Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Sie brauchen nicht einmal eine richtige Regierung. Man könnte Bürgermeister Spencer als Primus inter Pares bezeichnen. Wenn es irgendein großes Projekt zu erledigen gibt, setzen sich alle auf den Hosenboden und bringen es gemeinsam über die Bühne.«
    »Das riecht alles irgendwie ein bisschen nach Die Frauen von Stepford «, sagte Joshua.
    Sally lachte. »Es beunruhigt dich wohl. Eine glückliche menschliche Gemeinschaft beunruhigt Joshua Valienté, den großen Einzelgänger, der selbst so wenig Mensch ist. Aber du hast recht, es ist … irgendwie seltsam. Aber auf eine positive Art und Weise. Dabei rede ich jetzt nicht von Telepathie und solchem Quatsch.«
    Joshua grinste. »Du meinst im Gegensatz zu dem Quatsch, dass du ganz nach Belieben von einer Welt zur anderen hüpfen kannst?«
    »Ja, ja, schon gut«, erwiderte Sally, »ich weiß, was du meinst, aber du hast mich sehr wohl verstanden. Es ist alles so nett hier. Ich habe schon mit ihnen darüber geredet, und sie behaupten, es liege an der frischen Luft. Genug Platz für alle, mehr als genug zu essen, keine ungerechten Steuern, blablabla …«
    »Vielleicht liegt es ja an den Trollen«, sagte Joshua schlicht. »Die Mischung aus Trollen und Menschen so dicht beieinander.«
    »Mag sein«, gab sie zu. »Manchmal frage ich mich …«
    »Was fragst du dich?«
    »Ich frage mich, ob hier vielleicht etwas so Großes vor sich geht, dass sogar Lobsang sein Denken neu kalibrieren müsste. Es ist nur so eine Ahnung, ich bin einfach misstrauisch. Andererseits ist ein Wechsler, der nicht misstrauisch ist, schon bald ein toter Wechsler.«

39
    A m darauffolgenden Morgen stand Joshua früh auf und ging wieder auf Erkundungsgang, diesmal allein. Die Leute waren freundlich und immer zu einem Gespräch bereit, reichten ihm sogar selbst getöpferte Becher mit Limonade. Er überwand seine natürliche Schweigsamkeit und unterhielt sich mit ihnen, lauschte ihren Worten.
    Er erfuhr, dass inzwischen die ganze Umgebung ringsum so ziemlich besiedelt war, mit florierenden Gemeinden entlang der Küste und den Flusstälern. Keine zählte mehr als ein paar Hundert Einwohner, aber die Leute kamen an Festtagen zusammen, oder auch, wenn interessante Besucher auftauchten, so wie Lobsang und sein Luftschiff. Durch das Eintreffen immer neuer Ankömmlinge in den vergangenen Jahrzehnten hatten sich die Gemeinden vergrößern müssen, überall im Land entstanden neue Siedlungen.
    Diese rasche Ausbreitung hatten, wie er erfuhr, vor allem die Trolle ermöglicht. Trolle waren nützlich, Trolle waren freundlich, gesellig – und vor allem immer bereit, große Gewichte zu heben, eine Übung, an der sie sogar großes Vergnügen fanden. Ihre außerordentliche Muskelkraft hatte den Kolonisten dabei geholfen, den Mangel an Arbeitskraft, Zugtieren und Maschinen auszugleichen.
    In gewisser Hinsicht waren die Trolle jedoch auch der Grund für die ständige Bautätigkeit, das Entstehen immer neuer Siedlungen. Joshua erfuhr, dass die Trolle allergisch gegen große Ansammlungen waren – das heißt, gegen große Menschenansammlungen. Ganz egal wie viele Trolle es gab, sie wurden nervös, wenn mehr als eintausendachthundertneunzig Menschen in ihrer unmittelbaren Nähe wohnten; diese Zahl hatte sich durch vorsichtiges Ausprobieren in der Vergangenheit bestätigt. Sie wurden nicht böse, sie machten sich nur klammheimlich davon und kamen nicht wieder; erst dann, wenn sich ein paar Dutzend der Bewohner irgendwo anders niederließen und die Zahl wieder unter die magische Grenze fiel. Da der gute Wille der Trolle von immensem Wert war, dehnte sich Happy Landings immer weiter nach Süden aus, ein loser Verbund kleiner, trollfreundlicher Siedlungen. Das war keinesfalls lästig, da man jederzeit in wenigen Minuten zu Fuß ins nächste Dorf gehen konnte und es in dieser Flusslandschaft genug Platz für weitere Siedlungen gab.
    Später am Vormittag erfuhr Joshua, dass sich ein junger Mann namens Henry ganz besonders für das Phänomen der Größe der Städte interessierte. Er war bei den Amish aufgewachsen, bis er eines Tages in eine weiche Stelle wechselte und, wie sich alsbald herausstellte, bei einer völlig anderen Sorte von Auserwählten landete. Joshua kam es vor, als hätte sich Henry mit dieser Beförderung recht gut arrangiert. Er erklärte Joshua, seine Leute zu Hause seien schon immer der Meinung gewesen, dass hundertfünfzig Menschen genau die richtige Anzahl für eine fürsorgliche Gemeinde seien, weshalb er

Weitere Kostenlose Bücher