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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Tüchtigkeit ins rechte Licht zu rücken und dabei noch mit guten Renditen winkte, machte meist den ersten Stich.
    Cattaneo, schwerreicher Erbe einer seit Generationen berühmten venezianischen Handelsdynastie, beschäftigte in seinen Kontoren ausgefuchste Mitarbeiter, die seine Unternehmungen höchst erfolgreich führten. Daneben griff er oft durch eigene Gespräche und Geschäftsreisen in das Geschehen ein, sei es, um neue Kontakte zu knüpfen oder die bestehenden zu festigen.
    Oder um Konkurrenten zu schaden.
    Antonio war noch nicht auf diese Weise mit ihm in Berührung gekommen, aber das lag ganz einfach daran, dass sich seine Geschäfte nicht in einem Bereich bewegten, der für einen Kaufmann vom Kaliber Cattaneos von Interesse gewesen wäre.
    »Und welche Geschäfte plant er nun?«, erkundigte Antonio sich in bemüht gleichgültigem Ton.
    Von Wessel lächelte abermals. »Geheime.«
    »Wie könnt Ihr dann davon wissen?«
    »Venedig hat viele Augen und Ohren, man muss sie nur gut bezahlen.«
    »Was sagen Euch diese Augen und Ohren denn?«
    Von Wessel trat an eines der Schreibpulte, die vor dem Fenster aufgereiht standen. Er ergriff einen Federhalter und spielte müßig damit herum. »Er will Alaun aus Ungarn nach Venedig schaffen. Ihr wisst, was Alaun ist?«
    »Man braucht ihn zum Färben von Stoffen und für andere nützliche Dinge«, sagte Antonio geistesabwesend. Er erinnerte sich in allen Einzelheiten an die Unterhaltung, deren Zeuge er vor vielen Jahren im Dogenpalast geworden war. Schon damals hatten der Zehnerrat Querini und der jüdische Kaufmann Mosè von Plänen gesprochen, das päpstliche Alaunmonopol zu unterlaufen, doch er hatte nie erfahren, was aus diesem Vorhaben geworden war.
    »Nur die Medici haben die Erlaubnis des Vatikans, mit Alaun zu handeln«, fuhr er fort. »Wie will Cattaneo dieses Problem lösen?«
    »Nun ja, eigentlich besteht das Problem nicht darin, das Monopol zu umgehen, denn das tun andere schon längst.«
    Antonio betrachtete ihn verblüfft. »Ihr sagt das, als würdet Ihr selbst ... Sagt, seid Ihr zufällig mit dem Juden Mosè Zinzi bekannt? Und mit dem Zehnerrat Querini?«
    Nun war es an dem Deutschen, überrascht zu sein. »Ihr wisst von dem Handel? Wie kann das möglich sein?«
    Antonio verkniff sich ein Lächeln. »Ein unseliger Zufall, der meine Augen und Ohren an einen Ort führte, an dem ich damals eigentlich gar nicht sein wollte.« Er schüttelte den Kopf. »Also hat er es doch geschafft, dieses Schlitzohr. Sagt, wie gehen denn die Geschäfte mit dem ungarischen Alaun?«
    Von Wessel errötete leicht. »Nun ja, recht gut soweit. Wir haben es nicht übertrieben, nur so viel hergebracht, wie wir gewinnbringend verkaufen konnten, ohne römischen Zorn zu wecken, und natürlich haben wir der Kurie ihren Teil am Erlös zukommen lassen. Alles befand sich in einem zufriedenstellenden Gleichgewicht, doch nun streben andere danach, sich ein Stück aus dem Braten herauszuschneiden.«
    »Cattaneo.«
    Von Wessel nickte. »Er versucht, Einfluss auf die herrschenden Grundbesitzer zu nehmen und sich Beteiligungen an Förderrechten zu verschaffen, um einen eigenen Alaunhandel aufzuziehen, und zwar anders als wir, nämlich in großem Stil.«
    »In offener Konfrontation zum Papst?«
    Von Wessel zuckte die Achseln. »Der Vatikan ist ohnehin schlecht auf Venedig zu sprechen, es wird allenthalben mit wachsenden Konflikten gerechnet. Julius ist in seiner ganzen Art wesentlich angriffslustiger und hitzköpfiger als Alexander. Er beansprucht nach wie vor das Kirchenland, das Venedig sich im Zuge der italienischen Scharmützel angeeignet hat. Nach allen Seiten sind bereits geheime Unterhändler unterwegs, die Seiner Heiligkeit die Unterstützung anderer Mächte gegen Venedig sichern sollen. Er will die ganze Romagna für sich, und wenn er schon so weit ist, warum sollte er nicht auch gegen Venedig selbst zu Felde ziehen? Er braucht dazu nichts weiter als starke Verbündete. Vermutlich verrate ich Euch damit kein Geheimnis.«
    Antonio war wie jeder venezianische Bürger im Bilde über das aufbrausende und kriegerische Wesen des Papstes, der bereits Gesandte der Serenissima mit dem Kirchenbann belegt hatte und mit Soldaten gegen Perugia und Bologna zu Felde gezogen war. »Ihr meint, ein Krieg zwischen dem Vatikan und Venedig ist nicht mehr abzuwenden?«
    »Ich gehe davon aus.«
    Antonio nickte, erregt bei den Aussichten, die sich hier mit einem Mal auftaten. Er dachte an die Arkebusen, die er im

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