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Die Landkarte der Finsternis

Die Landkarte der Finsternis

Titel: Die Landkarte der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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durchschlagenden Reaktion nicht gerechnet hat, bekommt Jomas Pranke voll ins Gesicht und gerät unter der Wucht des Fausthiebs ins Straucheln. Er fällt auf den Rücken, richtet sich halb wieder auf, das Gesicht in barbarischem Schmerz verzerrt, und bricht atemlos zusammen. Im Bruchteil einer Sekunde verfällt sein Gesicht, nimmt einen wächsernen Ausdruck an. Benommen tastet er nach seiner zerbrochenen Brille, bekommt sie mit zittriger Hand zu fassen, hält sie dem Koloss anklagend entgegen und flüstert mit Grabesstimme:
    Â»Sieh mal, wie du meine Brille zugerichtet hast, Joma.«
    Â»Ich verbiete dir, mein Privatleben zu erwähnen!«
    Blackmoon mustert seine Brille in einer Art und Weise, wie andere das Ausmaß einer Katastrophe abschätzen.
    Â»Los, steh auf!«, herrscht Joma ihn an. »Und binde mir diese Hunde wieder fest.«
    Blackmoon versucht, sich aufzurichten, aber kein einziger Muskel will ihm gehorchen. Sein Gesichtsausdruck ist seltsam. Es ist, als ob seine Züge zerflössen, als würde gleich der Funke in seinen Pupillen erlöschen. Ein Blutstrom quillt ihm aus dem Mund und verteilt sich in elastischen Fäden über sein Kinn. Plötzlich kommt unter seiner Hüfte eine rote Lache zum Vorschein, breitet sich langsam am Boden aus. Da erst wird Joma der Ernst der Lage bewusst. Er springt zu seinem Boy hinüber. Kaum hat er ihn berührt, stößt Blackmoon ein unmenschliches Röcheln aus. Als er ihn auf die Seite dreht, sieht Joma, dass sich sein Schützling im Sturz auf seinem eigenen Säbel aufgespießt hat.
    Â»Heiliger Himmel«, entfährt es dem Riesen, »was für eine verdammte Sauerei ist das?«
    Er presst seinen Boy an sich, redet beschwörend auf ihn ein, um ihn wach zu halten, fleht ihn an, sich an ihn zu klammern. Doch dann merkt er, dass alles vergebens ist. Vom Schmerz und vom schlechtem Gewissen übermannt, ruft Joma inbrünstig den Himmel an, während er verzweifelt den schmächtigen Körper des Jungen schüttelt, der sich unter gewaltigen Zuckungen seines Blutes entleert … Vor unseren Augen sinkt das Scheusal, das sich immer gefühllos wie eine Dampfwalze gegeben hat, weinend zusammen und flennt so hemmungslos wie ein Kind. Über Jomas Schulter hinweg starrt Blackmoon uns an, dann flackert sein Blick und sein Hals wird schlaff. Soeben hat er seine Seele ausgehaucht.
    Joma hält seinen Boy noch immer an sich gedrückt und wiegt ihn hin und her. Seine Tränen überschwemmen die Ebene, prallen an den Felsen ab, trudeln durch die Luft …
    Bruno rennt zum Pick-up und kommt mit dem Gewehr zurück, das in der Fahrerkabine am Haken hing.
    Â»Tut mir leid«, sagt er zum aufgelösten Riesen, »aber ab sofort trennen sich unsere Wege.«
    Mit tränenüberströmten Wangen und unendlicher Behutsamkeit legt Joma seinen Boy auf dem Erdboden nieder, dann wendet er sich uns zu.
    Â»Ich flehe Sie an«, fährt Bruno fort, »zwingen Sie mich nicht zu schießen. Nehmen Sie sich aus dem Wagen, was Sie brauchen, und lassen Sie uns frei.«
    Joma wischt sich mit dem Handgelenk unter der Nase entlang, während er sich erhebt. Noch nie ist er mir so gigantisch erschienen. Das Beben seiner Nüstern verrät bodenlosen Hass. Bruno weicht zurück. Er hat Angst, doch er weigert sich, der in ihm aufsteigenden Panik nachzugeben.
    Â»Na los, schieß doch, worauf wartest du noch?«, höhnt der Koloss. »Lass sehen, ob du Mut im Bauch hast, du Weichei. Verdammt, wo bleibt dein Schneid? Los, nun schieß schon …«
    Â»Ich habe noch nie einen Menschen verletzt, Joma. Lassen Sie uns doch einfach frei.«
    Â»Was hindert dich daran? Die Waffen sind jetzt auf deiner Seite.«
    Er fährt mit der Hand an sein Koppel, zückt seine Pistole und schleudert sie zu Boden. Dann breitet er die Arme aus und baut sich direkt vor Bruno auf:
    Â»Jetzt musst du aber ganz genau zielen, denn ich werde dich auf keinen Fall verfehlen.«
    Er tut einen Schritt nach vorn, einen zweiten, einen dritten … So weit Bruno auch zurückweicht, Joma holt ihn mit Riesenschritten immer wieder ein. Ich bin wie versteinert, dem Geschehen nicht gewachsen. Obwohl Bruno allmählich Zweifel am Ausgang des Unternehmens kommen, kann ich ihm nicht zur Seite stehen. Joma ist nun auf meiner Höhe angelangt, aber er nimmt mich nicht wahr, ist völlig auf den Franzosen fixiert. Bruno ist wie

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