Die Lagune Der Flamingos
Tasse hin. Ihre Finger berührten sich, als er sie entgegennahm, und es durchfuhr ihn wie ein elektrischer Schlag.
»Monica …«
»Tanzt du mit mir?«
»Aber ich kann nicht tanzen …«
»Du kannst, ich weiß es.«
Sie hieß ihn, die Tasse wieder abzustellen. Der Gedanke daran, sie berühren zu können, beflügelte ihn. Monica zeigte ihm, wie er sie bei den Armen fassen, welchen Arm er ihr um die Hüften legen konnte. Er bemerkte, dass Milo herangekommen war, sich auf einen Hocker setzte und eine einfache Melodie auf einer Gitarre spielte. Im Rhythmus des Liedes bewegten sie sich, kamen sich mal nahe, wichen dann wieder voneinander. Monica ließ ihn keinen Moment aus den Augen. Es war ihm, als bedeutete sie ihm mit ihrem Körper, was als Nächstes zu tun war. Erste Schweißperlen bildeten sich auf Eduards Stirn. Monica machte einen Schritt nach vorn, einen seitwärts, einen zurück. Er folgte ihren Schritten.
Irgendwann blieben sie stehen. Die Musik verklang.
»Das … Das war sehr schön.«
Eduard fühlte, wie sein Herz schlug, fühlte sich lebendig und warm bis in die letzte Faser seines Körpers.
»Komm mit«, hauchte Monica und zog ihn auf ihre Schlafzimmertür zu, »wir haben noch so viel zu entdecken.«
Die Erinnerung kam mit einem Schlag zurück, als Eduard Monicas Schlafzimmer betrat – der Geruch, die vielen Kissen, die überall verstreut lagen, die kleinen Darstellungen aus dem indischen Kamasutra, die an den Wänden hingen, das Kreuz, die kleine Statue der Jungfrau Maria und die des San Benito de Palermo, den besonders die afrikanischstämmigen Bewohner von Buenos Aires verehrten. Er wusste, dass Monica katholisch war. Er wusste aber auch, dass sie von ihrer Mutter mit dem Glauben an diverse afrikanische Götter vertraut gemacht worden war. Er meinte sich ebenfalls zu erinnern, dass ihr der Voodoo nicht fremd war.
Sie fanden leicht zueinander. Anfangs lag er auf ihr, dann glitt sie wie eine Schlange unter ihm hervor, saß im nächsten Moment auf ihm, um ihn voller Leidenschaft zum Höhepunkt zu locken. Doch so leicht wollte Monica es ihm nicht machen. Als er schon auf den Abgrund zutaumelte, schon meinte, sich gleich in die Lüfte zu erheben zu müssen, um nicht ins Unendliche zu stürzen, riss sie ihn wieder zurück auf die Erde.
»Monica!«, keuchte er.
In ihm kämpfte der Wille, dieses wunderbare Spiel, das einerseits so lockend und andererseits so schmerzhaft war, noch so lange wie möglich auszukosten, gegen das Verlangen, endlich zum Ziel zu kommen. Endlich waren sie sich wieder nah. So nah. Ihre weiche Haut, ihr Geruch, ihr Geschmack waren überall.
»Küss mich«, flüsterte sie ihm ins Ohr, und er tat, wie ihm geheißen.
Wieder und wieder spürte Eduard ihre Hände auf seinem Rücken, auf seinen Armen, dann wieder auf seinem Geschlecht. Sie ließ ihn kommen, als er sicher war, sich nicht mehr zurückhalten zu können. Danach lagen sie reglos nebeneinander. Eduards Brustkorb hob und senkte sich wie nach einem schnellen Lauf. Einen Moment spürte er sie noch dicht bei sich, dann dämmerte er weg.
Als er aufwachte, saß Monica bekleidet in einem Korbstuhl neben einem kleinen Tisch und beobachtete ihn. Im Halbdunkel des Raumes sah Eduard die Spitze ihres Zigarillos aufglühen. Er richtete sich auf. Seine Kleidung lag neben dem Bett, wo er sie zurückgelassen hatte. Er schlüpfte rasch hinein. Als er fertig war, nahm er sie in den Blick.
»Sehen wir uns bald wieder?«
Sie nickte. »Sicherlich, aber es liegt an dir.«
Sie sah, dass er etwas erwidern wollte, und hob die Hand.
»Es liegt an dir, Eduard, sei dir gewiss, es liegt an dir.«
Sie hatte Eduard gesagt, dass sie noch etwas zu erledigen habe, und ihn von Milo hinausbegleiten lassen. Wenig später befand Monica sich in dem kleinen und doch großzügigen, blau gekachelten Raum mit der bronzenen Badewanne. Sie hatte ihn nach ihren Vorstellungen herrichten lassen, ein wenig, wie sie sich ein Zimmer aus den Erzählungen von Tausendundeiner Nacht vorstellte. Der Raum war so klein, dass der heiße Wasserdampf wie feiner Nebel in der Luft hing. Es roch nach Rose, Lavendel und frischer Zitrone. Milo hatte ein Tablett mit Leckereien und süßem Wein bereitgestellt. Nach den vielen gemeinsamen Jahren wusste er, was sie mochte, ohne danach fragen zu müssen.
Er ist unersetzlich, fuhr es Monica durch den Kopf. Sie ließ den Hausmantel von ihren Schultern gleiten, füllte das einem Blütenkelch nachempfundene Glas mit Wein und nahm den
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