Die Landkarte der Zeit
setzte sich mit der ergebenen Miene dessen,
der weiß, dass es ein Zeichen von Charakterstärke und Weitsicht ist, schlechte Nachrichten gelassen zu ertragen.
Besagte Zeitschrift war ein Exemplar von
The Speaker
, in der eine vernichtende Kritik seines letzten Romans
Die Insel des Dr. Moreau
erschienen war. Die Tagelöhner der Zeitungen und Literaturbeilagen sollten sich darüber klarwerden, dass jedes Werk ein Zusammenspiel
von Kraft und Imagination, die Gestaltwerdung eines zutiefst einsamen Unternehmens, eines manchmal lange gereiften Traums
ist, wenn nicht gar der verzweifelte Versuch, einem Dasein Sinn zu verleihen, bevor sie aus der sicheren Existenz ihrer geheizten
Büros gnadenlos darauf herumhackten. Aber ihm konnten sie nichts. Denn er hatte ja den Korb.
Er betrachtete den geflochtenen Weidenkorb, der auf einem Wandbrett der Küche stand, und fühlte sofort, wie sein erschöpfter
Geist wieder lebendig und herausfordernd wurde. Die Wirkung des Weidenkorbs kam augenblicklich. Darum trennte er sich auch
nie von ihm, trug ihn von hier nach dort, auch wenn das unablässige Hin- und Herschleppen argwöhnische Blicke bei denen hervorrief,
die um ihn waren. Wells hatte nie an Talismane oder magische Gegenstände geglaubt, doch die ungewöhnliche Art, auf die er
in sein Leben getreten war, sowie die damit zusammenhängenden Ereignisse hatten ihn veranlasst, mit dem Korb eine Ausnahme
zu machen. Er bemerkte, dass Jane ihn mit Gemüse gefüllt hatte, und diese Tatsache ärgerte ihn |183| nicht etwa, sondern amüsierte ihn, denn indem seine Frau den Korb auf diese häusliche Weise benutzte, verschleierte sie nicht
nur dessen magische Eigenschaft, sondern verdoppelte seine Nützlichkeit auf leichthändige Weise. Der Korb brachte ihm nicht
nur Glück und stärkte jedes Mal sein Selbstvertrauen, wenn er an die außergewöhnliche Person dachte, die diese Weidenruten
geflochten hatte, er war auch als Korb zu gebrauchen.
Sehr viel ruhiger jetzt, schlug Wells die Zeitschrift zu. Er würde nicht hinnehmen, dass jemand seine Erfolge trübte, mit
denen er ganz zufrieden sein konnte. Er war dreißig Jahre alt, und nach einer ebenso ungewissen wie endlosen Zeit des Kampfes
gegen die Elemente war sein Leben jetzt in stilles Fahrwasser gekommen.
Leicht war es nicht gewesen. Denn es war, als hätte sich im selben Moment, in dem er als Junge seinen Weg deutlich vor sich
sah, ein Sturm erhoben, der ihm das Voranschreiten erschwerte. Ein unermüdlich wütender Sturm in Gestalt seiner Mutter, Sarah
Wells, die keine andere Aufgabe im Leben zu kennen schien, als aus dem kleinen Bertie und seinen älteren Brüdern Fred und
Frank erfolgreiche Männer zu machen, was für sie gleichbedeutend war mit einem Dasein als Angestellter. Dank der Vermittlung
eines Vetters zweiten Grades seiner Mutter wurde er daraufhin zu einem Verwandten nach Wookey geschickt, wo selbiger eine
Schule leitete, ohne dass es Wells deswegen gelang, dort seine Lehramtsprüfung abzulegen. Der Schulleiter wurde nämlich, kaum
hatte Wells diese ihm sehr viel mehr zusagende Ausbildung begonnen, als Betrüger entlarvt, der sich den Posten des Schulleiters
mit gefälschten Zeugnissen erschlichen hatte. Und der kleine Bertie war |184| den Obsessionen seiner Mutter ausgeliefert, die ihn auf einen falschen Weg schickte. So begann der gerade vierzehn Jahre alt
gewordene Wells als Lehrling in der Apotheke von Mr. Cowap zu arbeiten, der den Auftrag hatte, einen Apotheker aus ihm zu machen. Schon bald erkannte Mr. Cowap jedoch, dass dieser Junge viel zu überdurchschnittlich war, um auf so einem Posten zu verkümmern, und gab ihn in die
Hände von Horace Byatt, dem Direktor der Mittelschule von Midhurst, der ständig auf der Suche nach brillanten Schülern war,
um das akademische Ansehen seiner Schule aufzuwerten. Wells fiel es nicht schwer, unter all den mittelmäßigen Schülern hervorzustechen
und sogleich Byatts Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der tat sich mit dem Apotheker zusammen, und die beiden beschlossen,
dem talentierten Jungen die bestmögliche Ausbildung zukommen zu lassen. Wells’ Mutter kam aber bald dahinter, dass die beiden
nichtsnutzigen Philanthropen sich verschworen hatten, den kleinen Bertie ins Verderben zu führen, sodass sie ihn kurzentschlossen
in eine andere Tuchhandlung schickte, nach Southsea. Dort verbrachte Wells zwei Jahre in einem Zustand tiefer Ratlosigkeit,
da er sich einfach
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