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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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Nesbit vorgelesen, und auch sonst so ziemlich alles. Ich bin zu Hause unterrichtet worden, was ich wohl nicht eigens erwähnen muss. Ich bin mit meinem eigenen Narnia aufgewachsen! Ehrlich gesagt bin ich seit dem Wechseltag ziemlich sauer darüber, dass ich meinen geheimen Ort mit allen anderen teilen muss. Zuvor hatte mir Mama immer eingeschärft, dass ich niemandem erzählen darf, was ich kann.«
    Joshua hörte ihr wie benommen zu. Er konnte sich kaum vorstellen, wie es gewesen sein musste, zu einer Familie von Wechslern zu gehören, einer ganzen Familie, die so war wie er.
    »Damals war es sehr schön. Ich habe viel Zeit mit Papa in seinem Schuppen verbracht, weil der Schuppen in einer anderen Welt stand – auch wenn ich ihn natürlich in dieses andere Wyoming führen und wieder von dort zurückbringen musste. Aber Papa war ja kaum da, weil er immer irgendwo hinfliegen musste, dorthin, wo ihn die Leute von Black hinschickten. Das konnte überall sein, das MIT oder irgendein Forschungslabor in Skandinavien oder Südafrika. Manchmal tauchte spät in der Nacht ein Hubschrauber auf, er stieg ein und dann, ungefähr eine Stunde später, kam er wieder zurück, und der Hubschrauber flog davon. Wenn ich ihn fragte, was er gemacht habe, lautete seine Antwort immer: ›Ach, ich musste nur rasch was erledigen.‹ Das reichte mir völlig, denn mein Papa wusste über alles Bescheid. Er wusste alles. Ich wusste überhaupt nichts über seine Arbeitsprojekte, und ich habe mich auch nicht darüber gewundert, dass es ihm gelang, den Wechsler zu erfinden. Er war eine außergewöhnliche Mischung aus genialem Theoretiker und handwerklich begabtem Ingenieur; ich glaube, er ist dem wahren Wesen der Langen Erde näher gekommen als jeder andere … Er kam jedoch nicht damit klar, dass Mama starb. Das war ein Problem, dem er mit Technologie nicht beikommen konnte. Danach lief alles ziemlich aus dem Ruder.« Sally zögerte. »Ich meine, noch mehr als vorher schon. Er arbeitete einfach weiter. Aber ich hatte den Eindruck, als wäre es ihm egal, woran er eigentlich arbeitete und wofür es gut sein sollte. Er war immer sehr moralisch gewesen, ein Hippie aus einer langen Ahnenreihe von Hippies, und plötzlich war ihm das alles egal. Aber er lebte ein Doppelleben. Er versteckte solche Sachen wie den Wechsler, behielt sie für sich. Papa versteckte gerne Sachen. Er sagte, das habe er in seiner Hippie-Zeit gelernt, als er seine Marihuana-Plantage im Keller versteckt hatte. Einmal zeigte er es mir. Er hatte eine Geheimtür, die sich nur öffnete, wenn man einen losen Nagel ein kleines Stück hineindrückte und einen der Farbeimer um neunzig Grad drehte. Dann schob sich eine Wandverkleidung zur Seite, und dahinter befand sich ein großer Raum, den man dort nie vermutet hätte. Man konnte immer noch riechen, wo die Pflanzen einst gestanden hatten. – Das ist meine Geschichte. Ich bin schon immer gewechselt. Ich bin damit aufgewachsen. Der Wechseltag war für meine Familie nicht mehr als eine Bodenwelle. Du hingegen musstest das Wechseln erst für dich entdecken, stimmt’s, Joshua? Ich habe gehört, dass du von Nonnen erzogen wurdest. Es ist ein Teil deiner Legende.«
    »Ich will keine Legende.«
    »Nonnen, echt? Haben sie dich geschlagen oder sonst irgendetwas … irgendwelche komischen Sachen mit dir angestellt?«
    Joshua kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »So was gab’s bei uns nicht. Na ja, mal abgesehen von Schwester Mary Joseph, und die hat Schwester Agnes innerhalb einer Stunde wieder davon kuriert, Junge, Junge, hat die ihr den Kopf gewaschen. Andererseits, wenn ich so zurückblicke, ging es dort wirklich ziemlich schräg zu. Aber auf eine gute Art schräg. Erfrischend schräg. Die Nonnen genossen sehr viele Freiheiten. Noch vor dem Alten Testament haben wir Carl Sagan gelesen.«
    »Freiheit. Also, damit kann ich mich anfreunden. Deshalb hat mein Vater Douglas Black verlassen. Douglas hat das mit der Wechsel-Box eines Tages herausgefunden, irgendwie hat er es aus meinem Vater herausgepresst. Ich glaube, nachdem Mama tot war, hat Papa sowieso angefangen, andere Leute zu hassen. Das, was Black getan hat, hat das Fass nur zum Überlaufen gebracht. Eines Tages ist Papa einfach verschwunden. Er hat eine Stelle in Princeton angenommen, unter falschen Angaben. Aber dort stand er immer noch zu sehr im Licht der Öffentlichkeit, und als er Wind davon bekam, dass Black ihm auf der Spur war, zog er sich nach Madison zurück und

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