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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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Wechslerin, jemand, dem nicht schlecht wurde, genau wie Joshua? Selbst wenn, man konnte nur eine bestimmte Anzahl von Schritten pro Tag machen. Er selbst schaffte ohne Hilfe vielleicht tausend Schritte am Tag. Schließlich musste man auch mal schlafen und essen. Sobald man den Dreh raushatte, konnte man ein Reh wechseljagen, aber das Ausnehmen des Wildes und die Zubereitung ließ sich nicht beschleunigen, was das Tempo weiter verlangsamte … Um bis hierherzukommen, würde man Jahre brauchen.
    Sie betrachtete ihn misstrauisch. »Was überlegst du? Mit wem hast du geredet?«
    »Mm, mit dem Kapitän meines Schiffes.« Das war nicht direkt gelogen, und da die Schwestern so gut wie keine Lügen tolerierten, war Joshua erleichtert.
    »Wirklich? Damit meinst du wohl diesen lächerlichen fliegenden Gasbeutel? Wie groß ist wohl die Besatzung dieses Monsters? Übrigens hoffe ich doch sehr, Robur der Eroberer, dass ihr mit dieser Welt nichts Böses im Schilde führt. Ich mag diese kleinen Kerlchen nämlich sehr.«
    Joshua schaute nach unten. Die Minidinos hatten rings um sie beide einen Kreis gebildet und hielten sich vorsichtig balancierend aufrecht, wie Meerkatzen, bei denen die Neugier über die Vorsicht gesiegt hat.
    »Der Kapitän würde dich gerne an Bord begrüßen«, brachte Joshua schließlich heraus.
    Sie lächelte. »An Bord von diesem Ding? Nie im Leben, mein Freund, nichts für ungut … Aber vielleicht«, sagte sie etwas zögerlicher, »habt ihr ein bisschen Seife übrig? Ich mache natürlich meine eigene Seife, aber zu etwas, das die Haut ein bisschen mehr verwöhnt, würde ich nicht Nein sagen.«
    »Ich glaube schon, dass …«
    »Vielleicht mit Rosenduft?«
    »Sonst noch was?«
    »Schokolade.«
    »Klar doch.«
    »Im Gegenzug biete ich … Informationen. Einverstanden?«
    Die Stimme in Joshuas Ohr soufflierte: »Frag sie, welche Informationen sie uns geben kann, die wir nicht selbst herausfinden können.«
    Nachdem er ihr diese Frage gestellt hatte, schnaubte Sally empört. »Keine Ahnung! Was könnt ihr denn alles selbst herausfinden? Mit euren vielen Antennen und Schüsseln dort oben könnt ihr wahrscheinlich sogar die E-Mails von Gott hacken.«
    »Ich geh jetzt rauf«, sagte Joshua, »hole Seife und Schokolade und komme wieder runter, ja? Geh bloß nicht weg.«
    Zu seiner Verlegenheit lachte Sally laut. »Meine Güte, ein echter Gentleman. Du bist garantiert Pfadfinder gewesen!«
    Während er zur Mark Twain hinauffuhr, flüsterte ihm Lobsang ins Ohr: »Falls es eine effektivere Möglichkeit des Wechselns gibt, müssen wir unbedingt herausfinden, wie es funktioniert.«
    »Weiß ich auch, Lobsang, klar! Ich bin ja schon dran.« Dabei waren eventuelle Wechselgeheimnisse momentan das Letzte, was Joshua beschäftigte.
    Sie aßen ihr Mittagessen am Strand: frisch gefangene Austern über einem offenen Feuer.
    Die Begegnung brachte Joshua mehr aus der Fassung als alles andere. Er war die Gesellschaft von Frauen nicht gewohnt, jedenfalls nicht von Frauen ohne Nonnenschleier. Im Heim waren alle Mädchen mehr oder weniger seine Schwestern, und alle Nonnen verfügten über Laserblick und Ultraschallgehör; was das andere Geschlecht anging, stand man unter ständiger Beobachtung. Und wenn man viel Zeit in den neuen Welten verbrachte und nur sehr selten auf andere Menschen traf, stellte jeder, dem man begegnete, eine Störung dar, ein Fremdkörper, der einem Platz wegnahm.
    Als zusätzlicher Störfaktor stand immer noch eine Gruppe von Minidinos um sie herum. Die possierlichen Tiere reckten die Köpfe hierhin und dorthin, damit sie auch ja nichts verpassten. Joshua kam sich vor, als beobachtete ihn eine Gruppe neugieriger Kinder. Er hatte den Eindruck, er müsste ihnen ein paar Dollar geben, damit sie ins Kino abhauten.
    Schließlich musste er mit dieser rätselhaften Sally reden. Er spürte eine Anspannung, ein gewaltiges, unerfülltes Bedürfnis.
    »Keine Sorge wegen der Dinos«, sagte sie. »Die tun nichts, obwohl sie ziemlich klug sind. Und sie sind sehr gerissen, wenn es darum geht, den größeren Dinos und den Kroks aus dem Weg zu gehen. Ich komme immer wieder her, um nach ihnen zu sehen.«
    » Wie denn? Wie bist du hierhergekommen, Sally?«
    Sally stocherte in der Glut herum, und die kleinen Wesen wichen erschrocken ein Stück zurück. »Das geht dich nichts an. So lautete schon der Kodex des Wilden Westens, und der zählt verdammt noch mal auch hier. Diese Austern schmecken gebraten echt genial,

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