Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
so, wie es im Interesse der Serenissima ist, und dann schnellstmöglich zurückkehren, bevor überall der Boden zu heiß wird.«
»Und Ihr seid sicher, dass der Baró unter diesen Voraussetzungen noch an dem Geschäft interessiert ist?«
»Er ist in erster Linie an unserem Gold interessiert«, sagte Mosè trocken. »Wir haben uns nicht umsonst wochenlang mit seiner Billigung all diese Alaunvorkommen angesehen. Die Sache ist ganz klar: Er möchte, dass der Grubenabbau vorangetrieben wird, er sieht das ungeheure Potenzial an Bodenschätzen, die sein Land birgt, genau wie wir. Nur fehlen ihm die Mittel, um die Verhüttung in größerem Stil zu finanzieren. Hier sind wir zur Stelle, mit mehr Gold, als er in seinem ganzen Leben gesehen hat. Das Geschäft ist, wie Ihr wisst, so gut wie perfekt.«
»Mit der Ausführung könnte es allerdings ein paar Schwierigkeiten geben.«
»Dergleichen ist in Kriegszeiten niemals leicht, aber hier kommt Ihr ins Spiel – und die bewaffneten Truppen, unter deren Schutz Ihr die Transporte organisiert.«
»Warum muss unbedingt ich es sein?«
Mosè lächelte. »Gäbe es einen Besseren? Ihr vereint alle nur denkbaren Vorteile in Eurer Person. Seit Eurer frühen Jugend seid Ihr ein versierter Händler, mindestens so gerissen wie ein alter Jude.« Er grinste breiter. »Das sagt Euch ein alter Jude, wohlgemerkt. Ferner versteht Ihr Euch bestens auf das Waffenhandwerk. Ihr habt in der kürzesten Zeit passende Söldner angeheuert, und wenn es darauf ankommt, werdet Ihr genug andere Kämpfer finden und für uns verpflichten. Was das angeht, könnt Ihr mit jedem Condottiere mithalten.« Sein Lächeln ähnelte mit einem Mal dem eines boshaften Fauns. »Und, na ja, Ihr wisst alles über Alaun.«
»Es käme mir nicht in den Sinn, das nach all den Jahren ausgerechnet Euch gegenüber zu bestreiten.« Antonio verzog indigniert das Gesicht. »Nicht zu vergessen, dass ich Cattaneo eins auswischen will.«
»In der Tat, darauf wäre ich gleich als Nächstes eingegangen. Ich gebe zu, bei den anstehenden Unternehmungen tragt Ihr die größte Gefahr, aber dafür seid Ihr auch mit dem gleichen Anteil dabei. Von Wessel und ich geben das Geld, Querini sorgt für alle Genehmigungen und die Unterstützung durch den Consiglio, und Ihr – nun ja, Ihr gebt Euch selbst. Und seid, wenn alles gut geht, nächstes Jahr so reich, dass Ihr ein gemachter Mann seid.«
»Vielleicht bin ich nächstes Jahr tot«, brummte Antonio. Neugierig fuhr er fort: »Was ist mit Euch? Ich weiß, dass Ihr schon seit langem ausgesorgt habt. Was hindert Euch, bereits jetzt die Früchte Eurer Arbeit zu genießen? Euch ein Leben in Pracht und Würden zu gönnen?«
»Ihr meint, ich sollte Brokatgewänder und einen Federhut tragen und mich mit einer golden bemalten Gondel auf dem Canalezzo herumrudern lassen?«, gab Mosè spöttisch zurück. »Vielleicht sogar eine Villa auf der Terraferma beziehen, auf Moorhuhnjagd gehen, eine Hundemeute und einen Hofnarren halten, zu den Mahlzeiten Musikanten aufspielen lassen?« Er schüttelte nachsichtig den Kopf, dann blickte er Antonio forschend an. »Was tätet Ihr mit Eurem Reichtum, sobald er Euch gewiss ist?«
»Ein Haus kaufen«, platzte Antonio heraus. Er ärgerte sich, kaum, dass er es ausgesprochen hatte, doch zu seiner Überraschung nickte der Kaufmann nur. »Dieser Wunsch ist völlig normal, wenn man jung ist. Ein Heim, eine Familie. Frau und Kinder an einem geschützten, angenehm ausgestatteten Ort unterzubringen – das gehört zum inneren Streben eines jeden Mannes, der seinen Weg im Leben ebnen möchte.«
»Wolltet Ihr das auch?«
Mosè seufzte. »Aber ja. Ich dachte sogar eine ganze Weile, es sei das allein Seligmachende. Nur entwickeln sich die Dinge dann manchmal trotzdem anders, ob man nun ein eigenes Haus besitzt oder nicht.« Forschend blickte er Antonio an. »Wer soll mit Euch in dem Haus leben? Wisst Ihr das schon?«
Antonio merkte, wie er errötete. Lauras Bild stand mit solcher Intensität vor seinem inneren Auge, dass ihm der Atem stockte. »Ja«, sagte er nur, mehr nicht. Manchmal glaubte er, wahnsinnig zu werden, weil er so oft an sie denken musste. Sie steckte in seinem Blut wie ein Fieber, und es verlangte ihn so sehr danach, sie wiederzusehen, dass er sich am liebsten sofort auf sein Pferd geschwungen hätte, um, ohne innezuhalten, nach Venedig zurückzureiten. Er fragte sich, ob sie ebenso häufig an ihn dachte wie er an sie, und er lächelte in Gedanken, wenn er
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