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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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verloren hatte, einem Wachtposten hätte erklären können, wer er war, wäre er ohne jede Frage tot gewesen.
    Während Carlo sich lautlos durch das Gelände bewegte, erinnerte er sich an die vielen dunklen Stunden, die er in der Kabine des Sklavenhändlers zugebracht hatte. An den Geruch des ungewaschenen Männerkörpers, an die rohe Gewalt, die Schmerzen und an die Scham. Während all dieser Vorkommnisse hatte sein Vater unten im Bauch des Schiffes gehockt, gefesselt und dazu verdammt, den passenden Moment abzuwarten.
    Vielleicht war das Sinn und Zweck des Ganzen, sinnierte Carlo, während er in äußerster Anspannung auf seine Umgebung lauschte. Zu warten, bis der richtige Augenblick kam.
    Er selbst hatte lange gewartet, auch auf das hier.
    Ob auch Giacomo darauf wartete, dass sich ihr gemeinsames Schicksal entschied? Irgendwann würde es dazu kommen, das wussten sie beide. Doch die Zeit war noch nicht reif.
    Alles hat seine Zeit, und jegliches Vornehmen unter dem Himmel seine Stunde ... Töten hat seine Zeit, und Heilen hat seine Zeit ...
    O ja, sie hatten Worte dafür, die treffender nicht hätten sein können, niedergelegt von den Chronisten ihrer Religion, im Buch aller Bücher.
    Was hat nun der, welcher solches tut, für einen Gewinn bei dem, womit er sich abmüht?
    War es wirklich so, wie es in der Bibel stand? War die Rache nicht mehr als das? Eine Plage unter vielen anderen, die Gott den Menschen auferlegt hatte, damit ihr Leben im Diesseits zur Mühsal wurde?
    Carlo umrundete ein Wäldchen, das sich vor ihm aus der Dunkelheit erhob, ein Hort voller Schatten und Geräusche. Witternd blieb er an der südlichen Seite der Baumgruppe stehen. Er wandte den Kopf langsam hin und her, die Nasenflügel gebläht. Er hatte den Portugiesen gerochen. Ekel stieg in ihm auf, denn der Geruch war ähnlich wie damals vor vielen Jahren, untrennbar mit den Qualen verbunden, die er durchlitten hatte, ein Gestank nach Gier auf der einen und Niederlage auf der anderen Seite.
    Ein Knacken schräg hinter ihm ließ ihn herumfahren, doch es war nur ein Tier, das sich den Weg aus dem Unterholz ins Freie bahnte, vermutlich ein Hase oder ein Fuchs.
    Rasch lief er weiter, den Speer erhoben und das Gesicht dem Wald zugewandt. Er wusste, dass er jetzt scheinbar im Nachteil war, denn seine Silhouette war im Licht des Vollmonds deutlich erkennbar, während der Mann, der sich hinter den Bäumen verbarg, nicht gesehen werden konnte.
    Doch dafür gab es Gerüche, und davon mehr, als er brauchte, allen voran Schießpulver und Angstschweiß. Also würde der Portugiese versuchen, ihn zu erschießen, und für den Fall, dass er ihn nicht traf, hielt er vermutlich als Nächstes die Armbrust bereit.
    Der Sklavenhändler musste ganz in der Nähe sein. Er hatte sich eine gute Stelle ausgesucht, um den Jäger zu jagen. Langsam kauerte Carlo sich auf die Fersen nieder, um in dieser Haltung zu absoluter Reglosigkeit zu erstarren und zu lauschen. Und zu warten.
    Als schließlich der Angriff erfolgte, war es kaum eine Überraschung. Im Gegenteil, es erschien Carlo auf eine Weise vorhersehbar und folgerichtig, dass es dem Ganzen einen schalen Beigeschmack verlieh.
    Zuerst war ein Rascheln zu hören, dann das Knacken von Zweigen sowie ein leise schabendes Geräusch, welches darauf hindeutete, dass der Portugiese eine günstige Position zum Schuss suchte.
    Gleichzeitig mit dem Krachen des Schießpulvers ließ Carlo sich zur Seite fallen, und die Kugel pflügte an der Stelle ins Erdreich, wo er eben noch gehockt hatte.
    Der Portugiese stürzte hinter einem Baum hervor, die Arm brust bereits im Anschlag. Carlo rollte sich herum, und der Bolzen pfiff nur eine Handbreit von seinem Gesicht entfernt vorbei. Dann war der Portugiese nur noch drei Schritte weit von ihm entfernt, den Degen in der Faust.
    Carlo ließ ihm die Zeit zum Ausholen, bevor er sich abermals zur Seite warf und gleichzeitig mit einer federnden Bewegung auf die Füße sprang. Ein zischendes Geräusch war zu hören, als sein Speer die beiden Armlängen Entfernung überwand, die ihn noch von dem Angreifer trennten. Die Spitze glitt in den Leib des Portugiesen, in Höhe des Nabels, mit solcher Wucht, dass sie am anderen Ende wieder hinausgefahren wäre, hätte nicht die Wirbelsäule Widerstand geboten.
    Ein erstaunter Ausdruck trat auf das Gesicht des Portugiesen, während er schwankend stehen blieb, nur gehalten von dem Speer, der in seinem Bauch steckte. Carlo riss die Waffe mit einem harten Ruck

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