Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
fuhr Joshua fort.
    »Bis jetzt gab es dafür keinen Anlass. Ich habe immer direkt mit Lobsang kommuniziert, über Interface. Außerdem ist der Unsinn, den wir reden, wie Schaum auf dem Wasser; Taten sind wie Tropfen aus Gold.«
    Sally wandte den Blick ein wenig zur Seite, was, nach Joshuas Erfahrung, immer ein Warnsignal war. »Wo kommt denn dieser Spruch her?«
    »Tibet«, antwortete Shi-mi.
    »Du bist nicht etwa ein Avatar von Lobsang oder so was? Ich hatte gehofft, dass wir ihn endlich los sind.«
    Die Katze hörte auf, ihre Pfote zu lecken, und hob den Kopf. »Nein. Obwohl ich ebenfalls eine auf Gel basierende Persönlichkeit bin. Abgestimmt auf leichte Konversation, alte Spruchweisheiten, Nagetierentsorgung und gelegentliche Plaudereien mit einer einunddreißigprozentigen Neigung zum Zynismus. Ich bin selbstverständlich ein Prototyp, werde aber schon bald zu einer umfangreicheren Palette von Haustieren gehören, die von der Black Corporation angeboten wird. Erzählen Sie es allen Ihren Freunden! Aber wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich bin noch nicht fertig mit meiner Arbeit.« Damit spazierte die Katze wieder hinaus.
    Als sie weg war, sagte Joshua: »Du musst schon zugeben, dass sie zumindest besser ist als eine Mausefalle.«
    Sally wirkte ein wenig gereizt. »Jetzt hatte ich mich gerade mit dem Gedanken angefreundet, dass eure Titanic hier nicht noch lächerlicher werden kann … Befinden wir uns immer noch über dem Ozean?«
    Joshua warf einen Blick aus dem nächstbesten Bullauge. »Ja.«
    »Wir sollten umdrehen. Zurück ans Ufer.«
    »Wir haben bereits gedreht«, erwiderte Joshua. »Ich habe alles eingestellt, nachdem wir Lobsang hinabgelassen haben. Wir haben vor einer halben Stunde die Rückfahrt angetreten.«
    »Bist du sicher, dass dieses schwimmende Roboterdings genug Kraft hat, um uns wieder über Land zu bringen?«, fragte Sally, offensichtlich ein wenig beunruhigt.
    »Sally, die Mark Twain ist von Lobsang entwickelt worden. Die schwimmende Einheit dort unten hat genug Kraft, um uns einmal um die ganze Erde zu schleppen. Er macht sogar von seinen Back-ups noch Back-ups. Das weißt du doch. Stimmt was nicht?«
    »Wo du schon fragst: Ich hab’s nicht so mit dem Wasser. Schon gar nicht mit Wasser, bei dem man den Grund nicht sehen kann. Könnten wir uns darauf verständigen, grundsätzlich immer ein paar Bäume unterm Kiel zu haben?«
    »Als ich dich kennengelernt habe, hast du dich an der Küste rumgetrieben.«
    »Das war am Rand. Flaches Wasser! Wir befinden uns hier in der Langen Erde. Man kann nie wissen, was da unter einem auftaucht.«
    »Wahrscheinlich hast du dich nicht lange auf dieser einen Wasserwelt aufgehalten, durch die Lobsang und ich gekommen sind. Da war ein Untier im Ozean, das …«
    »Als ich in diese Welt kam, bin ich von einem Hügel aus gewechselt, zwei Meter tief gefallen und zu einer Stelle geschwommen, von der ich wusste, dass ich von dort wieder wegkam, und ich bin gerade rechtzeitig gewechselt, ehe ein Riesenmaul um mich herum zusammenklappte. Ich habe nicht gesehen, wozu es gehörte. Meiner Meinung nach haben meine Vorfahren sehr viel Mühe investiert, um aus dem gottverdammten Meer herauszukriechen, und ich habe nicht vor, ihnen diese viele Arbeit einfach so vor die Füße zu schmeißen.«
    Joshua grinste und bereitete weiter das Essen vor.
    »Hör mal, Joshua, ich bin dafür, dass wir nach Happy Landings zurückgehen. Was meinst du? Ich habe ganz plötzlich Lust auf Gesellschaft … Oh. Wir müssen die Mark Twain mitnehmen, stimmt’s? Mit allem, was von Lobsang noch übrig ist, von der Katze ganz zu schweigen. Wir finden bestimmt eine Lösung, wie wir die Mark Twain seitwärts fortbewegen können, und wenn wir sie mit der Hand ziehen müssen. Aber wie soll sie eigentlich ohne Lobsang wechseln?«
    »Da hab ich schon eine Idee«, antwortete Joshua. »Aber das kann warten. Noch einen Kaffee?«
    Den Rest des Tages taten sie so, als wäre Sonntag, beziehungsweise das, was man so von einem Sonntag erwartete. Für große, komplizierte neue Konzepte braucht man Zeit. Man muss sie erst einmal im Kopf sortieren, ohne das kaputtzumachen, was bereits da ist. Am Ende hatte das sogar für Lobsang gegolten, wie Joshua jetzt erkannte.
    Am darauffolgenden Nachmittag ließ sich Joshua von Sally dorthin führen, wo sie eine weiche Stelle erspürte, eine Abkürzung, die sie nach Happy Landings bringen würde, nicht weit von der Küste entfernt. Dazu begaben sie sich auf den Erdboden hinab.

Weitere Kostenlose Bücher