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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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erzählten sie später, das Kind sei gestorben.«
    »O mein Gott«, stieß Giovanni fassungslos hervor. Mansuetta blieb stumm. In ihrer Miene spiegelte sich Ungläubigkeit, als wolle sie nicht wahrhaben, was sie hörte.
    »Ich war ihm in jener Nacht gefolgt und rettete dich. Ich brachte dich fort, nach Venedig. Angelica half mir dabei. Sie verkaufte den Brautschmuck ihrer Mutter. Sie besorgte eine Amme, gab mir das Geld und ermöglichte mir so, unser Haus zu kaufen und die Apotheke einzurichten.« Crestina schloss die Augen, als die Erinnerungen über sie hereinfluteten. Die herrliche Insel in der Lagune, die silbernen Wasser, die tanzenden Boote. Ihre einzige wahre Heimat.
    »Die Familie lebte unterdessen weiter, als sei nichts geschehen«, fuhr Crestina fort. »In Neapel, bei dem alten Grafen. Querini war völlig mittellos, ein armer Barnabotto. Er fing damals erst an, sich mit Handelsgeschäften einen Namen zu machen. Obwohl er sehr viel auf Reisen war und nur sporadisch nach Neapel zurückkehrte, wurde Anna nach einigen Jahren wieder schwanger. Eines Nachts belauschte Angelica ein Gespräch zwischen dem Grafen und Querini. Der Graf kündigte an, dasselbe wieder zu tun, falls auch dieses Kind missgestaltet zur Welt käme. Als Querini Einwände erhob, drohte der Graf mit Kürzung seiner finanziellen Zuwendungen, sodass schließlich Einigkeit über das verbrecherische Vorhaben herrschte. Angelica ging sofort zu ihrer Schwester, um ihr die Wahrheit zu sagen. Und um sie zu warnen. Anna floh noch in derselben Nacht. Es fiel ihr leicht, wegzulaufen, denn in der Zwischenzeit hatte sie sich Hals über Kopf verliebt. Querini war ohnehin nur selten da, und während seiner Abwesenheit hatte Anna Guido Monteverdi kennengelernt, einen jungen venezianischen Maler, der die Wände des gräflichen Palazzo mit neuen Fresken ausstattete. Sie flohen gemeinsam nach Venedig, wo bald darauf Laura zur Welt kam.«
    »Hat sie ... Ich meine, hat sie je ...« Mansuetta brach ab. Offensichtlich brachte sie es nicht fertig, die Frage auszusprechen.
    »Ob Anna sich um dich gekümmert hat?« In Crestina stieg Trauer auf. »Mein liebes Kind, sie hat davor zurückgescheut. Sie hatte ihr eigenes Leben, ihre Familie. Sie hatte Laura und Guido. Du und ich – wir waren Teile ihres alten Lebens, an das sie nicht erinnert werden wollte. Sie konnte dir keine Mutter sein.«
    Sie sah, wie Mansuetta unter dieser verletzenden Wahrheit zusammenzuckte. Doch gleich darauf hob ihre Ziehtochter trotzig den Kopf. »Ich hatte seit jeher nur eine Mutter, und das bist du!«
    Crestina lächelte schwach. Das Bedürfnis, einzuschlafen, wurde übermächtig. Abermals schloss sie die Augen, und ihr Kopf fiel zur Seite.
    »Mutter!«, rief Mansuetta. »Was ist los?«
    »Bin nur ... müde«, murmelte Crestina. »So müde ...«
    »Nein, schlaf noch nicht! Erzähl mir den Rest! Bitte!«
    Crestina riss sich gewaltsam aus der Lethargie, indem sie mit dem Kopf gegen den Felsen schlug, bis der Schmerz sie zur Besinnung brachte. »Was dann folgte, war ein Fall doppelter Bigamie«, sagte sie schließlich hastig und mit gepresster Stimme, voller Furcht, dass sie nicht mehr alles würde erklären können. »Anna hatte in Venedig Guido geheiratet, ohne Rücksicht darauf, dass sie noch Querinis Ehefrau war. Querini wiederum vermählte sich mit Angelica – allerdings glaubten diese beiden, Anna sei tot.«
    »Wie kamen sie zu der Annahme?«
    »Durch den Grafen natürlich, den alten Halunken. Er brachte eine Sterbeurkunde bei, derzufolge Anna in Venedig verstorben sei. Daraufhin stand einer Ehe zwischen Querini und Angelica nichts mehr im Wege.«
    »Sie wollte ihn heiraten, nach allem, was ...« Mansuetta stockte.
    »Nein, sie wollte nicht. Angelica weigerte sich, einer Heirat mit Querini zuzustimmen, doch ihr Vater brach ihren Willen mit Prügeln und Hungerarrest.« Crestinas Stimme klang schleppend, die einzelnen Worte schienen ineinanderzufließen und ihre Aussage zu verlieren, aber irgendwie gelang es ihr, weiterzusprechen. »Als Querini das nächste Mal von einer Reise zurückkehrte, ließ sie ihn bei der heiligen Jungfrau schwören, dass er niemals ihrem Kind, so sie denn je eines bekäme, etwas antäte. Er versprach es – und sicherte ihr außerdem zu, sie fortzubringen, in seine Heimat Venedig, wo sie künftig frei von ihrem grausamen Vater würde leben können. Das gab den Ausschlag, denn sie wollte gern in meiner Nähe sein. Also stimmte sie der Hochzeit zu. Kaum waren

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