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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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»Zu dem du nicht unbedingt gehörst, was?«
    Sie wandte sich brüsk von ihm ab und ging zum Kamin, wo sie einen Handspiegel vom Sims nahm und so tat, als prüfe sie ihr Äußeres. Dann, als gehöre das zu einem festgelegten Ritual, ergriff sie einen Kamm und zog ihn sich durchs Haar, langsam und gleichmäßig, so wie damals, als sie noch zusammen in einer Kammer gehaust hatten.
    Er wählte seine nächsten Worte sorgfältig. »Ich werde so bald wie möglich nach ihm sehen, das verspreche ich. Wenn es in meiner Macht steht, sorge ich dafür, dass ihm kein Leid geschieht. Darauf hast du mein Wort.«
    Sie gab keine Antwort, aber die Art, wie ihre Schultern sich bei seinen Worten entspannten, zeigte ihm, dass sie erleichtert und dankbar war – unerlässliche Voraussetzung dafür, dass sie sich seinem zweiten Anliegen gegenüber zugänglich zeigte. Er nutzte den Vorteil, ohne zu zögern.
    »Ich bin auch aus einem anderen Grund hier«, sagte er. »Ich muss mehr über Querini erfahren. Sein Wesen, seine Motive. Alles, was du weißt oder herausbringen kannst.«
    »Warum?«, fragte sie, ohne mit dem Kämmen aufzuhören.
    »Weil ich glaube, dass er ein ganz bestimmtes Spiel spielt.«
    »Ein Spiel? Was für ein Spiel?«
    »Eines, bei dem wir alle nur Figuren sind.«
    »Soll das heißen ...« Sie sprach die Frage nicht aus, doch er beantwortete sie trotzdem.
    »Ganz recht. Ich traue ihm nicht.«
    Carlo stand im Mondlicht auf einem der Hügel, die das Anwesen umgaben. Unter seinen nackten Fußsohlen knisterte das Gras, und das Singen der Zikaden brachte die Nacht zum Vibrieren.
    Die Luft war lau, es war nach dem Sonnenuntergang kaum ein Hauch von Kühle aufgekommen.
    Er strich seit dem Aufgang des Mondes durch das Gras und zwischen den Bäumen hindurch, die Geräusche und Gerüche der Nacht inhalierend wie früher, als er noch ein Knabe gewesen war. Überraschend leicht hatte er sich in die Rolle des nächtlichen Jägers eingefunden, es hatte dazu nicht mehr gebraucht als das diffuse Licht des Mondes, den Wind und die Weite des Landes. Und natürlich den Speer, der perfekt ausbalanciert in seiner Hand lag, die Spitze tödlich scharf geschliffen, und der Schaft an der Stelle, wo seine Finger anlagen, mit einer geschnitzten Wölbung für besseren Halt versehen.
    Er war nackt. Seinen Körper hatte er mit Pflanzensaft und Lehm eingerieben, damit er wie die Erde roch, auf der er lief. Keine Spur von Schweiß oder sonstiger menschlicher Ausdünstung sollte ihn seinem Feind verraten.
    Der Feind war nicht weit entfernt, Carlo konnte seine Rachsucht und seine Furcht spüren. Beides schien durch die Nacht zu schweben wie der Gesang der Zikaden. Der Portugiese hielt sich in den Hügeln verborgen, und er wartete auf seine Gelegenheit.
    Unten in der Nähe des Hauses lauerte Cattaneo, wie Carlo sehr wohl wusste. Giacomo würde sich diese Jagd nicht entgehen lassen, wenngleich er zu viel Angst hatte, sie aus nächster Nähe zu verfolgen. Der Portugiese hätte zweifellos keinen Moment gezögert, seinen Peiniger aus dem Hinterhalt zu erledigen. Statt mit Fackeln über die Hügel zu streifen, musste Cattaneo sich folglich damit begnügen, im Dunkeln auszuharren und sich auf die Geräusche zu konzentrieren, vielleicht in der Hoffnung, einen Schrei oder den Lärm eines Waffengangs zu hören und später die erlegte Beute zu betrachten.
    Natürlich war der Portugiese bewaffnet, sonst wäre es keine richtige Jagd gewesen. Carlo hatte sich davon überzeugt, er hatte beobachtet, wie Giacomo und sein Diener Silvio den ehemaligen Sklavenhändler bei Einbruch der Dämmerung aus dem Bretterverschlag geholt und ihn fortgescheucht hatten, nackt, so wie Carlo es in seiner Botschaft gefordert hatte, aber bis an die Zähne bewaffnet, mit allem, was er sich vorher ausgesucht hatte. Carlo hatte einen Degen an seinem Hüftgurt gesehen, außerdem eine Armbrust und einen Dolch. In dem Bündel, das über seiner Schulter hing, trug er vermutlich eine Arkebuse mit sich. Und er war gut genährt, auch darauf hatte Carlo bestanden, als er im vergangenen Monat die Botschaft geschickt hatte.
    Der Handel, um den es ging, war einfach. Töten oder getötet werden in der Nacht des vollen Mondes. Der Portugiese hätte versuchen können, sich davonzumachen, doch vermutlich wusste er, dass er nicht weit käme, wenn er sich nicht an den Handel hielt. Im Süden lag das Meer, und im Norden standen die Truppen der Liga. Bevor der Portugiese, der mit seiner Zunge auch die Sprache

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