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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Frau Elsa und seinem Sohn Isacco.
    »Eine Komödie über einen reichen Kaufmann, der sich in die Tochter eines armen Seifensieders verliebt«, antwortete Crestina. »Diese wiederum liebt den Diener des Kaufmanns, einen wohlgestalteten jungen Mann. Der Seifensieder will natürlich seine Tochter an den Reichen verschachern, während der Diener die Tochter für sich haben will. Alle Beteiligten sinnen nun auf Wege, wie sie ans Ziel ihrer Wünsche gelangen können. Das Stück soll sehr komisch sein.«
    »Das klingt nach einer schlüpfrigen Geschichte«, warf Monna Elsa missfällig ein.
    »Keineswegs«, widersprach Mosè. »Sicher, es gibt auch solche Komödien im Stile des Boccaccio, in denen es um Dinge geht, die nichts für die Augen und Ohren eines unschuldigen jungen Mädchens sind.« Bei diesen Worten warf er Laura ein launiges Lächeln zu, das seine breite Zahnlücke sehen ließ. »Aber die meisten Stücke, vor allem die klassischen Dramen, sind zu jedermanns Bildung und Zerstreuung geeignet.«
    »Da du davon zweifellos mehr verstehst als deine arme alte Frau, werde ich dir nicht widersprechen.«
    Monna Elsas Miene war zu einem grimmigen Ausdruck erstarrt, und Laura fragte sich, wie schon häufiger zuvor, was die beiden dazu brachte, immer noch gemeinsam an einem Tisch zu sitzen. Ihr schien, als könnten sie unmöglich ein Paar gewesen sein, so verschieden waren sie in ihrer ganzen Art. Sie hatte Monna Elsa nie anders erlebt als zutiefst mürrisch, während Messèr Mosè immer ein scherzhaftes Lächeln auf den Lippen hatte, wenn sie ihn getroffen hatte. Von Crestina hatte sie erfahren, dass der jüdische Kaufmann seine Familie schon vor Jahren verlassen hatte, um ein eigenes Leben zu führen. Er war nicht etwa deshalb gegangen, weil ihn seine Geschäfte ständig in die Welt hinausführten – obwohl auch das sicher ein Grund für sein Fernbleiben gewesen war –, sondern weil die Umstände ihn dazu gezwungen hatten. Die Regierung hatte nach dem Ende der letzten Condótta alle Juden ausgewiesen. Bleiben durften nur diejenigen, die den christlichen Glauben annahmen. Monna Zinzi und ihr Sohn Isacco hatten sich für den Glaubenswechsel entschieden, während ihr Mann es vorgezogen hatte, seiner Religion treu zu bleiben. Es gab viele Familien in Venedig, die auf diese Weise entzweit worden waren. Die Sehnsucht nach einer dauerhaften Heimat hatte viele Juden in ein Dilemma gestürzt, das sie auf andere Weise nicht zu lösen wussten.
    »Die Ehe der Zinzis war schon vorher schlecht gewesen«, hatte Crestina Laura unumwunden anvertraut. »Es tat ihnen beiden gut, sich zu trennen. Nur der Junge war zu bedauern. Für ihn war es ein schwerer Schritt, aber seine Mutter stand ihm näher als sein Vater. Und die Stadt ist sein Zuhause, er hat niemals etwas anderes gesehen. Er sagte mir einmal, dass der Mensch, der ihn dazu bringen könne, Venedig zu verlassen, erst geboren werden müsse.«
    Und so hatte Isacco, wie Crestina weiter berichtete, sich taufen lassen, genau wie seine Mutter, und seither führten beide ein ehrbares christliches Leben. Sie gingen sonntags zur Kirche und huldigten den Heiligen, wie es ihr neuer Glaube gebot. Ihre eigenen Sitten hatten sie abgelegt wie die Gewänder und Hüte, an denen ihre früheren Glaubensgenossen schon von ferne zu erkennen waren. Nach Erlass der neuen Condótta war Mosè nicht zu seiner Familie zurückgekehrt. Er kam hin und wieder, um nach dem Rechten zu schauen, doch die Kluft zwischen ihm auf der einen sowie seiner Frau und seinem Sohn auf der anderen Seite wurde mit den Jahren eher größer als kleiner, und so waren seine Besuche immer seltener geworden. Sein Sohn war sicherlich ein weniger guter Geschäftsmann als er, doch der Trödelladen brachte etwas Geld ein, sodass Isacco seine Mutter und sich damit leidlich versorgen konnte.
    »Ich war noch nie im Theater«, sagte Isacco.
    »Schlüpfrige Stücke sind nichts für einen guten Jungen wie dich«, sagte Monna Elsa.
    Isacco verzog das Gesicht, aber er drehte dabei den Kopf zur Seite, sodass seine Mutter es nicht sehen konnte. Seinem Vater entging es jedoch nicht. »Ich sagte doch, es ist bestimmt kein Stück dieser Sorte. Wenn Monna Crestina mit den beiden jungen Frauen hingeht, sehe ich keinen Grund, warum nicht auch du es dir anschauen kannst. Ein bisschen Spaß und Fröhlichkeit täte dir gut. Jedes Mal, wenn ich dich wiedersehe, scheinst du mir ein wenig schwermütiger und grüblerischer geworden zu sein. Ein Schwank würde

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