Die Landkarte der Zeit
ihm. Der Unbekannte führte ihn auf direktem Weg zu einem verlassen
wirkenden Haus am Berkeley Square, in das er eintrat, nachdem er sich vergewissert hatte, dass er nicht beobachtet wurde.
Sekunden später drangen Marcus und seine Männer in das Haus ein und fielen über den Unbekannten her, dem schon ein paar Faustschläge
reichten, um zu gestehen, wie er in den Besitz eines Buches gekommen war, das es noch gar nicht gab. So erfuhr Marcus von
der Existenz der Bibliothek der Wahrheit und alles Übrige. Da war er in diese Zeit gereist, um seinen Lieblingsschriftsteller
umzubringen und damit zu dessen einzigem Leser zu werden, und noch ehe es dazu gekommen war, hatte er mehr entdeckt, als er
verdauen konnte. Der
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Mann, dem die Leibwächter das Gesicht blau und grün geschlagen hatten, hieß August Draper und war der echte Bibliothekar,
der den Auftrag hatte, über das 19. Jahrhundert zu wachen. Er war gekommen, um die Veränderungen rückgängig zu machen, die ein Zeitreisender namens Frost im Zeitgefüge
verursacht hatte, als er die Schriftsteller Bram Stoker, Henry James und H . G . Wells umgebracht und ihre Romane unter seinem Namen veröffentlicht hatte. Marcus war sprachlos, als er entdeckte, dass nicht
Melvin Frost der Autor jener drei großartigen Romane war, sondern die drei Schriftsteller, die sein Gefangener erwähnt hatte
und die, obwohl sie in ihrer Zeit gestorben waren, bevor sie berühmt wurden, im ursprünglichen Universum noch viele weitere
Romane schreiben würden. Fast ebenso sprachlos machte ihn die Entdeckung, dass Jack the Ripper nie gefasst worden war. Marcus
fühlte sich fast metaphysisch beleidigt, als er begriff, dass er nicht mehr getan hatte, als von einer Parallelwelt zur anderen
zu driften, immer den Vorgaben anderer Zeitreisender folgend, die sich nicht damit zufriedengegeben hatten, nur ägyptische
Sklavinnen zu befriedigen. Er schob diese Gedanken jedoch beiseite und versuchte, den Erklärungen seines Gefangenen zu folgen.
Dieser hatte vorgehabt, die Ordnung der Dinge wiederherzustellen, indem er die drei Schriftsteller warnte. Zu diesem Zweck
hatte er sich ausgedacht, ihre Romane, die ja unter dem Namen Melvin Frost veröffentlicht worden waren, in die entsprechenden
Briefkästen zu werfen, zusammen mit einem Stadtplan, in dem die Stelle ihres Treffens eingezeichnet sein würde. Kurz vor der
Durchführung dieser Aktion berichteten die Zeitungen dann über Marcus’ seltsame Morde, woraufhin er sofort zu einem der Tatorte
eilte. Was
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danach geschah, kannst du dir vorstellen: Marcus eliminierte ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, nahm vor euch seine Stelle
ein und gab sich als Zeitwächter aus.
Das war das, was wirklich geschah, und wenn du genau darüber nachdenkst, erklärt es vieles. Kommt es dir nicht komisch vor,
dass Marcus sich auf so wenig diskrete Weise mit euch in Verbindung gesetzt hat? In die Presse kommen und die Polizei alarmieren,
indem er drei Menschen umbringt, die ohnehin bald gestorben wären, was glauben mag, wer will! Aber ganz gleich, wie es dir
heute vorkommt: Zu der Zeit, als du dir die Frage hättest stellen müssen, hast du es nicht getan. Du bist nicht ganz so intelligent,
wie du glaubst, Bertie . Und du glaubst nicht, wie sehr es mich schmerzt, dir das sagen zu müssen.
Wo war ich stehengeblieben? Ach ja. Du hörst dir seine Erklärungen an, ohne deinen Blick von der Waffe wenden zu können, dein
Herz hat zu rasen begonnen, und der Schweiß läuft dir in Strömen den Rücken hinunter, du bist einer Ohnmacht nahe. Wäre auf
dich ebenso unvermutet geschossen worden wie auf James und Stoker, wäre vermutlich nichts passiert. So aber hattest du dich
während der langen Erklärung gewissermaßen an die Situation gewöhnen können, und als der Leibwächter näher trat und auf deine
Brust zielte, entlud sich schlagartig die in dir gesammelte Anspannung in einem blendenden Blitz. Eine knappe Sekunde lang
fühltest du dich schwerelos, von deinem eigenen Fleisch befreit, das dir nur noch wie eine verzichtbare Hülle vorkam, und
glaubtest, ein Luftgeist zu sein. Doch in der nächsten Sekunde fühltest du dich wieder schwer, als wärst du mit einem Anker
an die Erde gekettet, und das Gefühl von solider Körperlichkeit erleichterte dich
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seltsamerweise und weckte doch zugleich eine Sehnsucht nach jener vorüberhuschenden Erfahrung der Körperlosigkeit in dir.
Jetzt warst du wieder im
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