Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)
ausüben würde, die seiner Überredungskunst sicherlich bis zu einem gewissen Grad wehrlos ausgeliefert war. Dazu ihr labiles emotionales Gleichgewicht als junge Mutter … nein, er konnte sie in dieser Situation nicht alleinlassen.
»Ich bleibe.«
Charlotte sah zu ihm hinüber, sichtlich überrascht. Sie öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, schloss ihn jedoch wieder. Ihr Blick wanderte zurück zu Charles Harris.
»Katherine wird wahnsinnig werden vor Schmerz, wie du dir sicher vorstellen kannst.«
»Das würde jeder Frau so gehen.«
»Sie weiß es noch nicht. Die Schwester hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben, während Dr. Taylor versuchte, ihn wiederzubeleben.«
Sie sah ihn unverwandt an. »Es tut mir sehr leid für dich.«
»Danke. Das bedeutet mir sehr viel. Ich weiß, dass ich, was dich betrifft, einen großen Fehler gemacht habe, und ich danke dir dafür, dass du das trotz allem noch sagen kannst.«
Sie runzelte die Stirn, während sie ihm zuhörte und dabei offensichtlich vergeblich versuchte, seinem Gedankengang zu folgen.
»Und du, Charlotte? Wie geht es dir?«
Im Moment mied Harris das Thema – das Baby, das nur eine Armlänge von ihm entfernt lag – offenbar noch. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass Charlotte selbst das Gespräch auf das Kind brachte.
»Eigentlich recht gut. Alle waren sehr freundlich zu mir und mein Sohn und ich sind gesund.«
»Dein Sohn, ja. Taylor hat mir von ihm erzählt.«
Sie sah Daniel scharf an, die Brauen hochgezogen. »Wirklich?«
»Nun ja, ich habe ihn nach dir gefragt. Ich wollte wissen, wie es dir geht … und alles. Den Rest hat er dann selbst erraten.«
»Ich verstehe.«
»Dein Sohn. Wie wirst du ihn nennen?«
»Dr. Taylor und ich haben gerade darüber gesprochen. Ich habe beschlossen, ihn Edmund zu nennen, nach meinem Großvater.«
»Das war auch der Name meines Vaters.«
Vor den Blicken der beiden Männer schlug sie die Augen nieder. »Ja«, murmelte sie.
Charles Harris lächelte unter Tränen. »Das ehrt mich.«
Charlottes Blick wanderte zu ihrem schlafenden Sohn. »Das war nicht meine Absicht.«
»Darf ich … ihn sehen?«, fragte er.
Sie sah Harris an, eindeutig verwirrt angesichts der Beachtung, die er ihr und ihrem Kind schenkte, aber sie war einverstanden, umfasste behutsam das kleine Bündel und legte es auf ihre andere Seite. Harris stützte beide Unterarme auf das Bett, um Charlottes Sohn in Empfang zu nehmen. Im Licht der Lampe studierte er das kleine Gesicht und die winzigen Hände und eine neue Welle des Schmerzes flog über sein Gesicht.
»Er ist schön … vollkommen …« Die Worte wurden unter Tränen hervorgestoßen. »Wie seine Mutter.«
Charlottes Augen füllten sich ebenfalls mit Tränen angesichts der Ehrfurcht vor dem Wunder des Lebens, die den schrecklichen Kummer des Mannes überlagerte.
Sie lächelte, während ihr über jede Wange eine Träne rann, und flüsterte: »Eigentlich sieht er dir sehr ähnlich.«
Charles nickte. Auch ihm liefen die Tränen übers Gesicht.
Daniel stand dabei und fühlte sich wie ein Eindringling. Er hatte sich gerade entschlossen, das Paar mit seinem Kummer doch allein zu lassen, als Charles seine Taktik mit einem Mal änderte.
»Ich frage mich … wie werdet ihr beiden zurechtkommen? Ich würde dir gern helfen, wenn ich könnte, aber du weißt, dass mir selbst im Moment keinerlei finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Irgendwann vielleicht, aber jetzt … wovon werdet ihr leben?«
»Ich weiß es noch nicht genau, aber wir werden es schaffen.«
»Bist du sicher? Charlotte, verzeih mir, aber ich muss dich das fragen. Du bist jung, du kannst noch heiraten und weitere Kinder bekommen. Katherine ist, wie du weißt, sehr viel älter. Die Schwangerschaft war sehr schwierig für sie und sie hat geschworen, nie wieder ein Kind zu bekommen, wenn diesem etwas geschehen sollte.«
Charlotte starrte ihn an. »Was willst du damit sagen?«
»Charlotte … bitte, denk nach, bevor du antwortest.«
»Bevor ich auf was antworte?« Ihre Stimme war lauter geworden.
»Charlotte. Denk nach. Du könntest dein altes Leben wieder aufnehmen. Wieder in die Gesellschaft zurückkehren. Ich würde ihn aufziehen wie meinen eigenen Sohn.«
»Er ist dein eigener Sohn! Und das hat dich bisher nicht bewogen, deine Verantwortung wahrzunehmen!«
»Ich bestreite nicht, dass ich dich schlecht behandelt habe. Aber Edmund würde ich gut behandeln. Du weißt, dass ich ihm ein guter Vater wäre. Und Katherine
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