Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
sicher.«
»Bitte, nicht das Kind, Giacomo. Nimm mich mit, aber lass den Kleinen hier!«
»Wer soll sich denn um ihn kümmern? Etwa die hässliche, schwachsinnige Amme, die unten in der Küche sitzt? Oder die Magd, die mit wehenden Röcken vor der Pest in diesem Haus geflohen ist? Nein, das wäre kein Leben für den armen Säugling. Besser, wir machen es so, wie ich es für ihn vorgesehen habe.« Er neigte bedauernd den Kopf zur Seite. »Schade, dass Carlo nicht mit dabei sein kann. Alle anderen sind da. Alle, die ich liebe und brauche.«
Statt Blut schien Eiswasser zu ihrem Herzen zu strömen.
Er lächelte sie an. »Du siehst aus, als würdest du es nicht glauben. Aber sogar Laura ist gekommen, und Matteo auch. Es wird eine wunderbare Zeremonie werden.«
»Giacomo, was tust du denn hier?«, kam es atemlos von der Tür. Eugenia stand dort, unverschleiert, die Gamurra nur nachlässig geschnürt und die blonden Locken zerzaust. Hinter ihr wurde Bartolomeo sichtbar, die behandschuhte Rechte auf ihrer Schulter, als gehörte sie dorthin.
Valeria stöhnte vor Erleichterung. »Ihr müsst mir helfen!«, forderte sie ihre Schwägerin auf. »Der Kerl ist verrückt! Er will mich und das Kind entführen und uns umbringen!«
Eugenia grinste. »Wirklich? Dann kommen wir ja gerade rechtzeitig.« Schmollend wandte sie sich an Cattaneo. »Du musst mir Zeit geben, mich umzuziehen. Hätte ich früher gewusst, was du vorhast, wäre ich besser vorbereitet.«
»Ihr könnt nachkommen«, sagte Cattaneo. »Ich will meine Gäste nicht so lange allein lassen.«
Eugenia wirkte unzufrieden, nickte dann aber, bevor sie mit Bartolomeo den Raum verließ.
»Sie macht mit dir gemeinsame Sache«, stellte Valeria fest. Der Wunsch zu fliehen wurde übermächtig, doch sie war nicht einmal in der Lage, sich aufzusetzen. Noch nie im Leben hatte sie sich so schwach und ausgelaugt gefühlt. Das Fieber war nicht mehr allzu hoch, aber ihre Schwäche schien von Stunde zu Stunde zuzunehmen.
»Natürlich macht sie das«, antwortete Cattaneo auf Valerias Feststellung. »Sie ist schon seit Tagen wieder hier im Haus, hast du das nicht bemerkt?«
Niemand hatte es ihr gesagt. Wozu auch? Alle gingen davon aus, dass sie bald sterben würde. Dass Eugenia sich trotz der Seuchengefahr als verantwortungsbewusste Schwester und Schwägerin gebärdete, rief vermutlich allenthalben Bewunderung hervor.
»Das X «, murmelte Valeria. »Sie ist das X , nicht wahr?« Natürlich, dachte sie. Es musste jemand aus Giacomos Umfeld sein. Eine Person, die nur er kannte, die anderen nicht. Sonst hätte er sie nicht als X bezeichnen können.
»Du weißt davon?«, fragte Cattaneo. »Es stimmt tatsächlich. Wie bist du darauf gekommen? Ah, Carlo hat es dir gesagt, nicht wahr?«
Valeria machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten. Sie war mit einem Mal so müde, dass sie kaum noch die Augen offen halten konnte.
»Ich fürchte, du hast es Eugenia zu verdanken, dass du so krank bist«, meinte Cattaneo.
Valeria dachte an die vielen Stärkungsmittel, die ihr die Magd die ganzen letzten Tage über gereicht hatte, und ein Würgen stieg in ihr auf.
Cattaneo nickte. »Ja, das ist Eugenias Art. So war sie schon immer. Auch bei Angelicas Lepra hatte sie ihre Hände im Spiel, wie ich hörte.« Seine Stimme senkte sich in gespielter Abscheu. »Sie sorgte für eine infizierte Kammerzofe.«
Valeria spürte, wie sich neben der Müdigkeit wachsende Gleichgültigkeit in ihr breitmachte. Alle Hoffnung war dahin. Es war niemand mehr da, der sie retten konnte. Marcello und Zuane waren während ihres Aufenthalts auf der Terraferma an der Pest erkrankt; bisher hatte sie keinen von beiden gesehen. Sie hatten sich mitsamt einem alten Mönch, der sie pflegen sollte, im Mezzà einquartiert, in den Räumen, die am weitesten von diesem Gemach entfernt waren.
»Wir wollen keine Zeit mehr verlieren«, sagte Cattaneo. »Ich habe schon viel zu lange gewartet. Glaub mir, wären die Umstände danach gewesen, wäre ich früher zurückgekommen und hätte mir wiedergeholt, was mir gehört. Silvio!« Auf seinen Ruf hin erschien sein Diener, der offenbar im Portego auf Anweisungen gewartet hatte. »Nimm das Kind«, befahl Cattaneo ihm.
»Nein!«, schrie Valeria. Ihre Stimme hatte den Klang von zersplitterndem Glas.
»Meine Güte!« Cattaneo gab sich überrascht. »Du musst diesen Winzling ja wirklich lieben!«
»Er ist mein Sohn!«, rief sie. »Bitte lass ihn hier! Verschone wenigstens ihn!«
Er schien
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