Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
heraus und schaute stumm zu, wie sein Widersacher in die Knie sackte, beide Hände an der Wunde. Eine obszön glänzende Darmschlinge quoll zwischen den Fingern des Portugiesen hervor. Er versuchte, etwas zu sagen, doch aus seinem zungenlosen Mund drang nur ein unverständliches Lallen.
Ein Stück hangabwärts war Fackellicht zu sehen. Es näherte sich schwankend und stetig, und im flackernden Widerschein des brennenden Holzes war Cattaneo zu erkennen, der gemeinsam mit Silvio den Hügel heraufkam. Carlo verzog das Gesicht und trat einen Schritt von dem Portugiesen zurück, bereit, mit wenigen Sätzen in der Dunkelheit zu verschwinden. Der Sklavenhändler warf ihm von unten herauf einen flehenden Blick zu. Wahrscheinlich ahnte er, was ihm blühte, wenn Carlo ihn hier liegen ließ. Mit einer Bauchwunde wie dieser würde der Mann sicher sterben, aber es mochte noch Tage dauern, bis es so weit war, und Cattaneo hatte sich bereits als äußerst erfindungsreich erwiesen, was das Zufügen und Verlängern von Leid betraf.
Carlo zog den Dolch aus dem Messergurt des Portugiesen, packte den Mann beim Schopf und schnitt ihm mit einer raschen Bewegung die Kehle durch.
Was hat nun der, welcher solches tut, für einen Gewinn bei dem, womit er sich abmüht?
Bitterkeit und Abscheu mischten sich in die Genugtuung und vergällten das Gefühl des Sieges. Nur für die Dauer weniger Herzschläge schaute er zu, wie der Sklavenhändler an seinem Blut erstickte, dann wandte er sich ab und lief leichtfüßig durch die Dunkelheit davon.
Der erste Verkaufstag wurde zu einem durchschlagenden Erfolg. Sie postierten sich mit einem Stand auf dem Marktplatz, und binnen weniger Stunden hatten sie bereits so viel eingenommen wie in zwei vollen Wochen davor.
Bereits nach kurzer Zeit zeigte sich, dass es eine weise Entscheidung gewesen war, einen Leibwächter einzustellen, denn der Stand lockte zahlreiche Soldaten an, von denen der eine oder andere bereits betrunken war, obwohl es gerade erst zur Terz geläutet hatte. Lauras und Veronicas Anwesenheit bei dem Stand brachte die Männer nicht nur dazu, in erfreulichen Mengen das Potenzmittel zu kaufen, sondern ermunterte sie auch zu obszönen Bemerkungen und sogar zu dreistem Grapschen, was wiederum dazu führte, dass Orso mehr als einmal eingreifen musste. Meist reichte es, wenn er mit einem drohenden Blick vortrat, doch ein paar Mal musste er auch handgreiflich werden. Einen sturzbetrunkenen Deutschen, der sich anders nicht verscheuchen lassen wollte, vertrieb er mit dem Messer, das er dem Mann nachdrücklich vor die Nase hielt. Einen anderen packte er beim Kragen und hob ihn um eine halbe Armlänge vom Boden hoch, um ihm auf Augenhöhe ins Gesicht schauen zu können. Ein paar deutliche Worte, die Orso ihm ins Ohr zischte, reichten, um den Mann dazu zu bringen, sich stolpernd, aber hastig davonzumachen.
Silvano bekam von alledem nichts mit. Der alte Apotheker war in einen wahren Verkaufstaumel geraten. Wieselflink von einer Ecke des Platzes zur anderen laufend, pries er mit überkippender Stimme das Stärkungsmittel an, während ihm Barnabas hechelnd folgte und von Zeit zu Zeit in begeistertes Kläffen ausbrach.
»Kommt herüber, ihr Männer, an den Stand des Apothekers Silvano auf der Piazza delle Erbe! Wer von Euch wollte nicht einmal wieder von der Lust übermannt werden, jener männlichen Begierde, die der wahren Krone der Schöpfung, nämlich dem Manne, gebührt! Lust in ihrer ureigensten Form! Wer wollte nicht lieber Hengst statt Wallach sein! Lieber Stier als Ochse! Greift zu, ihr Männer! Kauft dieses einmalige Mittel, das Euch die verlorene Mannhaftigkeit zurückgibt, auf dass Ihr wieder Eurem Weibe beiwohnen könnt, wie es von Gott gewollt ist! Holt Euch Eure Zeugungskraft zurück, Eure Männlichkeit! Ein paar Münzen nur für ein Tiegelchen, und Ihr könnt wieder ganze Kerle sein, vor allem dann, wenn es darauf ankommt!«
Er machte seine Sache gut, fand Laura. Besser hätte sie selbst es nicht hinbekommen. Ein wenig störend empfand sie seine launig eingestreuten Bemerkungen über die junge Gefährtin , die er dank des neuen Mittels für sich gewonnen habe. Dabei warf er bezeichnende Blicke in ihre Richtung. Doch zum Glück brachte er dergleichen nur zum Einsatz, wenn jemand danach fragte, ob er denn die Wirksamkeit selbst ausprobiert habe.
Während Silvano als Ausrufer den Verkauf ankurbelte und Laura den Kunden die Waren gegen das vereinbarte Entgelt aushändigte, oblag es
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