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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Öffentlichkeit zu zeigen.
    Eindruck hatte sie natürlich von jeher gemacht, dazu hatte es keiner Schuhe bedurft, die ihre Füße mehr als eine Handbreit vom Erdboden trennten. Damals hatte sie auch noch ohne Schleier gehen können, und sie hatte nicht darauf achten müssen, ihre Haut bleich wie Milch zu halten. Sie war so braun wie eine Fischermagd gewesen und hatte dennoch an jedem Finger zehn Freier haben können. Doch wenn eine Frau adlige Gönner wollte, musste sie sich ihnen anpassen, in Kleidung, Stil, Geschmack und Benehmen. Sie konnte immer noch zehn Freier an jedem Finger haben, aber sie alle geboten über Macht und Reichtum, weshalb sie sich auf eine Handvoll ausgesuchter Patrizier und schwerreicher Kaufleute beschränkte.
    Cattaneo war anders als sie alle; ihn hatte damals ihre wilde und arrogante Unabhängigkeit gereizt, genau wie die von Carlo. Er hatte sie beide nach seinen Vorstellungen geformt und erzogen. Sie zunächst missbraucht und erniedrigt, damit sie sich wertlos fühlten, und sie später geliebt und verwöhnt, um ihnen seinen eigenen Wert aufzuzeigen. Durch dieses Wechselbad hatte er sie geleitet und dabei sorgsam darauf geachtet, sie nicht zu brechen, bis sie beide nach und nach das gewonnen hatten, von dem Giacomo meinte, es mache sie zu Menschen: Kultur, Eloquenz, Eleganz. Natürlich waren sie zu jedem Zeitpunkt seine Sklaven gewesen, aber solche von allerhöchster Güte, ganz so, wie es ihm nach seinem Dafürhalten zustand.
    Sie hatte das Boot erreicht und stand hinter ihm. Ihr war klar, dass er ihr Kommen längst bemerkt hatte, doch er drehte sich nicht um. Immerhin hatte er aufgehört zu pfeifen.
    »Carlo«, sagte sie leise.
    Seine Schultern bewegten sich, und er zog den Kopf ein wenig ein, als hätte sie ihn berührt. Schon früher hatte er so reagiert, wenn er nur den Klang ihrer Stimme gehört hatte, und mit einem Mal packte sie das Bedürfnis, ihn tatsächlich zu berühren, hier und jetzt, im Beisein der Zofe und des Leibwächters, der in ein paar Schritten Entfernung wartete und dabei aufmerksam die Umgebung im Auge behielt.
    Sie wollte diesen Rücken so sehr berühren, dass ihr die Finger schmerzten, doch ihr Verlangen hatte nicht das Geringste mit den Neigungen Giacomos zu tun, zu dessen Vorlieben es zählte, Zärtlichkeiten und körperliche Vereinigungen jeder Spielart im Kreis von Zuschauern zu zelebrieren. Diese Zusammenkünfte zählten nicht, sie waren nicht mehr als sorgsam inszenierte Bühnenstücke, die man, kaum dass sie aufgeführt waren, getrost wieder vergessen konnte, bis die nächste Vorstellung anstand.
    »Geht und wartet drüben bei der Kirche auf mich«, befahl Valeria der Zofe und dem Leibwächter. Der Kreter wollte widersprechen, doch sie hob nur gebieterisch die Hand. Achselzuckend folgte er der Zofe, bis beide wenig später hinter den Felsen verschwunden waren.
    »Carlo«, sagte sie, während sie ihren Schleier zurückschlug. »Sieh mich an. Oder muss ich mir erst den Hals brechen beim Versuch, um dieses komische Boot herumzustapfen?«
    Nun wandte er sich zu ihr um. »Was willst du hier?«
    »Ich bin gekommen, um dich zu sehen.«
    »Nun, du hast mich gesehen, damit ist dein Wunsch erfüllt. Oder soll ich für dich in die Luft springen, so wie früher?«
    »Warum bist du nicht zu mir gekommen?«, rief sie aus. »Ich habe die ganze Zeit auf dich gewartet! Ich habe dir Botschaften geschickt!«
    »Du hast immer erwartet, dass ich auf deine Botschaften hin zu dir kam.«
    »Nun, du bist stets gekommen«, hielt sie ihm vor.
    »Du meinst, immer, wenn du mich riefst.«
    »Was ist schlecht daran?«
    »Vielleicht, dass du nie selbst gekommen bist. Carlo sollte springen, und Carlo sprang.«
    »Bist du deswegen wütend auf mich? Weil ich dich wie einen Diener behandelt habe?«
    Er lachte. »Ach, Valeria.«
    Sie wurde wütend. »Du machst dich lustig über mich! Was ist so komisch, dass du darüber lachst?«
    Sofort wurde er wieder ernst. »Valeria, hast du je darüber nachgedacht, was du für andere Menschen tun könntest? Ich meine, aus eigenem Antrieb, ohne dass du einen Gewinn oder einen Vorteil daraus ziehst.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich verstehe. Du findest, ich habe dich immer nur ausgenutzt. Aber hattest du nicht auch deinen Spaß mit mir? Kamst du je zu kurz, wenn wir zusammen im Bett waren?« Herausfordernd schaute sie ihn an. »Du warst immer verrückt nach mir, gib es zu!«
    Er seufzte. »Valeria, alle Männer sind verrückt nach dir, warum sollte ich eine

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