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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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sah derweil ihre Begegnungen mit Zuane längst nicht mehr unter dem Aspekt, ihre Herkunft zu enträtseln. Er war ihr ein guter Freund geworden, und manchmal fühlte sie sich ihm so nah, dass sie sich fragte, wie sie künftig ohne ihn auskommen sollte. Es hatte nicht das Geringste mit dem zu tun, was sie mit Antonio verband. Antonio riss ihr Inneres mit sich fort, und wenn er sie in die Arme nahm, geriet die Welt aus den Angeln. Er war wie ein Orkan, der über sie hinwegbrauste und sie stumm und machtlos zurückließ. Zuane war wie ein Sommernachmittag auf dem Canalezzo, sanft und besinnlich. In seiner Nähe fühlte sie sich geachtet und geborgen. Sie traf ihn um seiner selbst willen, ohne die ursprünglichen Hintergedanken.
    Über ihre Tante Angelica hatte sie nichts Neues mehr herausgefunden. Sie wusste nur, dass sie eine Frau von liebevollem Charakter gewesen war, bevor sie unerwartet von einem schweren Siechtum dahingerafft wurde. Um mehr über sie zu erfahren, vor allem über die Familie, aus der Angelica stammte, hätte sie deren Witwer, Marcello Querini befragen müssen. Laura hegte allerdings eine gewisse Scheu davor. Die beiden Male, die sie nach Zuanes Geburtstag gemeinsam mit Veronica in seinem Palazzo gewesen war, hatte er sie zwar freundlich behandelt, aber auf eine eher distanzierte Art. Er hatte sich nicht zu ihnen gesetzt, sondern sich nach einer kurzen Begrüßung zurückgezogen, die Stirn gerunzelt und den Blick düster in die Ferne gerichtet, als habe er die Last der ganzen Republik auf seinen Schultern zu tragen. Er schien ständig schwere Sorgen im Kopf herumzuwälzen.
    Laura hatte Zuane darauf angesprochen, und Zuane hatte ihren Eindruck sofort bestätigt.
    »Vater wird sich eines Tages noch umbringen für die Belange Venedigs! Was er nicht in staubigen Amtszimmern abarbeiten kann, bringt er zum Durchlesen oder Schreiben nach Hause mit. Als einer der engsten Berater des Dogen kommt er niemals zur Ruhe. Und jetzt, da der Krieg naht, ist er in Gedanken schon auf den Schlachtfeldern. Es ist ein solcher Jammer!«
    Folglich hatte sich keine Gelegenheit für ein Gespräch ergeben, in dessen Verlauf Laura Marcello Querini beiläufig über seine verstorbene Gattin hätte aushorchen können. Laura glaubte auch nicht, dass sich daran auf absehbare Zeit etwas ändern würde.
    Angelicas Vater, der neapolitanische Graf, war ohne weitere Erben schon vor vielen Jahren verstorben. Rein theoretisch, so hatte Isacco Laura erklärt, stellte sich damit die Frage, ob Mansuetta, Laura und Matteo nicht Erben des auf Anna Monteverdi entfallenden Vermögensanteils geworden seien, schließlich sei jener Graf in Neapel ihr leiblicher Großvater gewesen.
    Doch diese Möglichkeit kümmerte Laura nicht sonderlich. Im Augenblick konnte sie ohnehin an nichts anderes denken als an Antonio.
    Horchend hob sie den Kopf. Sie hatte sich nicht getäuscht; jemand hielt sich vor der Apotheke auf, doch es war nicht Mansuetta, sondern eine dunkle Gestalt, die sich aus den Schatten der Fassade löste und auf sie zukam.
    »Was habe ich doch für ein Glück«, sagte der Mann mit der weißen Maske und dem schwarzen Umhang. »Nun kann ich meine Botschaft gleich der richtigen Person übergeben, statt sie einfach nur auf der Schwelle abzulegen. Mir ist doch so wichtig, dass du sie ihm überbringst.«
    Sie hatte Cattaneos Stimme viele Jahre lang nicht mehr gehört, aber sie erkannte ihn trotz der Maske sofort wieder. Rasch wich sie vor ihm zurück, doch er war schon bei ihr und hatte sie gepackt. Bevor sie schreien konnte, hatte er seinen Dolch an ihre Kehle gesetzt. »Ein Laut, und du ertrinkst an deinem eigenen Blut. Ich will dir eine Botschaft für ihn geben, aber wenn du schreist, stirbst du. Dann bist du die Botschaft. Das soll mir ebenfalls recht sein. Du hast die Wahl.«
    Sie glaubte ihm aufs Wort und biss die Zähne zusammen, um sich nicht die Blöße zu geben, vor Angst zu stöhnen. Er drängte sie gegen die Hauswand und kam ihr dadurch noch näher. Ihre Stola rutschte herab, als er in ihr Haar griff und eine Locke mit seinem Messer absäbelte. Es tat weh, und sie keuchte auf. Er ließ sie kurz los, um die Strähne in einen Beutel zu stopfen, doch als sie instinktiv zur Seite strebte, um von ihm fortzukommen, drückte er sofort wieder das Messer an ihren Hals. »Warte, mein Kind. Du hast ja die Botschaft noch gar nicht.« Er lächelte und schob ihr den Beutel in den Ausschnitt. »Das ist die eine Nachricht. Die andere ist mündlich zu

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