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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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immer wieder eingebrochen worden. Als die Behörden ein schweres Schloss an der Vordertür hatten anbringen lassen, waren die Diebe von hinten über die Mauer gestiegen und hatten die Offizin leer geräumt sowie alles aus Küche und Speisekammer geholt, was nicht niet- und nagelfest gewesen war.
    »Die Zeiten sind schlecht, Domine«, meinte die Nachbarin, die Antonio all das berichtete. »Die Leute müssen sehen, wo sie in der Not bleiben. Die Stadt ist voll von Flüchtlingen, die Preise so hoch wie nie. Sogar das Brot wird knapp. Sie bauen schon Getreidemühlen an den Kanälen, weil es kein Mehl mehr von der Terraferma gibt, nur noch Weizen von Kreta.« Neben dem Fischdunst, den sie verbreitete, roch sie recht aufdringlich nach Flieder, und um ihre Augen lag eine Spur von Khol. Antonio ahnte, dass die Nutznießer der von Laura und Mansuetta zurückgelassenen Güter nicht allzu weit entfernt waren.
    Er suchte an den üblichen Stellen nach Tomàso und Oratio und schwor sich, den beiden den Hals umzudrehen, falls sie Laura ohne den vereinbarten und von ihm teuer bezahlten Schutz hatten ziehen lassen. Doch am Ende war er nur froh, dass er sie fand und befragen konnte.
    »Sie hat mit ihrer Familie die Stadt verlassen«, sagte Tomàso.
    »Du Trottel, das weiß er selber«, fuhr Oratio ihn an. An Antonio gewandt setzte er erklärend hinzu: »Sie erzählte uns, dass die Büttel sie und ihren Bruder holen würden, weil sie keinen Vormund hätten, und dass sie deshalb fliehen müssten. Sie wollte uns aber nicht sagen, wohin sie geht, wahrscheinlich hatte sie Sorge, dass wir ihr nachlaufen.«
    »Und warum habt ihr euch ihr nicht einfach angeschlossen?«
    »Wir wollten es, aber sie hat es uns verboten«, erklärte Tomàso. »Sie sagte, sie kann nicht die Verantwortung für zwei zusätzliche Vielfraße übernehmen. Wir seien im Grunde noch Kinder.« Er spuckte verächtlich aufs Pflaster.
    »Ihr hättet ihr folgen müssen!«
    »Das war genau meine Rede«, erklärte Oratio. »Ich war dafür, ganz ehrlich. Aber es ging nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Das Boot war voll. Wir haben uns nach einem anderen umgeschaut, aber es war gerade keines frei. Und bis wir eines fanden, waren sie schon im Gewimmel verschwunden.«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, was zu jener Zeit hier los war!«, ergänzte Tomàso. »Boote über Boote kamen hier an, und alle zum Bersten voll.«
    »Da kann es doch nicht so schwer gewesen sein, eines der wenigen Boote im Auge zu behalten, die von hier zur Terraferma aufgebrochen sind! Seid ihr wenigstens hinterhergefahren, um herauszufinden, wohin sie wollten?«
    Die Zwillinge wechselten betretene Blicke, und Antonio erkannte, dass ihre Loyalität an diesem Punkt an ihre Grenzen gestoßen war. Wie alle anderen waren sie davon ausgegangen, dass er tot war. Einem Toten musste man nicht die Treue bewahren, musste einmal gegebene Versprechen nicht einhalten. Er hatte sie darauf eingeschworen, Laura mit ihrem Leben zu beschützen, und er hatte ihnen eine Menge Geld dafür gegeben. Doch die Umstände hatten sich anders entwickelt, als sie alle hatten ahnen können.
    Immerhin, und das war der einzige tröstliche Gedanke bei alledem, war Laura auf diese Weise aus Cattaneos Dunstkreis gelangt, und das war es letztlich, was wirklich zählte. Von ihm war die meiste Gefahr ausgegangen, und genau davor hatte Antonio Laura bewahren wollen. Indem sie verschwunden war, hatte sie ihren Schutz weit wirkungsvoller sichergestellt, als es in Venedig möglich gewesen wäre.
    »Wie war es in der Gefangenschaft?«, wollte Oratio wissen. »Haben sie dich auf der Streckbank gefoltert? Dich vergewaltigt, dich mit glühenden Zangen gezwickt? Dir einen Spieß in die Eingeweide gebohrt?«
    Antonio runzelte die Stirn. Über die Mächte der Liga waren in der Tat die schrecklichsten Geschichten in Umlauf. Einige davon waren bedauerlicherweise wahr, denn das Kriegsgeschäft war kein Spiel, sondern blutiger, brutaler Ernst. Im Zuge von Plündereien oder Gefangennahmen neigten ausgehungerte, gereizte Soldaten dazu, jeden menschlichen Anstand zu verlieren, und so konnte es leicht zu Übergriffen kommen, wie Oratio sie eben beschrieben hatte. Nach Lage der Dinge hatte er wohl wirklich Glück gehabt, obwohl die beiden Franzosen, die ihn auf dem Schlachtfeld überwältigt hatten, auch nicht gerade zimperlich gewesen waren.
    »Sie haben mich verprügelt«, sagte er.
    »Wirklich?« Oratio blieb der Mund offen stehen. »Mehr nicht?«
    »Es war eine harte

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