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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Sachen, die man derzeit in der Serenissima trägt.«
    Als Laura nichts erwiderte, blickte Veronica sie erstaunt an. »Möchtest du kein neues Kleid?« Gleich darauf kicherte sie und beantwortete sich die Frage selbst. »Doch, natürlich willst du eines. Dir wird ja nichts anderes übrig bleiben, weil dir demnächst sowieso nichts mehr passt. Wenn ich bedenke, dass du noch in diesem Jahr Mutter werden wirst – ich kann es kaum glauben.«
    Unwillkürlich legte Laura die Hand auf ihren Leib. Das Kind, dachte sie in jäh aufflackernder Panik. Ein Teil der Gefahr, die sie kommen sah, bezog sich auf das Kind, und plötzlich wusste sie, dass es nur einen Weg gab, um es zu retten.
    Mansuetta war hocherfreut beim Anblick der Geldstücke, die Laura im Beisein Monna Josefas erneut zählte, um den Erfolg ihres neuen Unternehmens zu demonstrieren. »Ich hatte keinen Zweifel, dass es ein gutes Geschäft wäre«, sagte sie. »Aber dass es gleich so einschlagen würde – das hatte ich nicht vermutet.«
    »Die Bedingungen waren ideal«, antwortete Laura, ebenso zerstreut wie vorhin während des Gesprächs mit Veronica. »Silvano hat sich selbst übertroffen. Er ist ein vorzüglicher Marktschreier.«
    Veronica kicherte. »Mit einem riesigen Hund als Verstärkung.«
    Mansuetta schüttelte den Kopf. »Wenn du nicht fast zwei Wochen Tag und Nacht geschuftet hättest, um die Salbe zu kochen, hätte Silvano noch so laut schreien und sein Hund noch so wild kläffen können – ihr hättet keinen einzigen Soldo eingenommen.«
    »Eure Schwester ist wahrlich ein Ausbund an Tüchtigkeit«, sagte Monna Josefa beifällig. »Sie ist jeder Frau ein leuchtendes Beispiel und der lebende Beweis dafür, dass ein erfolgreiches Geschäft nicht allein Männern vorbehalten sein muss.« Mit einem sentimentalen Aufseufzen fügte sie hinzu: »Ah, wie sehr mich das an die früheren Zeiten erinnert, als ich selbst noch ein blühendes Gewerbe mein Eigen nannte!« Sie saß in ihrem Lehnstuhl am Fenster und hatte die Hände unter ihrem ausladenden Busen verschränkt. Das Haar hatte sie zu adretten Locken gedreht und seitlich aufgesteckt, und auf ihren Wangen lag wie immer ein Hauch von Schminke. Ihr Kleid war frisch gewaschen und geplättet, und um ihren Hals hing eine Kette aus Opalen. Seit Orso seinen Dienst angetreten hatte, zog sie sich jeden Tag so an, als erwartete sie Männerbesuch. Nun, da ihr früherer Leibwächter wieder draußen vor der Tür stand und das Haus bewachte, mochte es ihr vorkommen, als seien die alten Zeiten nicht mehr ganz so weit weg wie früher.
    Weder Laura noch Mansuetta fragten nach der Art des früheren Gewerbes; mittlerweile wussten sie es ohnehin, denn Monna Josefa hatte es ihnen eines Abends beim Wein verschämt, aber nicht ohne einen gewissen Stolz auf ihre einstmalige Geschäftstüchtigkeit, gestanden. Gleichsam im Gegenzug hatte Laura ihre Vermieterin über ihren Zustand ins Bild gesetzt. Es hätte ohnehin nicht allzu lange gedauert, bis Monna Josefa es von selbst bemerkt hätte, ganz unabhängig davon, dass Laura bei jeder Mahlzeit den Appetit von drei ausgewachsenen Männern zeigte und ihre Gewänder ihr immer enger wurden.
    Monna Josefa hatte mit Verständnis reagiert. »Kindchen, was glaubt Ihr denn, wo ich meine Augen habe? Ich habe es sofort gesehen, schon als Ihr das erste Mal vor mir standet. Glaubt mir, Ihr werdet eine gute Mutter sein, das erkenne ich schon aus der Ferne.« Mit versunkenen Blicken hatte sie hinzugefügt: »Ich selbst hatte auch zwei, müsst Ihr wissen. Leider wurden sie mir genommen, kaum dass sie auf der Welt waren. Doch ich weine noch heute um sie, nach all den vielen Jahren, und es vergeht kein Sonntag, an dem ich nicht für die armen kleinen Seelen bete.«
    An diese Worte ihrer Vermieterin musste Laura denken, als sie am Nachmittag, begleitet von Orso, zur Cappella degli Scrovegni ging. Sie klopfte an der Seitentür, bis ein Kirchendiener ihr die Pforte öffnete. Auf ihre Frage nach Pater Anselmo schüttelte er bedauernd den Kopf. »Er ist zu einem Sterbefall gerufen worden. Ihr müsst morgen wiederkommen.«
    Morgen ist es zu spät!, wollte sie dem Mann mit verzweifelter Dringlichkeit entgegenrufen, doch sie brachte kein Wort über die Lippen.
    Später, gemeinsam in der Kammer mit Mansuetta und Veronica, ging sie unruhig auf und ab und horchte in sich hinein.
    »Was ist los mit dir?« Mansuetta, die sich bereits für die Nacht ausgekleidet hatte, saß neben ihrem Bett auf einem Schemel und

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