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Die Landkarte der Finsternis

Die Landkarte der Finsternis

Titel: Die Landkarte der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Schleudern gerät, reißt Joma das Lenkrad brutal herum, und das Fahrzeug schießt unkontrolliert etliche Meter weit dahin. Bruno und ich wären fast über Bord gegangen.
    Joma lässt uns aussteigen und befiehlt Blackmoon, ihm das Reserverad und den Wagenheber zu holen. Nachdem er seine Jagdweste abgelegt hat, geht er in die Hocke, um die Radmuttern abzuschrauben. Er zieht den defekten Reifen herunter, tauscht ihn aus, setzt den Wagenheber an, und genau in dem Moment, in dem er die Radmuttern wieder aufschrauben will, haut Blackmoon mit einem einzigen Säbelhieb die Kordel, mit der Bruno und ich ge­fesselt sind, entzwei. Wir sind ebenso überrascht wie entsetzt. Kein Zweifel, die Situation wird sich gleich dramatisch zuspitzen. Blackmoon aber ist seelenruhig. Es hat den Anschein, als wäre er sich der Tragweite seiner Aktion gar nicht bewusst, als wären ihm die Konsequenzen, die das nach sich zieht, auch völlig egal.
    Â»Es ist noch zu früh für die nächste Pause!«, belfert Joma. »Bind mir die Blödmänner wieder fest, aber ein bisschen dalli!«
    Unerschrocken baut sich Blackmoon zwischen seinem Chef und uns auf:
    Â»Lassen wir sie laufen und kehren wir in unser Dorf zurück!«, sagt er.
    Joma wirft den defekten Reifen auf die Ladefläche des Pick-ups, hebt den Wagenheber auf, verstaut ihn in der Eisenkiste, die ans Trittbrett geschmiedet ist, wischt seine mit Schmieröl beschmutzten Hände an einem Lappen ab und zieht seine Weste wieder an. Während der ganzen Zeit hat er uns nicht ­eines Blickes gewürdigt.
    Â»Jetzt mach mal ’nen Punkt, Chaolo.«
    Â»Warum willst du denn nicht auf mich hören?«
    Â»Chaolo, jetzt gehst du wirklich zu weit«, warnt ihn der Koloss mit schleppender Stimme, als ob er zu einem Lausbuben spräche.
    Â»Diese Typen haben uns doch nichts getan.«
    Â»Chaolo …«
    Blackmoon macht uns ein Zeichen zu gehen. Doch wir rühren uns nicht, Bruno nicht und ich nicht. Wohin sollten wir auch gehen? Und auf welche Weise sollte das geschehen? Wir sind mitten im Niemandsland, und jetzt, wo unsere beiden Entführer sich nicht mehr verstehen, kann diese Geschichte noch ganz übel für uns ausgehen. Kalter Schweiß rinnt mir den Rücken hinunter. Bruno ist leichenblass. In seinen Augen steht die helle Panik.
    Â»Ich habe unendlich viel von dir gelernt«, sagt Blackmoon mit tonloser Stimme. »Du hast mir erklärt, warum manche Sachen gerecht sind und andere nicht, und ich, ich habe deine Worte aufgesogen wie Nektar. Aber jetzt machst du in allem das Gegenteil von dem, was du mir beigebracht hast, Joma. Als ich dich kennenlernte, warst du die Vernunft in Person, und jetzt bist du böse. Brüllst wild herum, schlägst blind drauflos und jagst mir von Tag zu Tag mehr Angst ein. Ich dachte, es liegt an diesem verdammten Krieg, der den Leuten nicht bekommt. Und ich habe mir gesagt, das gibt sich schon noch, und irgendwann, wenn wir alles, was abzuhaken ist, abgehakt haben, kehren wir in unser Dorf zurück. Aber du scheinst weder ins Dorf zurückkehren noch überhaupt zur Vernunft kommen zu wollen. So wie früher. Erinnerst du dich? Damals ging es uns gut. Wir hatten keine großartigen Ansprüche, waren mit einem Nichts zufrieden. Siehst du? Dieses Nichts fehlt uns heute.«
    Â»Chaolo!«
    Â»Du hast wirklich kein Glück gehabt, und ich kann dich verstehen. Ich kann verstehen, dass es nach allem, was du erlebt hast, nicht einfach ist, ein anständiger Mensch zu bleiben, aber wir sind wirklich zu weit gegangen. Und ich kann dir nicht länger folgen, Joma. Weil ich nicht weiß, wohin das noch führt. Wenn ich mich umsehe, sehe ich nichts von dem, was wir beide einmal waren. Ich bin nicht stolz auf diesen Weg, den wir gemeinsam gegangen sind. Selbst deine Bücher beginnen zu stinken … Ich habe mein Leben lang auf dich gehört. Jetzt hör du einmal nur auf mich. Ich kann keine großen Worte machen, um dich zu überzeugen, ich bin auch nicht so gebildet wie du, doch du musst wissen, dass ich dich noch immer genauso gern hab wie früher. Und weil ich will, dass das so bleibt, deshalb bin ich nicht mehr einverstanden mit dir.«
    Â»Chaolo, es reicht!«
    Â»Für das, was mit Fatamou passiert ist, dafür können doch diese beiden hier nichts.«
    Joma stürzt sich mit bestialischem Gebrüll auf seinen Boy. Blackmoon, der mit einer derart

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