnt hatte, empfand er keineswegs die Befriedigung, die er erwartet hatte. Es gab in einer solchen Situation kein Happy End.
Harris erhob sich, sichtlich erschüttert, aber auch verstimmt. »Entschuldige, Charlotte. Ich hatte nicht das Recht, dich das zu fragen.«
Sie schüttelte den Kopf, fragend, verzweifelt. »Wieder stellst du dein Glück – und Katherines – über das meine. Wieder .« Ihre Stimme zitterte.
»Du willst, dass ich Katherines Kummer trage, dass ich an ihrer Stelle leide. Ich darf nicht ihren Platz in deinem Leben einnehmen, aber ihr unerträgliches Leid soll ich tragen?«
Harris senkte den Blick. »Du hast recht, Charlotte«, sagte er ruhig. »Es ist zu viel. Verzeih mir, dass ich gefragt habe.«
Er wandte sich zur Tür, Daniel war nur wenige Schritte hinter ihm. Harris öffnete sie und ließ Daniel hinausgehen. Doch als er die Tür hinter sich schließen wollte, rief Charlotte: »Warte!«
Charlotte schluckte schwer, als Mr Harris zögernd ins Zimmer zurückkehrte.
Dr. Taylor stand neben der Tür. Er suchte ihren Blick. »Ich werde draußen warten«, sagte er. »Wenn Sie mich brauchen, rufen Sie.«
Charlotte nickte stumm und Taylor schloss die Tür hinter sich. Charles Harris tat einen unsicheren Schritt in Richtung ihres Bettes. Er hatte die Arme auf den Rücken gelegt und hielt den Kopf gesenkt.
Charlotte sah ihn und auch ihren Sohn nicht an. Sie blickte zum Fenster, dessen Läden geöffnet waren. Das Mondlicht schien sie ganz gefangen zu nehmen. Sie schwieg mehrere Minuten lang. Sie konnte nicht denken. Sie konnte nicht fühlen.
»Du weißt, dass ich das Beste für ihn will«, begann sie dann mit gepresster Stimme. Ihre Kehle schien wie zugeschnürt. »Aber das ist … zu viel, zu plötzlich.«
Aus dem Augenwinkel nahm sie sein Nicken wahr, aber er blieb stumm. Sie wandte den Blick vom Mondlicht ab und sah ihn voll an.
»Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst? Er ist mein Sohn – mein Ein und Alles! Ich liebe ihn mehr als mein Leben. Hattest du selbst jemals solche Gefühle für einen Menschen? Oder liebst du nur dich selbst … und deinen Besitz?«
»Das mag einmal gestimmt haben. Aber jetzt nicht mehr.«
»Du liebst sie also wirklich – Katherine?«
»Ja. Zuerst vielleicht nicht. Aber jetzt …«
»Und würde sie … meinen Sohn lieben?« Schluchzer erschütterten ihren Körper. Er antwortete nicht sofort. Als er es tat, war es nicht die Antwort, die sie erwartete. »Charlotte, du kennst meine Frau. Katherine ist sehr liebevoll, aber sie ist auch sehr stolz, sehr eifersüchtig und sehr besitzergreifend.«
»Ja, ich kenne sie gut.«
»Wenn wir ihr Edmund jetzt gleich geben, wird sie ihn lieben wie ihren eigenen Sohn und er wird mit allen Vorteilen und Vorrechten unseres Standes aufwachsen, ohne die Spur eines Skandals, mit der Liebe einer Mutter und eines Vaters. Wenn sie jedoch weiß, dass er nicht ihr eigenes Fleisch und Blut ist, wird sie ihn, fürchte ich, ablehnen oder bestenfalls ihm gegenüber verbittert werden – und mir gegenüber auch. Katherine hat zwar ihre Fehler, aber sie ist fähig zu lieben. Sie ist fähig zu Treue und Aufopferung und ich kann dir versprechen, dass Edmund all dies von ihr erfahren wird.«
»Sie wird ihn nicht schlecht behandeln?«
»Natürlich nicht. Er ist mein Sohn! Und sie wird glauben, dass er auch ihrer ist.«
»Wenn ich der Abmachung zustimme, versprichst du mir dann etwas?«
Er nickte vorsichtig.
»Wenn sie erfährt, dass Edmund nicht ihr eigener Sohn ist, wenn sie ihn nicht mehr von ganzem Herzen lieben kann, dann gib ihn mir bitte zurück. Versprich mir, dass du ihn nicht leiden lässt.«
»Ich gebe dir mein Wort.«
»Kann ich ein bisschen Zeit haben, um darüber nachzudenken?«
»Wir haben nicht
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