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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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wollte, war es schon zu spät. Rasch hob sie die Keule wieder auf. Es waren noch ein oder zwei Bissen dran, die würde sie nicht vergeuden.
    Sie ist nur eine Hure, sagte sie sich. Sie hat sich für diesen Weg entschieden.
    Doch sie hatte sich ganz gewiss nicht entschieden, mit einem Messer am Hals dazu gezwungen zu werden. Laura sah sich rasch um, aber niemand außer ihr hatte bisher von dem Paar Notiz genommen. Alle anderen, die sich in der unmittelbaren Umgebung der beiden aufhielten, waren zu betrunken, um darauf zu achten, was hinter ihnen im Schatten der Säulen geschah.
    »Ja, so ist es brav«, sagte der Mann. »Und jetzt fass mich an.« Er grunzte und bohrte das Messer fester in den Hals des Mädchens, so stark, dass Blut hervortrat. »Mhm, das gefällt mir, so mag ich das!« Noch mehr Blut lief dem Mädchen über den Hals, und in ihren Augen stand nackte Todesangst.
    Laura spürte, wie die Wut in ihr hochkochte, ein wildes inneres Brodeln, dem sie nichts entgegensetzen konnte. Sie holte aus und schleuderte den Hühnerknochen gegen den Fremden. Der Mann wurde an der Wange getroffen und fuhr herum.
    »Wer war das?« Er hob wütend den Dolch, als er Laura sah. Mit drei langen Sätzen war er bei ihr und packte sie beim Schopf. Die Haube wurde ihr heruntergerissen, und der Mann ergriff kurzerhand ihren Zopf und hielt sie auf diese Weise fest. Er drängte sie so heftig zurück, dass ihr Hinterkopf gegen eine Säule prallte.
    Laura spürte die scharfe Schneide des Messers unter ihrem Kinn, und gleich darauf einen heißen Schmerz. Er hatte ihr die Haut aufgeschlitzt!
    »Dann machst du eben weiter, du rote Hexe«, stieß er hervor. Sein nach Schnaps stinkender Atem schlug ihr ins Gesicht, während er seinen Unterleib gegen sie drängte. Sie spürte etwas Hartes, Nacktes an ihren Fingern und riss sofort die Hand weg.
    Im nächsten Moment hörte der Druck gegen ihre Kehle auf. Der Mann ließ den Dolch sinken und torkelte einen Schritt zur Seite, einen erstaunten Ausdruck in den Augen. Er stolperte noch weiter weg, bis er an der benachbarten Säule Halt fand. »Du ...«, brachte er stammelnd heraus. Er presste sich die Hand in die Seite. »Du hast ...«
    Verstört sah Laura, dass zwischen seinen Fingern Blut hervorquoll. Dann trat eine hochgewachsene, schmale Gestalt zwischen sie und den Verletzten. Zuerst dachte sie, es wäre ein Junge in der Verkleidung eines Mohren, doch dann erkannte sie ihren Irrtum. Es war der entlaufene Sklave. Er hielt ein Messer umklammert, dessen schartige Klinge mit Blut befleckt war.
    »Schnell weg hier«, sagte das Mädchen. »Nun komm schon, worauf wartest du?« Sie fasste Laura beim Arm und zog sie fort, während sie sich hastig nach allen Seiten umschaute.
    Der Mann hielt sich immer noch an der Säule fest. Um ihn herum tobte der Karneval, und niemand achtete auf ihn, auch nicht, als er den Halt verlor und zu Boden sackte.
    Das war das Letzte, das Laura von den Geschehnissen unter den Arkaden mitbekam, während das Mädchen sie tief in das Gewimmel auf der Piazza und in Richtung Torre dell’Orologio zog.
    Sie drückte den Handballen gegen den Schnitt an ihrem Hals. Es brannte scheußlich, aber es blutete nicht sehr stark, nicht so schlimm wie bei dem Mädchen, dessen Ausschnitt mit roten Flecken gesprenkelt war.
    Laura wandte sich zu dem Schwarzen um, der ihnen wie ein Schatten folgte. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie glaubte, es müsste ihren Brustkorb sprengen, und sie wusste nicht, ob es von der Anstrengung des Laufens kam oder daher, dass er wieder aufgetaucht war, so wie sie es vorausgesehen hatte. Sie hatte seit damals nur selten an ihn gedacht, doch alle Einzelheiten, die sie an jenem Tag auf der Riva degli Schiavoni beobachtet hatte, standen ihr so deutlich vor Augen, als wäre es gestern gewesen.
    An den Flügeln seitlich vom Uhrturm wurde immer noch gebaut. Menschen waren auf das Gerüst geklettert und hockten grölend und trinkend auf den Holzbalken. Laura wich hastig zur Seite, als einer von ihnen sich in hohem Bogen auf die Piazza übergab.
    Sie erreichten den Uhrturm, und Laura folgte dem blonden Mädchen in den Durchgang zur Merceria. Sie zuckte zusammen, als in diesem Moment die großen bronzenen Mohren oben auf dem Gebäude die Glocke zur vollen Stunde schlugen. Ihr blieb noch eine Stunde Zeit bis zur Vesper, doch die Freude am Karneval war ihr vergangen. Ihr Kleid war mit Fett und Blut beschmiert, was unweigerlich zu lästigen Fragen führen würde.
    Hinter dem

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