Die Landkarte der Finsternis
verblüffenden Mutterwitz, seine dickfellige Gelassenheit und seine kategorische Weigerung, sich einzugestehen, dass der Fuà eines Menschen je den Mond betreten könne, ohne die Götter und die Wölfe zu beleidigen ⦠Im selben Moment, in dem sich das Flugzeug durch die Wolken hindurch in einen Himmel aufschwingt, der von der kristallklaren Bläue eines cherubinischen Traumes ist, scheint mir die Sonne voll ins Gesicht â ein Moment der Gnade. Dann löst sich Elenas Gesicht aus dem lebendigen Licht und steht leuchtend am Horizont. Ich lehne mich im Sessel zurück, schlieÃe die Augen und lasse mich mitreiÃen vom Strom der inneren Bilder. Wohltuende, rettende Gesten mäandern durch meine Erinnerung, eine ausgestreckte und eine streichelnde Hand, ein lächelndes Gesicht in dunkler Nacht, Lippen, die mit den geliebten Lippen verschmelzen, der Gesang eines Griots, der dem Gebet Flügel verleiht. Und ich denke an Elena, an die Tage, die Nächte, die auf uns warten, die unberührten Wege, die sich auftun für uns, und ich sage mir, dass die Wüste Aufbruch zu neuen Ufern und keineswegs Endstation ist, dass ihr Staub rein ist und ihre Luftspiegelungen Ansporn und dass man da, wo die Liebe sät, reiche Ernte einfährt, weil plötzlich alles wieder möglich wird, wenn Herz und Verstand sich zusammentun. Während meine Haut sich an Elenas Küsse erinnert und ich die SüÃe ihres Mundes in meinem verspüre, die Glücksvibrationen, die der Gedanke an ihre schmalen Finger durch meinen Körper jagt, an ihren Blick, der meine sämtlichen Sorgen zerstreut, ihre Umarmung, die mich abheben lässt, ihren keuchenden Atem, der meine Sinne zu abertausend Schwüren hinreiÃt, zucken mir Jomas Verse durchs euphorisierte Gedächtnis â befreiende Verse, die ich gleich nach dem ersten Lesen schon auswendig konnte:
Als wär es dein erster, so leb jeden Morgen â
Lass Rache und Reue Vergangenheit sein.
Die Zukunft ist allen Menschen verborgen:
So leb jeden Abend, als obâs dein letzter würdâ sein.
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