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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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allen Seiten, und Antonio machte sich klar, dass die Sache von Anfang an verloren gewesen war. Es hätte nur dann anders ausgehen können, wenn D’Alviano nicht seiner blinden Kampflust nachgegeben, sondern stattdessen, wie von Orsini befohlen, einen kühlen Kopf bewahrt hätte.
    Zu Tausenden starben unter D’Alvianos Kommando die Männer, die für die Serenissima ins Feld gezogen waren. Dem Ansturm der Franzosen, unter ihnen dicht geschlossene Kolonnen von Schweizer Fußvolk und geharnischte Reiter, fielen die Artilleriestellungen Stück für Stück zum Opfer, bis am Ende nur vereinzelte Arkebusiere und hier und da ein Haufen von Schwertkämpfern gegen die Übermacht des Feindes standen. Die Schlacht war so gut wie vorbei, und Venedig hatte sie verloren.
    Rückzug, dachte Antonio wie betäubt. Sein Kopf schmerzte entsetzlich. Er wusste, dass er gekämpft hatte, aber an den Ablauf konnte er sich nicht mehr erinnern. Zwischen den Toten umhertorkelnd, blickte er sich benommen um.
    Orsini musste zum Rückzug blasen lassen, sonst würden alle Männer hier sterben! Niemand wäre mehr da, um die übrige Terraferma zu sichern, und die Lagune wäre am Ende dem Zugriff der Feinde wehrlos ausgeliefert!
    Doch dann erkannte er, dass das Trompetensignal zum Rückzug längst ertönt sein musste, denn es waren keine venezianischen Truppen mehr hier. Nur noch die vielen Gefallenen. Er wankte über das Schlachtfeld, das von Tausenden von Leichen übersät war, die meisten von ihnen venezianische Soldaten. Langsam und wie in einem Rausch taumelte Antonio an blutigen Körpern und zerfetzten Pferdeleibern vorbei. Schweiß rann ihm unter dem Helm hervor und tränkte sein Gesicht, und als er die Hand hob, um ihn fortzuwischen, merkte er, dass es sich um Blut handelte und dass sein Helm fort war. Er musste verletzt sein, doch bis auf den bohrenden Kopfschmerz spürte er nichts, nur die Ausweglosigkeit dieser verlorenen Schlacht. In der Ferne sah er die venezianischen Soldaten fliehen. Alle, die noch laufen konnten, ob zu Fuß oder zu Pferde, bewegten sich in ungeordneter Flucht aus dem Getümmel heraus, verfolgt und niedergemacht von berittenen Franzosen oder den Bogenschützen und Arkebusieren, die an strategischen Stellungen aufgereiht standen und ihre fliehenden Ziele ins Visier nahmen.
    Am Rande des Schlachtfelds sah er D’Alviano in den Reihen der wenigen Männer, die ihm noch geblieben waren. Alle hatten aufgegeben und waren geflohen, nur er nicht. Der Kommandeur hatte dieses Debakel zu verantworten, aber er stand auch bis zum bitteren Ende seinen Mann. Das Schwert gegen die vorrückenden Kämpfer der Franzosen erhoben, brüllte er wie ein Löwe, und für einen Moment schien es, als habe sich das Denkmal von der Piazza San Marco erhoben und die Flügel ausgebreitet, um den Gegner allein mit der Kraft seiner Erscheinung in die Flucht zu schlagen. Doch gleich darauf rückten die feindlichen Soldaten näher und schlossen ihn und seine Männer ringförmig ein, bis sie alle miteinander in einem einzigen Gewimmel aus blitzenden Schwertern, erhobenen Schilden und blutigen Harnischen verschwanden. Als sich der Pulk auflöste, waren D’Alvianos Männer gefallen, und er selbst wurde von zwei Franzosen vom Feld geschleppt, den Kopf helmlos nach vorn baumelnd und die sporenbewehrten Stiefel über den Boden schleifend.
    Von Orsini und den Provveditori sowie ihren Truppen war nichts mehr zu sehen; offensichtlich war ihnen die Flucht geglückt, und wie es schien, hatten sie einen erklecklichen Teil des Heeres aus dem Getümmel herausführen können. Doch die Verluste waren furchtbar. Antonio stolperte weiter über die von Leichen und tödlich Verletzten bedeckte Ebene, hier über einen kopflosen Rumpf steigend, aus dem noch das Blut troff, dort einem Bein ausweichend, an dem noch das Suspensorium des unglücklichen Gefallenen hing.
    Ein grauenhafter Gestank lag in der Luft, eine Mischung aus Pulverdampf, Kot, Erbrochenem und Blut. Die Körperflüssigkeiten der Gefallenen hatten das Feld auf breiter Fläche getränkt, überall gab es sumpfige Pfützen, und nicht wenige von ihnen dampften noch.
    An manchen Stellen hatten die Franzosen bereits begonnen, die Toten und Verletzten zu durchsuchen und sie ihrer Waffen und sonstigen Habseligkeiten zu berauben, und oben auf den Hügeln ging man daran, die ersten Geschütze abzubauen und sie auf ihren Lafetten talwärts zu befördern, den flüchtenden Venezianern hinterher.
    Zwei Franzosen näherten sich

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