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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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mündig und mit den vollen Rechten einer freien Frau ausgestattet.«
    Die Nonne lachte ungläubig, ihr Blick glitt von Laura zu Mansuetta und wieder zurück. »Schwester?« Sie lachte lauter, aber dann huschte ein Ausdruck von Unsicherheit über ihre Züge. Doch schon im nächsten Moment wich er kalter Arroganz. »Wir werden sehen. Hütet euch, ihr armen Waisen, alle miteinander! Wir werden uns noch begegnen!«
    Sie riss die Tür auf und stieß die draußen wartende Dienerin weg, die mit einem überraschten Laut zur Seite auswich und dann demütig den Kopf neigte. Dann wurde die Tür zugeworfen, und Arcanzola war verschwunden, als wäre sie nie da gewesen. Zurück blieb ein Gefühl von Eiseskälte, und eine Bedrohung, so massiv und real wie alles, was Laura bisher als kommendes Unheil vorausgeahnt hatte. Die Nonne hatte die Wahrheit gesprochen. Sie würden sie wiedersehen.
      



  Januar 1509
     
    Antonio fragte sich, ob ihm wohl jemals warm werden würde an diesem Feuer. Seine Füße waren, obwohl er sie bestimmt seit einer halben Stunde so dicht wie möglich an die Flammen hielt, immer noch die reinsten Eisklötze. Eigentlich hatten sie schon am Ziel sein wollen, doch dann hatte ein Unwetter ihre Pläne zunichte gemacht. Der Regen war in sturzbachartigen Wolkenbrüchen herabgerauscht und hatte die ganze Umgebung in eine einzige Schlammwüste verwandelt. Der Tag hatte sich binnen Minuten in tiefdunkle Nacht verwandelt, nur erhellt von den zuckenden Blitzen. Die Pferde scheuten bei jedem Donnerschlag; es war unmöglich gewesen, den Weg fortzusetzen. Schließlich hatten sie am Rande eines Wäldchens einen Unterstand gefunden, in dem Holz aufbewahrt wurde und wo sie Schutz vor dem Platzregen fanden, bis das schlimmste Unwetter vorüber war. Danach beschlossen sie, sich an einem Feuer aufzuwärmen, bevor sie weiterritten. Den Besitzer des Unterstandes, in dem das einzige trockene Holz weit und breit lagerte, konnten sie nicht fragen, doch da sie ihn später am Tage noch treffen würden, spielte das keine Rolle.
    Sie hatten die Pferde abgesattelt und an einem nahen Bach getränkt und anschließend einen ausreichend großen Holzstoß entzündet. Der Himmel hatte nach den Regenfällen wieder aufgeklart, aber dafür war es wesentlich kälter als vorher. Ein Hauch von Frost lag in der Luft, und Antonio meinte auf den Pfützen bereits eine dünne Eisschicht erkennen zu können. Er war bis auf die Haut durchnässt, und auch in seinen Stiefeln quietschte es vor Feuchtigkeit.
    Dennoch konnten sie bei alledem noch von Glück sprechen, denn in Ungarn war es in diesem Jahr schon wesentlich kälter gewesen. Um Neujahr herum hatte es kniehoch geschneit, und der Frost hatte ihre Reise zu einer Tortur gemacht. Inzwischen war das Eis in den Flüssen und Bächen geschmolzen, doch die Kälte über den waldigen Gebirgszügen, die sie in der letzten Woche überquert hatten, war – jedenfalls im Vergleich zu den in Venedig um diese Jahreszeit herrschenden Temperaturen – unerträglich streng. Antonio war rasch zu der Erkenntnis gelangt, dass er bisher keine Ahnung gehabt hatte, was wirkliches Winterwetter war.
    Das Feuer vertrieb die schlimmste Kälte aus den Gliedern, doch sein Unbehagen steigerte sich von Minute zu Minute. Er sehnte sich nach einer heißen Suppe, einem Glas Würzwein und einem Bett. Es kam ihm vor, als sei es seit der letzten anständigen Mahlzeit eine Ewigkeit her, und auch die letzte ungestörte Nachtruhe schien so lange zurückzuliegen, dass er sich kaum daran erinnern konnte.
    Unwillig überlegte er, dass er sich nicht so anstellen sollte. Schließlich saß neben ihm ein Mann, der dreimal so alt war wie er und klaglos alle Unbilden und Entbehrungen ertrug. Mosè Zinzi hatte den Umhang eng um seinen rundlichen Körper gezogen und kauerte auf dem untergelegten Sattel so nah beim Feuer, wie es eben ging. Antonio konnte sehen, dass der Mann vor Kälte zitterte, doch kein Wort des Unmuts war bisher über die Lippen des Kaufmanns gekommen.
    »Mögt Ihr ein Stück Brot?«, fragte Antonio ihn spontan. »Ich glaube, ich habe noch einen halbwegs trockenen Kanten in meiner Satteltasche.«
    »Habt Dank für das Angebot, aber momentan habe ich keinen Hunger.«
    Antonio wusste genau, dass Mosè Hunger hatte. Sie hatten alle Hunger, denn die letzte Mahlzeit, die sie hastig im Stehen vor einer Furt eingenommen hatten, lag Stunden zurück, und sie hatte aus nichts weiter bestanden als ein paar streng riechenden Brocken

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