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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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scharfen Augen und deinem makellosen Gesicht! Du tust so, als wäre alles ganz normal, aber in Wahrheit liegt dir nur daran, dich an meiner Hässlichkeit zu messen und deinen Spaß an dem Vergleich zu haben! Dich an meine Stelle zu setzen und das Herz meiner Mutter ganz für dich allein zu gewinnen!«
    Laura starrte sie sprachlos an. Sie wollte sich wütend gegen die ungeheuerliche Anschuldigung zur Wehr setzen, doch eine innere Stimme befahl ihr, vorläufig zu schweigen. Hastig setzte sie ihre Haube auf. Crestina bestand darauf, dass sie zum Ausgehen stets ihr Haar bedeckte, egal, wie heiß es draußen war, und Laura folgte diesem Wunsch, auch wenn es manchmal schwerfiel, vor allem im Sommer. Es war fast so, als könne sie auf diese Weise wiedergutmachen, dass sie sich in diesem Punkt ihren Eltern so oft widersetzt hatte.
    »Mansuetta, Laura, seid ihr so weit?« Crestina stand in der Tür, gemeinsam mit der Frau aus der Nachbarschaft, die gelegentlich Matteo betreute. Nichts an Crestinas Miene deutete darauf hin, dass sie Mansuettas letzte Worte gehört hatte, doch Laura wusste es besser. Mansuetta hatte so laut gesprochen, dass nur jemand, der taub wäre, nichts verstanden hätte. Die Nachbarin wirkte entsprechend pikiert, doch auch sie gab sich redlich Mühe, so zu tun, als hätte sie nichts mitbekommen.
    Matteo schaute kläglich drein, als sie sich von ihm verabschiedeten. »Nicht weggehen. Hierbleiben, bei Matteo. Matteo Angst alleine!«
    »Keine Sorge, mein Engel«, meinte Mansuetta tröstend. »Mehr als zwei Stunden wird es sicher nicht dauern.«
    So klug er für sein junges Alter auch war, so schwer fiel es ihm noch, Zeitspannen zu begreifen. Die Beteuerung ihrer baldigen Rückkehr reichte ihm nicht. Seine Unterlippe zitterte bedenklich, als Mansuetta zur Treppe ging.
    »Etta«, jammerte er. »Nicht gehen!«
    Mansuetta zuckte zusammen und lief eilig zu ihm zurück. »Mein Herzblatt! Mein Goldjunge! Du musst dich nicht fürchten! Ich komme doch wieder!« Sie schloss ihn in die Arme, was ihr einen tadelnden Blick von Crestina eintrug. »Du solltest dich nicht zur Sklavin seiner Bedürfnisse machen. Er muss lernen, auch einmal auf dich zu verzichten.«
    »Aber er ist doch noch so klein!«
    »Wenn man ein kleines Kind zu sehr verwöhnt, wird es niemals lernen, sich zu bescheiden«, sagte die Nachbarin. »Die beste Methode ist, sie schreien zu lassen. Darauf schwöre ich seit jeher. Bei meinen drei Kindern hat es hervorragend funktioniert. Jeder bestätigt mir, wie artig sie geworden sind.«
    Mansuetta schaute die Frau ungläubig an. »Ihr lasst Eure Kinder schreien?«
    »Nun ja, inzwischen nicht mehr, sie sind immerhin zehn, acht und sechs Jahre alt, wie Ihr wisst. Die meisten Kinder hören spätestens im Alter von drei Jahren mit der Schreierei auf. Bis dahin muss man es einfach ertragen, um sie zu bescheidenen Menschen heranzubilden. Sonst hätte man viel zu tun. Sie würden erwarten, dass man sie den ganzen Tag auf dem Arm herumträgt oder mit ihnen spielt. Wer hat schon so viel Zeit?«
    Wie auf Kommando fing Matteo an zu weinen.
    »Das ist nur Trotz«, sagte die Nachbarin. »Er hat genau verstanden, was ich gesagt habe, darauf wette ich.«
    Matteos Schluchzen steigerte sich innerhalb weniger Atemzüge zu einem durchdringenden Geschrei, bei dem sein Gesichtchen rot anlief. Er stand in seinem Gitterbett und rüttelte an den Streben. »Etta! Etta!«
    »Ich bin doch hier!«, rief Mansuetta.
    »Purer Trotz«, bekräftigte die Nachbarin.
    »Das ist kein Trotz, sondern Verzweiflung!«, widersprach Mansuetta vehement. Sie hob den Kleinen aus dem Bett und presste ihn schützend an sich.
    »Es ist Trotz«, sagte Crestina, während sie ihren Umhang umlegte. »Aber es bleibt dir unbenommen, es für Verzweiflung zu halten. Ich nehme an, du möchtest nicht mit, oder?«
    »Nicht unter diesen Umständen«, bestätigte Mansuetta mit bebender Stimme. Sie drückte Matteo an ihren Busen und wiegte ihn hin und her, bis sein Weinen leiser wurde und er erschöpft sein Köpfchen an ihre Schulter bettete.
    »Nun ja, ich reiße mich nicht drum, auf ihn aufzupassen«, sagte die Nachbarin, während sie sich achselzuckend abwandte. »Er schreit mindestens doppelt so laut und so lange wie alle meine drei Kinder zusammen, so viel ist sicher.«
    »Ihr habt ihn schreien lassen, wenn Ihr auf ihn Acht gegeben habt?«, vergewisserte sich Mansuetta empört.
    »Das sagte ich doch eben, oder nicht?«, gab die Nachbarin gereizt zurück, schon auf

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