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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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einen Holzlöffel umklammert, auf dem er angestrengt herumbiss. Als er Laura sah, breitete sich ein Strahlen auf dem kleinen Gesicht aus. Er ließ den Holzlöffel fahren und streckte beide Ärmchen aus.
    »Mein Süßer! Mein Goldschatz!« Laura hasste es, wenn Lodovica ihn mit solchen Ausdrücken betitelte, aber ihr selbst kamen sie ganz selbstverständlich von den Lippen, wenn die Zärtlichkeit sie übermannte. Eilig löste sie den Stoffstreifen, mit dem er festgebunden war. Sie hob ihn hoch und drückte ihn an sich, küsste seine Wangen und fuhr liebkosend mit der Hand über sein weiches Haar.
    Lodovica hatte sich zu ihr umgewandt, das runde Gesicht zu ihrem gewohnt stumpfsinnigen Lächeln verzogen. Sie machte einen zufriedenen Eindruck.
    »Ich koche für Matteo«, sagte sie, mit dem Gemüsemesser auf klein gewürfelte Karotten deutend. »Endlich kann ich ihm richtiges, gutes Essen machen!«
    Arcanzola war Laura in die Küche gefolgt. Missbilligend sah sie sich um. »Nun komm schon, du kannst nachher mit ihm spielen. Es ist unhöflich, Messèr Cattaneo warten zu lassen.«
    Cattaneo hieß er also, der Mann, der ihr Vater werden sollte! Laura presste ihren Bruder an sich. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, sie konnte es immer noch nicht fassen.
    »Wird er ... Ich meine, wird Messèr Cattaneo nicht auch Matteo begrüßen wollen? Er ist doch mein Bruder, das bedeutet, er würde ebenfalls hier ...«
    »Das ist bereits geschehen«, fiel Arcanzola ihr ins Wort. »Er hat ihn schon gesehen, und jetzt bist du an der Reihe.« Mit verengten Augen betrachtete sie die Küchenmägde, doch die hatten sich nach ein paar neugierigen Seitenblicken wieder ihrer Arbeit zugewandt.
    »Nun komm«, fügte Arcanzola hinzu.
    Laura setzte Matteo zögernd wieder ab. Er wedelte mit den Händchen, offensichtlich war er mit dieser Entwicklung der Dinge nicht zufrieden, und bevor er anfangen konnte, zu weinen, drückte Laura ihm rasch wieder den Holzlöffel in die Hand. Er betrachtete ihn zweifelnd, steckte ihn dann aber mangels anderweitiger Unterhaltung wieder in den Mund und benagte die Oberfläche.
    Laura folgte Arcanzola zur Treppe.
    »Messèr Cattaneo ist ein sehr großzügiger Herr«, sagte Arcanzola auf dem Weg zum Portego. »Er wird dich gut behandeln. Du wirst gebadet und neu eingekleidet, gleich nach der Begrüßung. Ich weiß, normalerweise geschieht das noch im Waisenhaus, aber dein neuer Vater möchte dir von Anfang an alle Annehmlichkeiten bieten, die mit deiner Stellung als Tochter eines Patriziers einhergehen. Nach dem Bad wird dir ein köstliches Mahl serviert, vermutlich bringst du ordentlichen Hunger mit. Das war auch der Grund, warum du im Heim nichts mehr essen solltest.« Sie lachte wie über einen guten Witz. »Um dir nicht den Appetit für ein anständiges Essen zu verderben.« Sie warf Laura über die Schulter einen kurzen Blick zu. »Du bekommst natürlich auch eine Kammer für dich ganz allein, ist das nicht wundervoll?«
    Laura fehlten die Worte für eine Antwort, aber die Nonne schien auch nicht zu erwarten, dass sie etwas erwiderte.
    Während Arcanzola mit ungewohnter Beredsamkeit die Vorzüge des neuen Zuhauses vor ihr ausbreitete, blickte Laura stumm auf den in feinen Wollstoff gehüllten Rücken. Diesmal ging Arcanzola voraus, das Habit mit zwei Fingern sorgsam gerafft, damit der Saum nicht über die Treppenstufen schleifte. Nicht, dass ihr Gewand dabei allzu schmutzig geworden wäre. Laura hatte noch nie eine Umgebung gesehen, die sauberer und gepflegter war als das Innere dieses Palazzo. Sogar der Fußboden in der Küche hatte ausgesehen, als hätte man bedenkenlos davon essen können. Alle Oberflächen wirkten wie frisch poliert, ob sie nun aus Holz oder Stein waren, und nirgends lag Staub oder gar Unrat.
    In ein Haus zu kommen, wo auf Sauberkeit geachtet wurde, war so wohltuend, dass Laura eine innere Wärme in sich aufsteigen fühlte, die sogar kurzfristig all die vielen, in ihrem Kopf herumgeisternden Fragen überlagerte. Reinliche Kleidung, ein sauberes Bett, genug zu essen – wie oft hatte sie sich das in den letzten Monaten gewünscht! Vor allem um das Essen kreisten ihre Gedanken, während sie Arcanzola über die Treppe nach oben in den Portego folgte.
    Dann waren all diese profanen Überlegungen mit einem Schlag vergessen, denn die Wirklichkeit traf sie wie ein Schlag, als sie gemeinsam mit Arcanzola durch einen von Säulen gestützten Bogen in den Hauptsaal des Palazzo trat, denn erst hier gewahrte

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