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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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war er noch nicht einmal dazu gekommen, sich nach einem entsprechenden Gebäude umzuschauen. Wenn er mit seiner Wette – die eigentlich nur noch ein Pakt mit dem Allmächtigen war – nicht ins Hintertreffen geraten wollte, musste er zur Tat schreiten, am besten gleich hier und jetzt.
    Querini lächelte verbindlich. »Woran denkt Ihr, junger Freund?«
    »Ach, ich überlegte gerade, wie sehr ich Euer Haus bewundere.«
    »Nun, das tun viele, aber Ihr ahnt nicht, welche Wege man aufgrund der Weitläufigkeit Tag für Tag darin zurücklegen muss, nur um der kleinsten Bequemlichkeit willen.«
    Er führte Antonio zu seinem privaten Salon, einem Raum, der im landseitigen Bereich des Hauses von dem T-förmigen Portego abging. Es war ein Wohnraum im eigentlichen Sinne, mit einem Schreibpult, einem Bücherschrank und einem Diwan. Mitten im Raum gab es eine lange Speisetafel, an der gut zwanzig Personen Platz fanden.
    An der dem Fenster gegenüberliegenden Seite des Raumes befand sich die Schlafstatt des Hausherrn, ein mächtiges Bett mit deckenhohen Pfosten, einem Samtbaldachin und seidenen Kissenbergen. Inzwischen wusste Antonio, dass es unter den Patriziern durchaus Brauch war, in den privaten Gemächern, wo man arbeitete und schlief, auch gleichzeitig Gäste zu empfangen und zu bewirten.
    »Ich habe einen Imbiss vorbereiten lassen«, sagte Querini. »Nehmt Platz, Messèr Bragadin.«
    Dankbar nutzte Antonio die Gelegenheit, sich auf den gepolsterten Stuhl sinken zu lassen, den Querini ihm zuwies. Die zweite Ungarnreise steckte ihm immer noch in den Knochen. Außerdem hatte er kaum geschlafen, weil das Problem mit der geplanten Eheschließung sich eher zuzuspitzen schien, als einer Lösung entgegenzustreben.
    Nur Augenblicke später kamen zwei Bedienstete herein, die Platten voller Speisen auf dem Tisch absetzten, lauter kleine, appetitlich angerichtete Köstlichkeiten, sowohl kalt wie auch warm. Während der eine Diener schweigend gefüllte Täubchen, getrüffelte Pastete, glasierten Schweinebraten und andere herzhafte und süße Happen servierte, schenkte der zweite aus einer Karaffe dunkelroten Wein in Kristallgläser.
    Querini hob sein Glas und prostete Antonio zu. »Auf den erfolgreichen Abschluss Eurer Mission!«
    Antonio erwiderte den Trinkspruch und kostete den Wein. Er war schwer und blumig und roch, als sei er lange gelagert. Viel verstand Antonio nicht davon, aber er hätte wetten können, dass er hier eine Rarität im Glas hatte, für die ein einfacher Handwerker monatelang hätte arbeiten müssen, um sie sich leisten zu können.
    »Erzählt mir mehr«, bat Querini ihn. »Wie war die Reise?«
    »Anstrengend. Und gefährlich.« Antonio biss von einer Pastete ab und schmeckte Lamm, Thymian, Honig und Pfeffer. Mit dem Essen kannte er sich inzwischen besser aus. Beim Wein würde er noch dazulernen, auch wenn er es hier sicher nie zu allzu großer Kennerschaft bringen würde.
    »Der Transport steckte in einer Schlucht fest. Die Hälfte der Begleitmannschaft war tot, die andere Hälfte an der Ruhr erkrankt, und auf den nächsten Hügelkämmen rückten schon die Osmanen näher. Wir kamen gerade rechtzeitig.«
    Er versuchte ein Stück von dem Täubchen. Außen knusprig, innen zart. Es hätte besser geschmeckt, wenn der Koch es nicht mit Zimtzucker bestreut hätte. Das war, so fand Antonio, eine Unart der verfeinerten Küche. Um mit dem Reichtum der Herrschaft anzugeben, konnten manche Köche gar nicht genug teure Gewürze in das Essen mischen, und nicht wenige von ihnen schienen eine reichliche Prise Zimt, mit Zucker vermischt, als kulinarische Krönung zu betrachten. Er spülte den viel zu süßen Bissen rasch mit einem Schluck von dem Wein herunter.
    »Hattet Ihr Verluste?«, fragte Querini.
    »Ich konnte die gesamte Ladung retten, allerdings habe ich drei Männer verloren.«
    »Die lassen sich ersetzen.«
    Antonio hatte eine derartige Äußerung Querinis erwartet; jeder andere kühl und rational denkende Kaufmann hätte vermutlich Ähnliches gesagt. Dennoch gab es ihm einen Stich. Diese drei Männer hatten Familie gehabt, und keiner von ihnen war älter als dreißig gewesen.
    »Was ich damit sagen will: Das nächste Mal möchte ich mit einer größeren Truppe reisen. Zwanzig Mann reichen nicht, ich brauche mindestens doppelt so viele. Diesmal haben wir nur gegen eine Vorhut gekämpft. Wer weiß, wie viele es beim nächsten Angriff sind.«
    »Besorgt Euch so viele Männer, wie Ihr braucht«, versetzte Querini

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