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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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Roca, von dem in letzter Zeit so viel geredet worden war, war noch nicht eingetroffen.
    Ob Julio bei den Angreifern ist?, fragte Blanca sich mit einem Mal.
    Ein Indio trieb sein Pferd jetzt mit schrillem Geheul an ihnen vorbei, doch sie blieben unbemerkt. Entschlossen schob Blanca ihre Mutter weiter in Richtung pulpería. Dort, so hoffte sie, würden sie Hilfe finden, zumindest nicht allein sein. Aber sie kamen nur langsam voran, denn Corazon, obwohl mittlerweile ernüchtert, bewegte sich unsicher.
    Erste Schüsse zerrissen die Luft. Kaum zwanzig Schritte vor ihnen rannte ein Mann über die Straße, warf mit einem Mal die Arme hoch und brach lautlos zusammen. Blanca presste beide Hände vor den Mund, um den Schrei in ihre Kehle zurückzudrängen, doch es nützte nichts: Corazon kreischte schrill vor Entsetzen.
    Der Indianer, der sein Pferd eben noch auf den zu Boden gegangenen Mann zusteuerte, riss es herum und schaute, woher der Schrei kam. In einem Moment, der ihr kaum länger vorkam als ein Lidschlag, sah Blanca eine dunkelhäutige, schlanke Gestalt mit langem schwarzem Haar, das im Wind wehte. Der Reiter wirkte wie verwachsen mit seinem Pferd. Für einen Augenblick starrten der indianische Krieger und die beiden Frauen einander an. Dann drückte der Indianer seinem Pferd die Fersen in die Seiten und sprengte auf Blanca und Corazon zu.
    Blanca, panisch vor Angst, versuchte mit aller Kraft, ihre Mutter zwischen die Häuser zu ziehen, doch Corazon blieb so beharrlich stehen, wie Blanca es ihrer Mutter kaum mehr zugetraut hatte. Im letzten Moment ließ sie los, sprang in einen engen Spalt zwischen zwei Hütten, ließ sich fallen und krabbelte unter die nächste Veranda.
    Mama, lauf weg, flehte sie stumm, lauf doch weg, Mama!
    Erneut musste Blanca die Hände vor den Mund pressen, um nicht zu schreien. Sie sah ihre Mutter, sah den Indianer das Pferd lediglich mit den Schenkeln lenkend, in der erhobenen rechten Hand eine Machete. Blanca nahm verwirrt wahr, dass ihre Mutter lächelte, sie lächelte, als hätte sie endlich mit dem Leben abgeschlossen. Im nächsten Moment stieß der Indianer einen wilden Schrei aus. Blancas Mutter breitete die Arme aus, und die Machete sauste nieder.
    Nein!, schrie es in Blanca. Dann versank ihre Welt im Dunkel.
    Blanca riss die Augen auf. Was war geschehen? War sie ohnmächtig geworden? Die Orientierungslosigkeit verflog so rasch, wie die Angst zurückkehrte.
    Mama.
    Ihre Mutter … Ihre Mutter war getötet worden, eben gerade, totgeschlagen vor ihren Augen. Mit einem Mal musste Blanca würgen, es ließ sich nicht mehr aufhalten. Sie schaffte es gerade noch, aus ihrem Versteck zu kriechen, bevor sie sich gegen die nächste Hauswand übergab. Keuchend versuchte sie, ihren Atem zu beruhigen, wischte sich dann über den Mund und sah sich um. Der Indianer war verschwunden. Corazon lag im Schmutz der Straße.
    Mama.
    Blanca stolperte auf die reglose Gestalt zu. Ein neues Würgen drohte, sie zu überwältigen, doch sie hatte schon alles von sich gegeben. Es kam nur noch bittere Galle.
    Corazon ist tot. Mama ist tot.
    Die Machete hatte Corazons Kopf fast vom Rumpf getrennt. Es war ein grausamer Anblick, trotzdem erschien es Blanca, als läge ein Lächeln auf den erschlafften Zügen ihrer Mutter. Blanca zwang sich, stehen zu bleiben und ein kurzes Gebet zu sprechen. Das war sie ihrer Mutter schuldig. Immer noch waren Kampfgeräusche zu hören. Menschen schrien in Wut und Angst, flohen hektisch durch die Straßen. Blanca hörte Schüsse knallen, und endlich entfernt Trompetenklänge, mit denen wohl die Soldaten zusammengerufen wurden. In Richtung pulpería schien das Chaos am größten zu sein. Die meisten Flüchtenden drängten dorthin. Hin und wieder war eine kreischende Frauenstimme zu hören.
    Blanca war plötzlich nicht mehr in der Lage zu entscheiden, was sie tun sollte. Los, versteck dich!, versuchte sie sich selbst zur Flucht zu bewegen. Willst du, dass sie dich umbringen? Du willst leben, Blanca, nach Buenos Aires zurückkehren … Bleib nicht hier stehen. Deine Mutter ist tot, du kannst ihr nicht mehr helfen. Du hast ihr schon lange nicht mehr helfen können … Aber du kannst jetzt fort von hier, wenn du dich nicht auch noch töten lässt. Du kannst ein neues Leben beginnen.
    Das Hufgetrappel, das sie im nächsten Moment vernahm, ließ sie erstarren. Jetzt kommt er zurück. Jetzt kommt Corazons Mörder zurück, hämmerte es in ihrem Kopf.
    Sie stolperte davon, doch ihre Knie waren so

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