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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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gleichmütig. »Hauptsache, die Lieferungen kommen nicht ins Stocken.« Er hatte sich nicht hingesetzt, sondern ging auf der anderen Seite des Tisches auf und ab, wie es seine Art war. Die bandagierten Hände hinterm Rücken, die Haltung so gerade, als hätte er einen Stock verschluckt. In seinen Augen stand ein grüblerischer Ausdruck.
    »Wollt Ihr nichts essen?«, fragte Antonio mit Blick auf die Platten.
    »Mir reicht ein Schluck Wein.« Querini deutete mit dem Kinn auf sein kaum berührtes Glas. »Essen stört die Konzentration.«
    Betreten ließ Antonio das Bratenstück sinken, von dem er gerade probieren wollte. Querini grinste und sah mit einem Mal trotz der Verbrennungen in seinem Gesicht wesentlich jünger und liebenswürdiger aus. »Meine Güte, doch nicht bei einem Mann in Euren Jahren! Da ist es umgekehrt! Esst, sonst fallt Ihr vom Fleisch! Ihr müsst bei Kräften bleiben, schließlich führt Ihr das Schwert und sitzt wochenlang zu Pferde!«
    Antonio biss seufzend von der Bratenscheibe ab. In dem Punkt hatte Querini mehr als recht. Ihm tat immer noch jeder Muskel weh von dem wilden Ritt quer durch die Berge und dem brutalen Scharmützel, in das er und seine Leute unversehens verstrickt worden waren. Immerhin war der gesamte Alaun inzwischen in venezianischen Magazinen. Der Senat hatte einen wahren Goldregen auf die Beschaffer niederfallen lassen, denn päpstlichen Alaun gab es mittlerweile nicht mehr. Am 22. März hatte Julius II. sich offiziell der Liga von Cambrai angeschlossen.
    Geistesabwesend legte Antonio das Speisemesser weg und rieb sich die verletzte Stelle an der Schulter. Er verzog das Gesicht, weil es immer noch scheußlich wehtat.
    »Ihr seid verletzt?«, fragte Querini.
    »Nicht ernstlich. Nichts gegen Eure Brandwunden. Es war nur der Schwerthieb eines Sterbenden.«
    »Der durch Eure Hand fiel, vermute ich.«
    Antonio zuckte die Achseln, was die Wunde abermals schmerzen ließ. Er hatte mehrfach getötet, und das war nichts, woran man sich leicht gewöhnte. Das Sterben hatte etwas verstörend Endgültiges, und es hallte lange bei denen nach, die dafür die Verantwortung trugen.
    »Die Route scheint mir immer gefährlicher zu werden«, sagte Querini.
    »Das sehe ich auch so. Messèr Zinzi und ich haben überlegt, einen Transport probehalber über Triest zu führen. Der Landweg ist beschwerlicher dort, aber dafür gibt es in dieser Gegend keine Osmanen.«
    »Dafür die Habsburger. Das Gebiet ist stärker umkämpft als Fiume. Der Kaiser will es rasch wieder unter seine Herrschaft bringen.«
    »Dann überlegen wir uns etwas Neues«, meinte Antonio ungerührt, während er ein Stück Marzipankonfekt probierte.
    »Ah, was seid Ihr für ein Glücksgriff. Ihr erweckt dort Zuversicht, wo andere die Sache längst verloren geben. Ihr hattet schon immer das Gespür für die richtige Taktik.« Querini lachte leise. »Ich denke noch gern an unsere erste Begegnung zurück, Messèr Bragadin. Es erstaunt mich, was aus dem nach Fisch stinkenden Knaben wurde, der angeblich Anzio hieß und in einem Trog mit Gerberlauge sein bisschen Verstand verloren hatte.«
    Antonio verzog das Gesicht. »Müsst Ihr Euch schon wieder darüber lustig machen?« Er hatte das Marzipan aufgegessen und griff nach einer Dattel, die er mit einem Bissen verschlang, bevor er sich einem Anisküchlein zuwandte.
    »Lasst einem sorgengeplagten Mann ab und zu einen kleinen Spaß. Wie geht es Messèr Zinzi?«
    »Er ist immer noch krank.«
    Antonio legte den Kuchen zur Seite. Der Appetit war ihm vergangen, außerdem war er längst satt. Er machte sich Sorgen um Mosè Zinzi. An Lichtmess war der jüdische Kaufmann von einem Lungenleiden niedergeworfen worden, er konnte kaum ein paar Schritte laufen, ohne nach Atem zu ringen. Als die Krankheit nach Monaten immer noch nicht weichen wollte, hatte er die Nähe seiner Familie gesucht und ein Haus am Rialto gemietet, wo er nun die meisten Tage hustend im Lehnstuhl verbrachte. Um gute Ratschläge und wichtige Informationen war er jedoch zu keiner Zeit verlegen, und es verging kaum eine Woche, in der Antonio ihn nicht aufsuchte. Vorausgesetzt, er war in der Stadt, was in der letzten Zeit eher zur Ausnahme als zur Regel zu werden drohte.
    Dass Querini ihn heute erneut hatte rufen lassen, war ein Zeichen, dass er weitere wichtige Pläne für Antonio hatte, die keinen Aufschub duldeten. In jüngster Zeit überschlugen sich die Ereignisse förmlich. Nach dem Beitritt des Papstes zur Liga ließ der Senat

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