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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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gewisse Frist zumeist Einwanderern überantwortet, die den Boden bearbeiteten und Getreide anbauten, bevor es ein paar Jahre später wieder zurück in die Hand des Estanciero kam. Der konnte dann dort weiter Weizen anbauen oder Alfalfa, Luzerne, für die Rinder und Schafe.
    Ansonsten hatte Eduard wenig mit seinen Nachbarn zu tun. Selten nur besuchte er sie in ihren nach europäischem Vorbild gebauten Häusern, die sie noch dazu ohne Sinn und Verstand mit europäischen Kostbarkeiten füllten. Die vergangenen Jahre hatten den Reichtum vieler Estancieros beträchtlich erhöht. Nicht jeder konnte damit umgehen. Er wusste nichts mit diesen Leuten anzufangen. Das letzte Zusammentreffen hatte jedenfalls in einem Streit geendet und dem Vorwurf, Eduard behandle seine Knechte zu gut. Doch Eduard hatte nie vergessen können, dass er selbst einmal ein armer Schlucker mit so vielen Träumen gewesen war.
    »Vielleicht willst du mich ja einmal besuchen, Monica?«
    »Ach Gott, fort aus Buenos Aires? Ich bin an die Großstadt gewöhnt, Eduard, den Trubel, das alles. Die Ruhe auf dem Land würde mich wahrscheinlich umbringen.«
    »Es wäre ja nur für ein paar Tage. Außerdem ist es eigentlich nie ruhig auf La Dulce«, grinste Eduard. »Mal brüllen die Milchkühe, weil ihnen der Euter schmerzt und sie gemolken werden müssen, dann blöken die Schafe. Die Hühner gackern fast ständig, und der Hahn kräht auch mehrmals am Tag und nicht nur morgens in der Frühe.«
    Monica lachte. Sie hatte Eduard in ihren Salon geführt. Er dachte daran, dass sie sofort gekommen war, als Milo ihn angekündigt hatte. Der Hüne bewachte heute wie damals ihre Tür. Es war, als hätte Monica auf ihn gewartet. Sie hatte ihn begrüßt wie einen alten Freund. Jetzt nahmen sie beide an einem kleinen Tischchen Platz. Eduard trank einen Schluck des pechschwarzen Kaffees, den sie ihm in einer feinen Porzellantasse gereicht hatte, und stellte diese dann ab.
    »Erwartest du heute noch Kunden?«, fragte er.
    Monica lächelte. »Ach, ich habe das Geschäft schon einige Jahre aufgegeben.«
    »Wann?«
    »Kurz nachdem du deines aufgegeben hast. Ich habe in den Jahren genügend gespart, um mir einen ruhigeren Lebensabend zu gönnen. Das habe ich mir immer vorgenommen.«
    Eduard nickte verstehend.
    Monica spielte mit dem spitzenverzierten Ärmel ihres seidenen Hausmantels, als wäre sie verlegen. »Meine Gunst gewähre ich heute nur noch denjenigen, die mir gefallen«, sagte sie dann.
    Eduard war froh, dass er nicht errötete wie ein kleiner Junge. Entschlossen rief er sich den Grund seines Kommens in Erinnerung. Er musste noch etwas klären, bevor er wirklich in Frieden leben konnte.
    »Monica?«
    »Ja?«
    »Sind deine Kontakte immer noch so gut wie damals?«
    Monicas Augen sahen mit einem Mal wacher aus, aufmerksamer als wenige Augenblicke zuvor noch. Sie zögerte, dann legte sie eine Hand auf seinen Arm.
    »Fahr zurück auf deine Estancia, Eduard. Lass die Vergangenheit ruhen.«
    Auch Eduard zögerte nun, dann legte er eine raue Hand auf ihre.
    »Es tut gut zu sehen, was man mit der eigenen Hände Arbeit schaffen kann. Es tut gut, morgens die Sonne aufgehen zu sehen. Es tut gut, die Pflanzen wachsen zu sehen, mit seinen Männern zu feiern, aber …«
    Monica unterbrach ihn. »Du solltest nicht hierher zurückkommen, Eduard. Das ist nicht mehr deine Welt. Lass die Toten in Frieden.«
    Eduard wollte etwas erwidern und schloss dann doch die Lippen. Nachdenklich blickte er sich im Salon um. Einige Bilder, Teppiche, auserlesene Kunstgegenstände waren hinzugekommen, seit er zum letzten Mal hier gewesen war. Monicas schwarzes Haar, das sie stets mit Duftölen glättete, glänzte im Schein der Lampen. Ihr Anblick, musste er zugeben, nahm ihm immer noch den Atem. Sie nutzte die Situation weidlich und mit einem leisen Lächeln aus, als sie nun aufstand, mit schwingenden Hüften zu einem Seitenbord ging und ihnen beiden Kaffee nachschenkte. Trotzdem konnte er einfach nicht loslassen.
    Ich will wissen, wer Elias getötet hat, fuhr es ihm durch den Kopf, ich muss es wissen.
    »Hast du einmal wieder von Noah gehört? Elias’ Bruder?«
    Monica schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts mehr mit ihm und den anderen zu tun, ich habe nichts mehr von ihnen gehört, seit du weg bist. Das ist Vergangenheit, Eduard, wir können das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Du solltest das akzeptieren.«
    Sie fügte seinem Kaffee einen Schuss Rum hinzu, kam dann zu ihm zurück und hielt ihm die

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